Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Die Befestigungen an der italienischen Grenze Oesterreich-Ungarns 13 
3. Die beiden hauptsächlichen Eingangspforten nach Kärnten werden durch die 
Befestigungsgruppen von Flitsch—Raibl und von Fort Hensel bei Malborgeth an der 
Bahn Udine—Villach, gesperrt. 
Triest und Istrien werden von der Adria her durch Pola und durch die öster 
reichisch-ungarische Flotte geschützt; die Verteidigung Triests von der Landseite muß durch 
Feldbefestigungen erfolgen. Die Küsten Dalmatiens, meist schroff nach dem Meere 
abfallend, bieten keine günstigen Landungsgelegenheiten, womit sich Dalmatien durch die 
Natur nach dem Meere hin selbst verteidigt. 
Ueber die Grenzbefestigungen Italiens schreibt ein alter preußischer Offizier dem 
„Berliner Lokalanzeiger" folgendes: „Die über das Stilfser Joch und den Tonale-Paß 
nach der oberitalienischen Ebene führenden großen Straßen wurden miniert, um sofort 
für den Gebrauch wertlos gemacht werden zu können. Die Verteidigung beschränkt fich 
jedoch nicht auf Nahkampfmittel, sondern benutzt auch Fernkampfmittel, um den Feind 
schon von einer Annäherung abzuhalten und dadurch womöglich die Zerstörung wert 
voller Alpenkunststraßen zu vermeiden. Wir sehen deshalb bei Bormio, am Stilfser 
Joch, eine Batteriestellung für Geschütze schwerster Art, und bei Ponte di Legno, nördlich 
des Tonale-Passes, ein schwer armiertes Fort. Da zwischen dem Ortler und der Adamello- 
Gruppe nur die Straße über den Tonale-Paß für größere militärische Operationen in 
Betracht kommen kann, hätten diese Maßregeln vielleicht als genügend betrachtet werden 
können, aber die Italiener legten noch eine weitere Batterie zur Versperrung des Ogliotales 
bei Edolo an. 
Die Hauptsache bei der Absperrung eines Gebirges ist die Sperrung der Täler, denn 
diesen folgen die fahrbaren Straßen, und ohne diese kann eine Angriffsarmee nicht auf 
Erfolg hoffen. So sehen wir denn das Chiesatal bei Rocco d'Anfo und das Etschtal bei 
Rivoli-Ceraino durch Festungswerke gesichert, die in den Fels eingebaut find. In den 
Dolomiten sperren mehrere Festungsgruppen den Anmarsch des Feindes, in den Tälern 
des Astico, der Brenta und der Piave, d. h. an den Straßen, die direkt auf die großen 
Städte Treviso-Venedig und Vicenza-Padua führen. Man kann die besonders sorgfältige 
Deckung dieses Raumes auch daraus erklären, daß sich zwischen Feltre und Belluno eines 
der großen Truppensammellager befindet. 
Folgen wir dem Laus der Piave nach der Quelle zu, so stoßen wir auf sehr starke 
Forts bei Pieve di Cadore und Vigo, deren Zweck es ist, die Täler der Piave und des 
Tagliamento bereits im oberen Flußlauf zu decken. Neben diesen Besestigungswerken hielt 
man es für genügend, alle Straßen von militärischer Bedeutung mit Zerstörungsvorrich 
tungen zu versehen. Eine Festungsbaukomission des Jahres 1904 war jedoch anderer 
Ansicht, worauf nachstehende Festungsbauten beschlossen wurden: 
1. Zur Sperrung des Tagliamentotales ein permamentes Fort bei Ospedaletto. 
2. Bei Forni-Avoltri die Anlage von Befestigungen zur Sperrung aller in das obere 
Piave- und das obere Tagliamentotal mündenden Wege, die aus dem Gailtale über das 
Tilliacherjoch und den Plökenpaß kommen. 
3. Bei Pontebba Anlage von Geschützemplacements, und bei Chiusaforte Bau eines 
permamenten Forts zur Sperrung der Fella- und Raccolanatäler. 
4. Zur Sperrung der fahrbaren Wege aus dem Jsonzotale die Anlage je eines Werkes 
bei Stupizza, Cividale, Monzane und eines Brückenkopfes bei Lafiisana. — Man kann 
wohl annehmen, daß diese im Jahre 1904 beschlossenen Bauten heute durchgeführt sind. 
Die Haupteinmarschlinien einer gegen Norditalien operierenden Armee gehen aus dieser 
Schilderung der italienischen Verteidigungsmaßnahmen hervor. Die hauptsächlich in Be 
tracht kommenden Straßen sind demnach die Straßen, welche den Tälern der Etsch, des 
Tagliamento, der Piave und der Brenta folgen. Sie alle führen nach Venetien hinein."
	        
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