Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Zusammenfassende Darstellung der Kämpfe auf den italienischen Kriegsschauplätzen 19 
Doch stets war es in letzter Linie das Heeresbudget, das für die Kosten aufkam. Diese 
Zufahrtsstraßen ließen stch begreiflicherweise nur auf dem eigenen Gebiete erstellen, 
so beispielsweise zum Monte Baldo, den Lesstnischen Bergen, den Hochflächen von Astago 
und Agordo. Hier konnte denn auch gleich nach Kriegsbeginn die schwerere Artillerie 
rasch in Stellung und zur Wirkung gebracht werden. Anders war es, als es galt, diese 
Batteriestellungen nach vorwärts zu wechseln. Jetzt setzten die schwierigen Transporte ein, 
bei denen, je nach Umständen, die Geschütze und Munitionswagen in ihre einzelnen Bestand 
teile zerlegt werden mußten und die immer eine geraume Zeit beanspruchen, selbst wenn 
andauernde Friedensübungen hiefür auf das beste vorbereitet haben. 
Die Oesterreicher trafen natürlich von dem Zeitpunkte an, wo die Haltung der italienischen 
Regierung ein Abschwenken Italiens ins Lager der Feinde Deutschlands und Oesterreich- 
Ungarns voraussehen ließ, auch ihrerseits Vorbereitungen zur Abwehr. „Auf beiden Seiten 
des Etschtales", erzählt Oberst Karl Müller Anfang Juli 1915 in der „Neuen Zürcher 
Zeitung," „erblickt man mit dem bloßen Auge die befestigten Sperrstellungen, die in mehreren 
hintereinanderliegenden, das Tal flankierenden Linien vom Talboden, der bei Trient etwa 
200 Meter, bei Rovereto etwa 180 Meter über dem Meer liegt, den Berghängen entlang 
bis auf die höchsten Berggipfel hinausführen. Beispielsweise erreichen auf der rechten 
Talseite der Palan die Höhe von 2090 Meter, der Cornicello 2160 Meter, auf der linken 
Talseite die Filadonna 2150 Meter Höhe über Meer. Eine ungeheure und höchst be 
schwerliche Arbeit ist hier mit der Anlage von Sperrbefestigungen geleistet worden. Zu 
ihrer Förderung wurde aus allen Teilen der Doppelmonarchie eine große Zahl von Land 
sturmarbeitern herbeigezogen, die zum Teil uniformiert sind, zum Teil wenigstens als 
Abzeichen das schwarz-gelbe Armband und eine rote Kavalleriemütze tragen. Es sind 
dabei lustige Wiener, heißblütige Ungarn, Slowenen und Kroaten, ein buntes Völker 
gemisch. Alle sind frisch und fröhlich bei der Arbeit. Sie bessern die Straßen aus, 
bauen betonierte granatsichere Unterstände und Stützpunkte als Jnfanteriestellungen, ziehen 
starke Drahthindernisse davor, errichten spanische Reiter als Wege- und Straßensperren 
und sprengen oder bohren in die Felswände des harten Marmorgesteins der Trentiner 
Alpen eine Menge unterirdischer Hohlräume, sogenannte Kavernen, und unterirdische Ver 
bindungsgänge, sogenannte Poternen. Es ist das eine außerordentlich wirksame, freilich nicht 
überall anwendbare Form der Befestigung, oft sehr lange, von rückwärts tief in das Fleisch 
der Berge eingesprengte, horizontal oder schräg laufende Stollen, die endlich die seind- 
wärtige Seite des betreffenden Berges erreichen und sie in Form von kleinern und 
größer« Schießscharten durchbrechen. Licht und Luftschächte sowie Heizöfen vermindern die 
Feuchtigkeit dieser unterirdischen Felsenwohnungen, die teils mit Wellblech verkleidet, teils 
mit Beton oder Mauerwerk gefüttert sind. Die Eingänge dieser Hohlräume sind ge 
brochen, zum Schutz gegen Geschoßeinschläge und gegen Gasstöße. 
In den Stützpunkten halten Standschützen, untermischt mit aktiven Truppen, treue 
Wacht. Größere geschloffene Werke sind der Geländegestaltung entsprechend gegliedert, 
kleinere, wieder in sich geschlossene Stützpunkte innerhalb eines solchen größeren Werkes 
gewähren die Möglichkeit, den Feind auch nach einem Einbruch in die Stellung noch 
durch Flankenfeuer zurückzutreiben oder so lange aufzuhalten, bis Verstärkungen an 
gelangt sind. Natürlich sind die Befestigungen mit einem ausgedehnten Fernsprechnetz 
unter sich verbunden, mit allen Werkzeugen für die Beobachtung, mit Alarmglocken, 
Signaleinrichtungen, Scheinwerferanlagen ausgestattet . . . ." 
Die Art, wie stch die österreichisch-ungarischen Truppen, namentlich auch die an das 
Flachland gewöhnten Ungarn, in die neuen Verhältnisse gefügt haben, muß geradezu 
Bewunderung erwecken. Denn es ist keine Kleinigkeit für die Truppen, stch viele Tage 
und Nächte in der dünnen Luft dieser Höhe aufzuhalten, dort körperlich sehr an-
	        
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