Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

318 Die Schweizerische Eidgenossenschaft während des ersten Kriegsjahres 
wurde das Frühstück verabreicht. Dort begrüßten der Präfekt des Departements und 
ein hoher Offizier mit herzlichen, aufrichtigen Worten die Verwundeten und ihre Begleiter. 
In Lyon wurden die Heimkehrenden vom kommandierenden General des Korps von Lyon, 
dem Bürgermeister und den Spitzen der Zivilverwaltung empfangen und bewirtet. 
Die aus Frankreich heimkehrenden deutschen Krieger wurden in Genf in liebens 
würdigster Weise empfangen. Der ganze Zug wurde mit Blumen geschmückt. Die be 
kannte Genfer Wohltäterin, Fräulein Favre, hatte auf ihre Kosten den Verwundeten ein 
Nachtessen herrichten lassen, und jeder der Deutschen bekam ein Glas Bier dazu. Mit 
Jubel begrüßten die Soldaten diesen langentbehrten Genuß. Wie dankbar waren ste 
für jedes freundliche Wort, für die reichen Liebesgaben, für den herzlichen Empfang im 
alten Genf! Ein jeder bekam eine frankierte Ansichtskarte: ein Gruß an die Heimat, 
eine Erinnerung an die Fahrt durch die Schweiz. 
Der Empfang in Lausanne war demjenigen in Genf ebenbürtig. Die heimkehrenden 
Deutschen wurden mit einer Unmasse von Liebesgaben überschüttet. Wenn es gilt, Un 
glücklichen einen Liebesdienst zu erweisen und Elend zu mildern, so kennt die deutsche 
und die welsche Schweiz keinen Unterschied der Nationen mehr, dann sehen Deutsche und 
Welsche nur noch den armen Menschenbruder und fühlen sich einig in dem Wunsche, 
ihm zu helfen und wohlzutun. Wo der Zug vorbeifuhr, überall derselbe warme 
Empfang; Geschenke wurden sogar während der Fahrt in den Zug geworfen oder an 
Angelruten durch die Fenster hineingeboten. Bei einem der Verwundetentransporte 
ereignete sich eine rührende kleine Episode: Auf einem Bahnhof im Kanton Freiburg 
kreuzten die beiden Sanitätszüge. Einige Augenblicke waren sich Franzosen und Deutsche 
von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Plötzlich rief eine Stimme: «Da sind Deutsche!" 
und schon hallte der Ruf von Wagen zu Wagen: „Camarades!" «Kameraden!" Die 
französischen Verwundeten nahmen die Blumen, die man ihnen am Bahnhof überreicht 
hatte, und warfen sie in die deutschen Wagen hinüber — und es war wie eine Hoffnung 
auf Frieden und Versöhnung. 
In Konstanz glich der Empfang der heimkehrenden deutschen Krieger einer Siegesfeier. 
Schmetternd spielte eine Regimentsmustk vaterländische Lieder. Die unübersehbare Menge 
brach in Jubelrufe und Hochrufe aus. Eine gewaltige Begeisterung erfüllte die Tausende, 
die sich eingesunden hatten. Prinz Max von Baden begrüßte die Verwundeten im Namen 
des Großherzogs von Baden und des deutschen Kaisers, der sämtlichen Ausgetauschten 
das eiserne Kreuz verlieh. 
Der deutsche Reichskanzler von Bethmann Hollweg hat am 30. Juli 1915 folgendes 
Telegramm an den Bundespräsidenten Motta gerichtet: «Nachdem der zweite Ver 
wundetenaustausch deutscher und französischer Kriegsgefangener in so glücklicher Weise 
beendet ist, ist es mir ein tiefempfundenes Bedürfnis, Ihnen, hochverehrter Herr Bundes 
präsident, für die erneute Betätigung der menschenfreundlichen Gesinnung der Schweiz 
gegenüber den heimkehrenden Deutschen den wärmsten Dank des Deutschen Volkes aus 
zusprechen. Die deutsche Nation wird nie die Liebesdienste vergessen, die die Schweiz 
den verwundeten Kriegern in so hochherziger Weise erwiesen hat. Ich werde besonders 
erkenntlich sein, wenn Sie die Güte haben, den Dank allen beteiligten Militär- und 
Zivilbehörden, insonderheit auch dem Schweizerischen und Internationalen Roten Kreuz, 
die bei der Aufnahme und Beförderung unserer Heeresangehörigen aufopferungsvoll mit 
gewirkt haben, freundlichst zu übermitteln." 
Auch der deutsche Gesandte sprach im Bundeshaus vor, um dem Chef des politischen 
Departements den Dank seiner Regierung mündlich zu übermitteln, wobei er neben der 
Tätigkeit des Bundesrates und feiner Organe die Mitwirkung des Schweizerischen und 
Internationalen Roten Kreuzes und die Hilfe der Aerzte sowie von Oberst Bohny,
	        
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