Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

62 Der italienische Krieg bis zur dritten Jsonzoschlacht 
Bäder. Ost liegen diese Löcher so dicht aneinander, daß man unwillkürlich an Pocken 
narben erinnert wird; die ganze Erde ist wie umgeackert. Nach einer Woche Ruhe 
griffen die Italiener am 19. Juli früh morgens bei starkem Nebel die österreichisch 
ungarischen Stellungen zum erstenmal auch mit Infanterie an. Zwei Bataillone eines 
Alpiniregiments gingen gegen die Pfannspitze und gegen Eisenreich aus ihren Stellungen 
beim Quaterna vor. Als sie auf Sturmdistanz herangekommen waren, hob sich plötzlich 
der Nebel und brachte den Italienern, die wie auf dem Exerzierplatz in tadellos aus 
gerichteten Linien vorgegangen waren, ein vernichtendes Kreuzfeuer. Unsere Gebirgs- 
geschütze und Maschinengewehre wetteiferten mit den Schützen um die größte Wirkung. 
Das dritte Alpinibataillon, noch nahe seinen Deckungen in Reserve gestellt, verschwand 
im Nu, ebenso flüchteten auch die beiden Angriffsbataillone wieder von dem Hang 
herab und ließen gegen 400 Tote und Verwundete liegen; bei Nacht holten sie 
sie dann. 
Die Gefangenen erzählten uns übereinstimmend, daß man ihnen zugesichert habe, sie 
würden am 19. Juli von allen Seiten in das Pustertal einbrechen und Jnnichen, 
Toblach und Bruneck besetzen." 
In der Folgezeit wirkten die Italiener gegen die österreichischen Stellungen am 
Kreuzbergsattel und an den Hängen des Sextentales fast ausschließlich mit ihrer zahl 
reichen Artillerie, deren weittragende Geschütze aus ihren Höhenstellungen am Padola und 
Col Rosson bis weit ins Sextental hineinreichen. In den ersten Augusttagen 1915 aber 
versuchten sie den linken Flügel der Kreuzbergsattelstellung durch einen heftigen Flanken 
angriff über die Nemesalp (nordöstlich des Kreuzbergsattels) einzudrücken. Ueber diesen 
Vorstoß wurden der „Neuen Zürcher Zeitung" aus Innsbruck folgende Einzelheiten be 
richtet: „Einige Standschützen rückten am 7. August um 4 Uhr früh aus den Gräben 
in ihre Ruhestellung ein, als sie plötzlich Eoviva- und Avantirufe vernahmen. Die 
Soldaten kehrten um und besetzten einen kleinen vorgeschobenen Graben; da begannen 
die Italiener schon an den Drahtverhauen zu arbeiten. Sie hatten sich, zwei Bataillone 
stark, im Dunkel der Nacht herangeschlichen. Die Tiroler eröffneten zuerst das Feuer, 
und zwar ein gut gezieltes Flankenfeuer, wodurch sie verhinderten, daß die Italiener 
zu der Baracke gelangten, in der fast die ganze Mannschaft ruhte. Erst nach einiger 
Zeit kam das Gefecht richtig in Gang. Die Italiener, die Krampen, Schaufeln und 
alles mögliche mithatten, gruben sich ein und wollten in die vordersten österreichischen 
Gräben eindringen. Sie wurden aber zweimal mit dem Bajonett hinausgeworfen. 
Nach halbstündigem, wütendem Gefecht brachten die Tiroler zwei Maschinengewehre 
in Stellung, die unter den Italienern furchtbar zu mähen anfingen. In den vor 
deren Gräben begann schon der Nahkampf, als endlich die Tiroler Handgranaten 
erhielten, die unter den Angreifern schrecklich aufräumten, so daß der italienische An 
griff gegen 9 Uhr vormittags zusammenbrach. Was über den Berg hinablies, wurde 
niedergemacht. Viele Italiener stellten sich tot und rollten sich, um die Verteidiger zu 
täuschen, selbst den Hang hinab. Nun begann die italienische Artillerie mit nahezu 
50 Geschützen nachzuhelfen. Die österreichischen Stellungen wurden mit Geschossen förm 
lich überschüttet. Das Artilleriefeuer dauerte noch bis zum Abend. Einmal schlug eine 
italienische Granate in eine Mulde ein, in der sich ein Trupp italienischer Soldaten 
versteckt hatte. Als gegen Abend das Artilleriefeuer aufhörte, ergaben sich noch viele 
Italiener. Es waren Leute vom 92. Infanterieregiment, größtenteils Toskaner. Die 
Italiener hatten in dem Gefechte gegen 300 Tote und sehr viele Verwundete verloren. 
Am 12. August 1915 erreichten die Italiener mit Brandgranaten auch das Dorf 
Sexten, das von der Zivilbevölkerung bereits geräumt, aber mit zahlreichen Vorräten, 
die nur zum Teil geborgen werden konnten, in Flammen aufging.
	        
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