Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

68 Der italienische Krieg bis zur dritten Jsonzoschlacht 
23. Juni 1915. 
In dem nun abgelaufenen ersten Kriegsmonat haben die Italiener keinen Er 
folg erzielt. Unsere Truppen im Südwesten behaupten wie zu Beginn des Krieges ihre 
Stellungen an oder nahe der Grenze. 
Bei Malborgeth und am Karnischen Kamm brachen sämtliche Versuche feindlichen 
Vordringens unter schweren Verlusten zusammen. 
Aus der italienischen Meldung: Das Duell der Artillerie, besonders der mitt 
lern und großen Kalibers, nahm auf der ganzen Frontlänge zu. Der Feind versuchte 
auch nächtliche Angriffe, besonders an gewissen Orten des Großen Pal, des kleinen 
Pal und den zwischen dem Pizzo Collina und dem Zellenkofel gelegenen Grünen 
Kamm (Cresta Verde), die gestern von unsern Truppen besetzt worden waren. Ein 
bruchsversuche des Feindes gegen unsere Freikofelstellungen waren besonders hart 
näckig während der Nacht des 22. Juni und während des folgenden Tages. Wir 
haben dort drei Angriffe aufgehalten, die alle zurückgeschlagen wurden, sowohl dank 
der wirksamen Hilfe der Artillerie als auch der Verwendung von Handgranaten. Der 
Feind ließ 200 Leichen auf dem Gelände zurück. 
Demgegenüber wurde aus dem österreichisch-ungarischen Kriegspresse 
quartier festgestellt, daß die erwähnten Angriffe gegen den Großen Pal, den Kleinen 
Pal und den Freikofel überhaupt nicht stattfanden. Gegen den Grünen Kamm zwischen 
dem Zellenkofel und Collinakofel arbeiteten stch im Verlauf des 22. Juni etwa zwei Züge 
Landsturm heran, stiegen aber in der Nacht vom 23. Juni wieder ab, da der frontale 
Anstieg angesichts des am Kamm befindlichen, etwa gleich starken Gegners den Erfolg 
sehr zweifelhaft erscheinen ließ. Der angeblich unsererseits in der Nacht vom 22. Juni 
gegen die italienische Freikofelstellung erfolgte nachdrückliche Einbruchsversuch war nichts 
anderes als ein überraschend eröffnetes Jnfanteriefeuer aus unserer Stellung. Der 
Feind antwortete aus unser Schießen mit Geschrei und regellosem Feuer und ließ sich 
auch an einigen Stellen verleiten, seine Deckungen zu verlassen, wobei er durch Hand 
granaten und Jnfanteriefeuer größere Verluste erlitt. Am vorhergehenden Tage war 
am Freikofel 4 Uhr nachmittags ein feindlicher Vorstoß abgewiesen worden. Am 23. Juni 
erfolgte weder von der eigenen noch von der feindlichen Seite ein Angriff. Da die 
eigenen Truppen ihre Stellungen nicht verlassen hatten, konnten auch keine Leichen von 
ihnen im Terrain liegen. Daß infolge der Unterzeichnung des Chefs des italienischen 
Generalstabs, des Grafen Cadorna, die einwandfrei erscheinende amtliche Veröffent 
lichung so dreist sein sollte, absichtlich Unrichtigkeiten in der Welt zu verbreiten, kann nicht 
vorweg angenommen werden. Es scheint aber aus mehreren ähnlichen Vorkommnissen 
hervorzugehen, daß die Unterkommandanten Falschmeldungen erstatten, die der General- 
stab ohne weitere Prüfung veröffentlicht. 
24. Juni. 
An der kärntnerischen Grenze wurde beim Kleinen Pal ein Angriff starker 
italienischer Truppen abgewiesen. Sonst fanden an dieser Grenze nur Geschütz- 
kämpfe statt. 
Aus der italienischen Meldung: In Kärnten dauerte das Artilleriefeuer 
mit Intensität fort, besonders gegen Malborgeth. Eine Kuppel des Forts Hensel 
wurde heute eingeschlagen. In der Nacht des 23. Juni erneuerten sich die vergeblichen 
Angriffe des Feindes gegen unsere Stellungen am Kleinen und Großen Pal. 
25. Juni. 
An den Grenzen Kärntens mehrfach Geschützkämpfe. 
26. Juni 1915. 
Im kärntnerischen Grenzgebiet hat sich nichts von Bedeutung ereignet.
	        
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