Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

58 Der italienische Krieg bis zur dritten Jsonzoschlacht 
Die Kämpfe um den Monte Piano 
Um zu beweisen, daß der zum Teil auf italienischem Gebiete gelegene, bei Kriegs 
beginn aber besetzte Monte Piano ganz in österreichisch-ungarischem Besitze ist, veröffent 
lichte das Landesverteidigungs-Oberkommando von Tirol in der „Soldatenzeitung" 
einen ausführlichen Bericht über die Kämpfe, an denen, wie aus dem die Truppen be 
lobenden Tagesbefehl des Landesverteidigungkommandanten vom 26. Juli 1915 hervor 
geht, Teile vom 14. Infanterieregiment, 3. Landesschützenregiment, 4. Kaiserjäger 
regiment, Standschützen, Feld- und Gebirgsartillerie usw. beteiligt waren. Der Bericht 
lautet: „Schon in den ersten Morgenstunden des 5. Juli 1915 begann der Feind unsere 
starke Stellung am Monte Piano zu beschießen. Anfänglich versuchte er es nur mit 
15-Zentimeterkanonen. Dank der von den Truppen zweckmäßig angelegten Deckungen 
war es dem Feind jedoch nicht möglich, damit greifbare Erfolge zu erzielen. Es 
wurde wohl einiger Schaden an Hindernissen und Schützengräben angerichtet, indes 
wurde die Wiederherstellung derselben bald wieder bewerkstelligt. So sah sich der 
Feind gezwungen, schon am 7. Juli mit einem intensiven Feuer aus 30,5-Zentimeter- 
mörsern einzusetzen, das an den folgenden Tagen mit wechselnder Stärke anhielt. 
In der Nacht vom 6. auf den 7. Juli arbeitete sich der Gegner auf 600 bis 800 
Schritte an unsere Stellung heran und grub sich hier ein. Die anhaltende Be 
schießung durch die feindliche Artillerie ließ auf einen baldigen Jnsanterieangriff 
schließen, und so wurde unsere Besatzung am 8. Juli um ein Geringes verstärkt. Mit 
dem 10. Juli wurde die Beschießung heftiger. Trotz des erhöhten angestrengten Wach- 
und Bereitschaftsdienstes, trotz ungünstiger Witterungsverhältnisse blieb der gute Geist der 
Besatzung immer der gleiche und der Entschluß, bis zum letzten Mann auszuharren, 
aufrecht. Hauptmann Gröschl, unermüdlich in diesem Sinne tätig, gebührt ein Haupt- 
anteil für die erfolgreiche Verteidigung. Am 12., 13. und 14. Juli versuchte der 
Gegner, sich gruppenweise nahe an unsere Stellungen heranzuschieben. Versuche, die 
stets durch unsere Artillerie vereitelt wurden. Die in der Stärke bis zu einer Kom 
pagnie vorgegangenen Teile des Feindes suchten nachtsüber immer wieder ihre alten 
Deckungen auf. Gleichzeitig mit diesen Angriffsversuchen gingen auch feindliche Ab 
teilungen — eine Kompagnie — einerseits gegen das Val di Rimbianco (das Rienztal), 
anderseits — mit etwa zwei Kompagnien — gegen das Val Popen« vor. Es gelang 
nirgend, auch nur unsere Vorstellung zu nehmen. Am 15. Juli nachmittags setzte endlich 
der erste, noch zögernd angesetzte Angriff an. Die feindlichen Linien, zwei Bataillone, 
kamen auf 500 Schritte heran und gruben sich ein. Ein Versuch, an diesem Tage durch 
einen Vorstoß im Gemärk — ein bis zwei Bataillone — die Stellungen Schluderbach zu 
bedrohen, scheiterten vollkommen. Die Italiener bezahlten diesen Angriff mit sehr schweren 
Verlusten; ein Hauptmann und ein Leutnant fielen. Außerdem ließen sie zahlreiche 
Gefangene in unseren Händen. Am 17. Juli beginnt das feindliche Artilleriefeuer sich 
bedeutend zu verstärken. Mit sämtlichen Geschützen jeglichen Kalibers, hauptsächlich aber 
30,5- und 21-Zentimetergranaten, bearbeitete der Gegner im Laufe des 17., 18. und 
19. Juli den engen Raum unserer Stellung am Monte Piano. 
Am 20. Juli, 5 Uhr morgens, setzte der Feind zum entscheidenden Jnsanterieangriff 
an. Teilen der Regimenter 55 und 56 und einer Kompagnie vom Alpiniregiment Nr. 7 
gelang es, im Nebel nahe an unsere Stellung heranzukommen, da durch die dreitägige Be 
schießung die Hindernisse ziemlich gelitten hatten. Ungeachtet der vielfachen Ueberlegen- 
heit, gelang es unserer Besatzung, unterstützt vom eigenen wirkungsvollen Artilleriefeuer, 
durch ihre Ruhe und ihr wohlgezieltes Feuer den Angriff abzuwehren. Der Feind 
setzte zum zweitenmal an, kam wieder bis an die Hindernisse, wurde aber auch diesmal 
abgewiesen. Durch Einsatz von neuen Reserven zum drittenmal vorgetrieben, gelang es
	        
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