Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

308 Die Schweizerische Eidgenossenschaft während des ersten Kriegsjahres 
Der schweizerische Geldmarkt 
Die metallische Notendeckung der Nationalbank betrug bei Kriegsbeginn etwa 74%. 
Die in den letzten Julitagen 1914 einsetzenden Rückzüge der Bankeinlagen stellten große 
Anforderungen an den Edelmetallvorrat und verminderten die Emissionssähigkeit der 
Bank um 47,5 Millionen Franken. Nach der letzten Juliwoche, in der das Verhältnis 
der Metalldeckung zur Notenzirkulation stark gesunken war, besserte es sich wieder be 
ständig. Die abgehobenen Guthaben begannen schon Ende August 1914 wieder langsam 
zurückzufließen. Der Notenumlauf der Nationalbank belief sich am 31. Dezember 1914 
auf 455 888 905 Franken (313 821300 Franken Ende 1913) und die Metalldeckung aus 
262 849 000 Franken (190 791400 Franken Ende 1913). Im Februar 1915 war die 
Notendeckung nur noch um 8% geringer als im Vorjahre. Im August 1915 war die 
Notendeckung schon 77%/ also um etwa 3% besser als vor Kriegsausbruch, die durch 
Barschaft nicht gedeckten Noten betrugen nur 89 Millionen gegen 221 im August 1914. 
Beim Ausbruch des Krieges sah sich die Nationalbank gezwungen, den Diskonto 
satz von 3%% auf 6% und den Lombardzinssuß von 4% auf 7% zu erhöhen. 
Aber schon im September 1914 wurden die Sätze erniedrigt und seit Ansang des Jahres 
1915 stand der Diskontosatz auf 4% und der Lombardzinsfuß auf 5%. Die Schweiz 
hatte im Januar 1915 mit 4%% den niedrigsten Diskontosatz Europas, ein deutliches 
Zeichen der beruhigteren Beurteilung der politischen Lage. 
Die Nationalbank hat in den so außerordentlich schweren Kriegstagen, wie der 
Bundesrat in einem Berichte anerkennt, die bei ihrer Gründung in sie gesetzten Hoffnungen 
in ganzem Umfange erfüllt. Sie war der Regulator des Geldmarktes und die festeste Stütze 
des Landeskredites. Ihr Reingewinn betrug für 1914 5,27 Millionen gegen 3,48 im 
Vorjahre, davon konnten 3,7 Millionen der eidgenössischen Staatskasse abgeliefert werden. 
Im allgemeinen hatten die schweizerischen Banken, die in keiner Weise aus 
einen europäischen Krieg vorbereitet waren, beim Ausbruch des Krieges einen schweren 
Stand. Durch möglichst weitgehende Gewährung von Krediten zur Linderung der plötz 
lich hereinbrechenden wirtschaftlichen Not haben sie zu einem erheblichen Teil zur Auf 
rechterhaltung des schweizerischen Wirtschaftslebens beigetragen. 
Die schweizerischen Börsen hatten in den ersten Kriegslagen ihre Tore geschlossen; 
in Genf allerdings war der Handel in Wertpapieren nie gänzlich unterbrochen und im 
Oktober 1914 erschien dort schon wieder ein Kursblatt. Ende Oktober 1914 wurde auch 
das Berner Börsenkursblatt wieder herausgegeben. Am 7. Januar 1915 ist dann die 
Basler Börse aufs neue eröffnet worden, aber an allen Plätzen — auch in Zürich — 
wurde nur in fest verzinslichen Werten gehandelt; Mitte Januar 1915 eröffnete Genf 
den offiziellen Aktienmarkt, und im Februar war in Zürich und Basel auch der Verkehr 
in Aktien regelmäßig und umfaßte eine größere Zahl von Werten. In ausländischen 
Papieren kam allerdings noch kein regelmäßiges Geschäft auf. 
Die Schwierigkeiten der Rohstoffzufuhr 
Die Schweiz als Binnenland und Nachbar kriegführender Staaten hatte besonders unter 
der Erschwerung der Zufuhr durch die Steigerung der Frachtpreise und Spesen, sowie 
durch die Unsicherheit der Meere zu leiden. Da der Transitverkehr über den Rhein aus 
geschaltet war, kamen als Bezugshäfen für Getreide und Rohstoffe nur Bordeaux, Mar 
seille, Nantes, Saint-Nazaire und Genua in Betracht. Die Transporte über Marseille 
erlitten infolge von Wagenmangel und Truppenverschiebungen manche Verzögerungen, 
auch über Genua war die Zufuhr sehr vielen Stockungen unterworfen, überdies waren 
die dortigen Haseneinrichtungen gänzlich ungenügend. Durch ein Dekret der italienischen 
Regierung vom 13. November 1914 wurden sodann nur noch solche Sendungen von
	        
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