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D i e italienischen Angriffe aus Tirol 
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Von jener in den Rücken unserer Front im Sellepaß geschickten Abteilung entkam 
buchstäblich nicht ein Mann; alles wurde vernichtet in diesem kleinen, überall von Fels 
mauern umringten Kessel westlich des Passes. An der einen, von der Natur offen ge 
lassenen Seite war eben unsere Stellung; an dem kleinen, rückwärtigen Ausgang beim 
Rifugio standen auch die Unsern. 
Und da die Dolomitenzinnen gerade dorthin von beiden Seiten je eine abzweigende 
Mauer senden, so daß der passierbare Raum nächst der Schutzhütte auf bloß drei- bis 
vierhundert Schritte eingeengt ist, war es eine richtige Mausefalle, in der die Bersaglieri 
saßen oder vielmehr angsterfüllt aus dem furchtbaren Feuer in das Gewände ringsum 
flüchteten. Sie wurden abgeschossen wie die Hasen zur selben Zeit, als die andern Teile 
unsrer Reserve die drei Bataillone östlich des Passes in die Arbeit nahmen. Ganz kurz 
darauf war es im Kessel westlich auch ruhig geworden, nur am nächsten Tag wurde 
noch ein Verwundeter mit Mühe geborgen, der, in den Felsen hängend, entdeckt wurde, 
da er mit dem Taschentuch winkte. Viele der Leichen waren ganz unerreichbar, weil die 
Leute sich in den Wänden, Klüften und Kaminen derartig verstiegen hatten, daß sie dort 
ungehört zugrunde gingen. Erst später hat man sie nach und nach gesunden, als eine 
Masse von Geiern und Krähen die einzelnen Stellen zeigte! 
Die italienische Artillerie hatte während dieser ganzen Zeit, freilich mit wenig Erfolg, 
von der Pt" dell' Uomo, vom Uomo und S. Pellegrino unterstützend mitgewirkt, aller 
dings ohne die Katastrophe von ihrer Hauptangriffskolonne abwenden zu können. Dagegen 
meldete sich unsre Artillerie sehr unangenehm, als die durch unsre Reserve vom Allochet 
herabgeworfene Abteilung am Colifon haltmachen wollte und dann weiter herab gegen 
Sasso del Mus zog. Diese geriet auf ihrem Wege auch noch in heftiges Maschinen 
gewehrfeuer, ließ nur an einer Stelle in ein paar Minuten 41 Tote liegen und flüchtete 
dann vollkommen zersprengt in den Ort Pellegrino, nicht ohne auf diesem Leidenswege 
weitere schwere Verluste durch Schrapnellfeuer zu erleiden. 
So war denn der Erfolg des starken italienischen Angriffes gegen den Paß Le Selle: 
104 Tote westlich des Passes und auf den Hängen zum Allochet; 177 Tote östlich des 
Passes, verteilt über den Angriffsraum der Campagnazza; dazu kommen noch die Ver 
luste durch Maschinengewehr- und Schrapnellfeuer und die riesige Zahl an Verwundeten, 
deren Zurückschleppen den ganzen Tag und die ganze Nacht dauerte; es waren im ganzen 
weit über tausend Mann! 
Der Durchstoß bis in das Avisiotal war wirklich gründlich mißlungen, obwohl auf 
diesem Wege keine permanente Sperre stand, die man eben umgehen wollte. 
Zur indirekten Unterstützung dieses Angriffes waren aber auch noch starke Abteilungen 
von Pellegrino aus gegen Fangho vorgegangen, wurden jedoch von unsrer dort postierten 
Artillerie allein zum Stehen gebracht. Noch weiter südlich griffen wieder zwei Ba 
taillone über die Cima di Bocche an, um vielleicht von dort hinter unsre Stellung 
bei Fangho zu gelangen. Auch dieser Versuch wurde von unsrer Artillerie und den 
Maschinengewehren gleich in seinem Beginne vereitelt. 
Weiter südlich fand an jenem 18. Juni 1915 kein Angriff, der in den Rahmen dieses Durch 
bruchversuchs gefallen wäre, statt; hingegen setzten heftige Kämpfe im äußersten Norden des 
Abschnittes um die Marmolata selbst ein. Die Italiener wollten diesmal gegen die österreichisch 
ungarische Sperre beim Contrinhaus (Nürnberger Hütte, 2007 Meter) erfolgreicher sein 
als am 31. Mai und ließen ihrem Jnsanterieangriff eine starke Artillerievorbereitung voran 
gehen. Die Artillerie war wieder aus dem Ombretta- und dem Ombrettolapaß, also nicht 
viel unter 3000 Meter Höhe, postiert, während sich die beiden eingesetzten Bataillone auf 
denkbar schwierigen Kletterwegen und auch ohne solche bemühten, ungesehen so nahe wie 
möglich an unsre Stellung heranzukommen. Eine Kolonne versuchte, aus dem schmalen Rücken