Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Der Einfluß des Krieges auf die Wirtschaft der Schweiz 303 
Auch die anläßlich des englischen Fliegerangriffs auf Friedrichshafen aufgetauchte 
Behauptung, der britische Gesandte in Bern, Grant Duff habe bei einem 
Besuch in Romanshorn persönlich Untersuchungen über die Möglichkeit eines 
Fliegerangriffs auf Friedrichshasen angestellt, beruhte aus grundlosen 
Gerüchten und veranlaßte den B u n d e s r a t zu der folgenden offiziellen Erklärung: 
„Es ist richtig, daß anfangs November 1914 der englische Gesandte eine Autofahrt in 
die schweizerische Rhein- und Bodenseegegend unternommen und sich in Romanshorn auf 
gehalten hat, wo er mit Erlaubnis des dortigen katholischen Pfarrers den Kirchturm be 
stieg. Es ist festgestellt: 1. daß an dem betreffenden Tage nebliges Wetter herrschte, und 
Friedrichshasen und das deutsche Bodenseeufer wenigstens mit bloßem Auge nicht sichtbar 
waren; 2. daß keiner der drei, an dem späteren Fluge beteiligten Aviatiker den Ge 
sandten begleitet hat." 
Eine nicht minder phantastische Geschichte die von vielen Zeitungen kommentiert wurde, 
nötigte den schweizerischen Bundesrat am 11. Dezember 1914 zu einem weiteren amt 
lichen Dementi das lautete: „Die von der „Frankfurter Zeitung" vom IO. Dezember, 
2. Morgenblatt, aufgestellten Behauptungen über ein englisches Attentat auf die 
Neutralität der Schweiz sind von Anfang bis zu Ende erfunden. Weder hat der 
englische Gesandte das Begehren gestellt, daß die radio-telegraphischen Installationen aus 
dem Gotthard für die Dauer des Krieges zu Kriegszwecken zur Verfügung gestellt werden, 
noch hat hierüber irgend eine Besprechung zwischen dem englischen Gesandten und einem 
Mitgliede des Bundesrates stattgefunden. Infolgedessen erübrigen sich alle weiteren an 
diese Mitteilungen geknüpften Behauptungen über Zwischenfälle mit dem britischen Mi 
nister und Begehren der schweizerischen Regierung betreffend dessen Abberufung. Auch 
die im Abendblatt vom 9. Dezember 1914 der gleichen Zeitung gebrachte Darstellung eines 
scharfen Zusammentreffens zwischen dem englischen Gesandten und dem Bundespräsidenten 
entbehrt jeder Begründung." 
Französische Zeitungen machten der Schweiz den Vorwurf, daß sie Reichsdeutsche und 
Oesterreicher viel zu leicht einbürgere, so, daß Deutsche, die bei Kriegsausbruch aus 
Frankreich fortreisen mußten, in der Folge als Schweizerbürger zurückgekommen seien. 
Wer die sehr strengen schweizerischen Einbürgerungsgesetze kennt, weiß, daß solche Vor 
kommnisse ein Ding der Unmöglichkeit wären; zudem machen die Behörden während der 
Kriegszeit bei Einbürgerungsgesuchen außerordentliche Schwierigkeiten, in der Erwägung, 
daß Leute, die ihr Vaterland in Zeiten der Not verleugnen wollen, auch schlechte Bürger 
ihrer neuen Heimat sein würden. Trotz allem hatten diese grundlosen Verdächtigungen 
eine zeitlang außerordentliche Paßschwierigkeiten von Seiten Frankreichs zur Folge. 
Der Einfluß des Krieges auf die Wirtschaft 
der Schweiz 
Die Panik 
„Als der Krieg unter den Großmächten unvermeidlich geworden war, wußte leider 
ein Großteil unserer sonst so ruhigen und besonnenen Bevölkerung nicht die notwendige 
Kaltblütigkeit zu bewahren. Es brach stellenweise eine wahre Panik aus. Die Banken 
und Kassen wurden von den Spareinlegern förmlich belagert und unzählige Guthaben 
sind von einem Tage zum andern zurückgezogen worden. Erst allmählich, als es sich 
zeigte, daß höchstwahrscheinlich unser Land nicht in den Strudel der kriegerischen Er 
eignisse werde hineingezogen werden, beruhigten sich die Gemüter einigermaßen." Mit 
diesen Worten schilderte der Bundesrat in seinem Bericht vom 1. Dezember 1914 die
	        
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