Zusammenfassende Darstellung der Kämpfe aus den italienischen Kriegsschauplätzen 25
bestand der Feinde erhielt und bis Ansang August 1915 schon 4000 Schuß der schwersten
Kaliber gekostet hat. Trotzdem schoß die Besatzung des Forts unentwegt zurück und
machte dem Namen ihres Werks, das nach dem Verteidiger Malborgeths im Jahre 1809,
Hauptmann Hensel, benannt ist, neue Ehre. Die heldenmütige Verteidiger des Forts
Hensel sind denn auch alle dekoriert worden. Frohlockend wußte Cadorna am 13. Juni
1915 (vgl. S. 66) zu berichten, daß ein schweres Geschütz höhere Teile des Forts in
Brand geschossen habe, wobei ein Munitionsdepot explodiert sei. Das österreichisch
ungarische Kriegspressequartier erklärte darauf in einer Erwiderung, daß das in Brand
geschossene Gebäude nur eine Holzbaracke gewesen sei.
Die Stellung bei Tarvis kann zunächst umgangen werden durch den Predilpaß
(983 Meter) an der Grenze zwischen Kärnten und dem österreichisch-ungarischen Küsten
land, der vom obern Jsonzotal, der italienischen Grenze parallel, nach Tarvis führt.
Auch hier haben die Italiener von den Wasserscheiden des Balle Dogna und des Balle
Raccolana vorzustoßen versucht. Doch hat der Angriff nicht geringe Anstrengungen er
fordert, da sich auch hier zwei österreichische Forts, die Werke Predil und Raibl, befinden.
Die Operationen begannen hier bereits am 25. Mai 1915; die erste Granate krepierte
in der Nähe des Prediler Weges. Auf das Feuer der Italiener antwortete das Werk
Raibl und stellte fest, daß die Italiener sich auf dem Neveasattel eingenistet hatten und
von dort auf die Festung mit Gebirgskanonen feuerten, die aber bald zurückgezogen wurden.
Auch das Fort Predil, das mit Kanonen schwersten Kalibers fortgesetzt beschossen wurde,
erwiderte das Feuer ununterbrochen. Das Ergebnis der Operationen war auch hier, daß
alle Sperrforts und Werke aktionsfähig blieben.
Eine weitere Umgehung des für die Jsonzo- und die Save-Linie ausschlaggebenden
Raumes um Tarvis ist in der Plöken-Gegend möglich, wo die hohe Wand der
karnischen Alpen zwischen dem Kreuzberg und dem Fellatale von einem einzigen zum
Teil fahrbaren Weg überquert wird, der von Tolmezzo ins Gailtal und dann über den
Gailbergsattel ins Drautal und damit nach Villach—Klagenfurt führt. Hier hat der
steirische Landsturm neuen Ruhm erworben. Nachdem schon am 10. Juni um den Wolayer
See und um das Val Inferno gekämpft worden war, stürmten am 14. Juni 1915
nachmittags nach sorgfältiger Artillerievorbereitung steierische Landsturmleute in glänzen
dem Anlauf den stark befestigten, von Ueberzahl besetzten Kleinen Pal östlich des Plöken-
passes. In den darauffolgenden Tagen, zuletzt am 20. Juni, versuchten die Italiener
wiederholt, den Kleinen Pal und den Freikofel zurückzugewinnen — aber es war
vergebens.
Am 5. August 1915 schließlich haben österreichisch-ungarische Truppen einen wichtigen
Stützpunkt in der Monte Paralba-Gegend genommen und sich damit auch hier aus
italienischem Boden festgesetzt.
Die Schlachten am Jsonzo
Als die italienische Heeresleitung erkennen mußte, daß eine rasche Forcierung der
schwer zugänglichen und stark befestigten Alpenpässe Welschtirols unmöglich sei, aber auch
sicher war, daß die dort vorhandenen österreichisch-ungarischen Kräfte gebunden waren,
entschloß sie sich, auf dem zweiten Kriegsschauplatz am Jsonzo mit allen verfügbaren
Kräften eine rasche Entscheidung herbeizuführen. Der Schlüssel zu den Zugangsstraßen ins
Innere der Donaumonarchie und dem Küstenweg nach der Stadt Triest, die in der italienischen
Geschichte die „unerlöste" heißt, ist die Linie des unteren Jsonzo von Plava bis Monfalcone
mit der Stadt Görz als dem Zentrum der österreichisch-ungarischen Befestigungen. Der
Jsonzo beschreibt hier einen nach Westen offenen Bogen, auf dessen Peripherie Stadt und
Brückenkopf von Görz inmitten einer Ebene liegen, die sich aus dem Friaulischen zwischen