Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

304 Die Schweizerische Eidgenossenschaft während des ersten Kriegsjahres 
unschönen Handlungen der Selbstsucht, deren sich ein Teil der Schweizerbürger schuldig 
gemacht hat. Die Nationalbank schätzte die Summe der Rückzüge bei den schweizerischen 
Banken einzig am 29. Juli 1914 auf mehr als 20 Millionen Franken. 
Die Kriegsfurcht hatte auch einen Sturm auf die Lebensmittelläden im Gefolge: Teig 
waren, Reis, Hafergrütze, Gries, Gemüse usw. wurden zentnerweise von den Leuten 
aufgekauft und nach Hause geschleppt. Die Behörden sahen sich veranlaßt, durch Auf 
rufe die Erregung einzudämmen. Da sich unter solchen Verhältnissen der Wucher ent 
wickelte, wurden von den Regierungen rasch gründliche Maßnahmen gegen das ganze 
törichte Treiben ergriffen. Schon 10. August 1914 stellte der Bundesrat den Wucher 
mit Nahrungsmitteln und andern unentbehrlichen Gebrauchsgegenständen unter Straf 
androhung: Gefängnis und Buße bis zu 10000 Franken. 
Die wirtschaftliche Rüstung beim Kriegsausbruch 
Die schweizerische Nationalbank, die 1905 gegründete zentrale Geld-und Noten 
bank der Eidgenossenschaft, verfügte vor Beginn des Krieges über eine Gold- und Silber 
reserve von über 200 Millionen Franken, was einer Deckung für den Notenumlauf von 
600 Millionen Franken gleichkommt. Das Gesetz verlangt, daß der Wert der aus 
gegebenen Noten durch 40°/<> Metall und 60% leicht verkäuflicher Wertpapiere gedeckt 
sei. Der damalige Notenumlauf betrug nur 300 Millionen, hätte infolgedessen im Be 
darfsfälle auf das Doppelte gesteigert werden können. 
Dem Bundesrat stand zur Bestreitung der Kosten des Heeresaufgebotes am 
31. Juli 1914 hauptsächlich die Barreserve an Gold- und Silbermünzen von 10 bzw. 
15 Millionen Franken zur Verfügung. Zu diesen 15 Millionen Franken kamen, obschon 
nicht zu diesem Zweck bestimmt, 18,05 Millionen Franken Restbetrag der Anleihe 
von 1913, 8,75 Millionen Franken Barvorrat und 93 353 Franken Postscheckguthaben. 
Alles in allem waren daher 41 894 918 Franken verfügbar. 
Der durchschnittliche jährliche Getreideverbrauch betrug auf den Kopf der schweize 
rischen Bevölkerung 170 Kilo, die inländische Ernte bestritt 27 Kilo, so daß das Aus 
land 143 Kilo liefern mußte. Die Getreidelager waren bei Ausbruch des Krieges nicht 
sehr groß. Allein es war eine starke Kriegsreserve vorhanden, zudem stand die Ernte 
noch bei den Landwirten. Alle Bestände zusammengerechnet, hatte die Schweiz bei 
Kriegsausbruch einen Getreidevorrat, der für 3% Monate ausreichte. 
Den Fleischbedars deckte die Schweiz zu Dreivierteln im eigenen Lande. Seit 
Kriegsausbruch bestreitet sie bei einigen Einschränkungen den Verbrauch fast gänzlich 
aus dem Inlands. 
Eine große Lebensmittelreserve für die Eidgenossenschaft besteht in der Milch und 
ihren Produkten, hauptsächlich im Käse. 
Im Gesamten deckt die inländische Landwirtschaft rund 60% des Lebens 
mittelbedarfes: in Friedenszeiten führte sie noch für 100 bis 120 Millionen Franken 
landwirtschaftliche Erzeugnisse aus. 
Maßnahmen des Bundesrates 
Da anfänglich beinahe alles Metallgeld aus dem Verkehr verschwunden war, machte sich 
der Mangel an kleinen Zahlungsmitteln in einem Umfange bemerkbar, daß zum 
Beispiel mit den großen Noten ein paar Tage lang nichts anzufangen war. Um diese 
Uebelstände zu beseitigen und den Metallbestand der Banken zu schützen, ermächtigte der 
Bundesrat die Nationalbank zur Ausgabe der noch in Friedenszeiten vorbereiteten 
kleinen Banknoten im Werte von 5, 20 und 40 Franken und übergab ihr außerdem 
für 30 Millionen Franken Bundeskassenscheine in Abschnitten von 5, 10 und 20 Franken.
	        
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