Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

52 Der italienische Krieg bis zur dritten Jsonzoschlacht 
ins Landesinnere gesandt wurden. Um 2 Uhr 30 Minuten nachmittags entdeckten die 
Italiener die Stellung des österreichisch-ungarischen Grenzschutzes und überschütteten sie 
mit Schrapnells. Um 5 Uhr setzte die Infanterie zum Angriff an. Angesichts der 
vielfachen Uebermacht trat die Grenzschutzabteilung in Ruhe und Ordnung den Rückzug 
an, während dessen sie heftig beschossen wurde. Ihr Verlust betrug einen Totm und 
zwei Schwerverwundete; zwei Infanteristen vom 123. italienischen Infanterieregiment 
wurden als Gefangene mitgenommen. 
Der Kampf um den Monte Coston 
Für die Kriegführung in Südtirol ist die jüngste Geschichte des Monte Coston be 
zeichnend. Der Berg erscheint aus der Generalstabskarte nicht mit seinem Namen, sondern 
nur als Höhe 1735 Meter und liegt genau östlich von Rovereto, südlich von Lafraun; 
da die tirolisch-italienische Grenze gerade über seinen Gipfel hinwegzieht, hat die öster 
reichisch-ungarische Heeresleitung ihn nicht schon im Frieden befestigt. 
Ueber die erbitterten Kämpfe, die um den Besitz des Berges geführt wurden, hat 
Roda-Roda höchst anschaulich in der „Wiener Neuen Freien Presse" folgendes berichtet: 
„Zu Beginn der Feindseligkeiten war der Coston von schwachen österreichisch-ungarischen 
Patrouillen unter Oberleutnant Laumann besetzt. Die Italiener schienen der Stellung 
keine besondere Bedeutung beizumeffen. Bald aber änderte sich diese Ansicht; Gefangene 
sagten aus, der Oberst des italienischen Infanterieregiments hätte erklärt: „Der Coston 
muß unser werden, und wenn das ganze Regiment draufgeht." 
Nun hub das Streiten um den Felsen an. Die Italiener versuchten es erst mit 
kleinen Abteilungen — der Angriff wurde von unserer Artillerie abgewiesen. Sie setzten 
ein Bataillon an und schickten ihm Unmengen von Eisen aus grobem und gröbstem Ge 
schütz voraus. Aus dem Felsengrund des Zieles sprühten Fontänen von Splittern, kein 
Lebender konnte den Steinregen ertragen. Unsere paar Mann, zehn oder zwölf im 
ganzen, retteten sich auf den nächsten Berg, und die Italiener legten sich auf den Coston. 
Nicht für lange; die Unseren erhielten Verstärkungen. Die tirolische Artillerie nahm 
den Feind unter Feuer — er mußte wieder herunter. 
Im Laufe der Woche wiederholte sich das Spiel. Die Italiener brachten Gebirgs- 
kanonen und Maschinengewehre auf die Spitze — vergebens; die Unseren kämm bei 
Nacht mit Handgranaten, der Feind war genötigt, zu weichen; zwei italienische Kom 
pagnien vor vier Kaiserschützen, darunter einem Koch. „Mir ham fest g'schriean," erzählt 
der Koch, „da Ham d'Tschinggel halt gmaant, mir sän die mehran." „Tschinggel" — 
das sind die Italiener; in der Schweiz nennt man sie Tschinken. 
Eines Tages hatten wir zwei Schwärme Kaiserschützen auf dem Coston stehen, unter 
Kommando der Kadetten Roll aus Kufstein und Skibinski aus Tarnopol. Die Italiener 
warfen 50 Bomben aus 28-Zentimetermörsern auf den Coston; dann stürmten sie mit 
zwei Kompagnien; sie ließen 50 Gewehre, 2000 Patronen liegen und flohen. 
Die Kämpfe um den Coston haben dem Feind ungezählte Leute gekostet, uns ins 
gesamt drei. Die Stellung ist nun von unseren Sappeuren durch nächtliche Sprengungen 
hergerichtet, gegen die peinlichen Steinsplitter gut gesichert und gehört einstweilen uns. 
Im Süden, nahe gegenüber, lauert der Feind." 
Die Tiroler Schützen bei Belfiore am 14. Juni 1915 
Daß die Kampfmittel aus den Tiroler Befreiungskriegen von 1809 auch heute noch 
möglich und wirksam sind, beweisen die Einzelheiten des für die österreichisch-ungarischen 
Grenzschutztruppen siegreichen Gefechtes bei Belfiore am 14. Juni 1915. „Dort hatte," 
wie der Kriegsberichterstatter des „Berliner Tageblattes" erzählt, „seit Kriegsbeginn
	        
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