Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

Die Vereinigten Staaten von Nordamerika 
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4. März 1915. 
Unter der Leitung des früheren Präsidenten Roosevelt, des Generals Wood und anderer 
wurden die ersten Schritte getan, um eine amerikanische Legion aufzustellen. Die Auf 
gabe der Legion wird die Organisation aller Männer sein, die irgendwelche militärische 
Ausbildung genossen haben, um sie für den Kriegsfall als Freiwillige zur Hand zu haben. 
Man glaubt, daß es möglich sein wird, gegen 200 000 Mitglieder anzuwerben, die die 
bisher vollständig fehlende 1. Reserve bilden würden. 
Die amerikanische Neutralität und die Kriegslieferungen 
In der Neutralitätsfrage waren der Präsident und seine Regierung seit Ausbruch 
des Krieges scharfen Angriffen von Amerikanern deutscher und irischer Herkunft ausgesetzt, 
die Wilson und Bryan eine parteiische Begünstigung der Alliierten vorwarfen. Staats 
sekretär Bryan veröffentlichte darauf Ende Januar 1915 eine umfassende Recht 
fertigungsschrift, in der er die hauptsächlichsten Beschwerden nach der „Frankfurter 
Zeitung" in folgender Weise zu widerlegen versucht: 
1. Beschwerde: „Die Regierung hat parteiisch gehandelt, da sie die deutschen Funken 
stationen unter Zensur stellte, während die Unterseekabel davon verschont bleiben." — 
Antwort Bryans: Funkenstationen in neutralem Lande können von einem Kriegführenden 
nicht erreicht werden, während er die Macht hat, jedes Kabel zu durchschneiden, wie es 
ja Deutschland tatsächlich bei Fanning Island getan hat. Funkenstationen können den 
Verkehr mit Kriegsschiffen aus hoher See vermitteln, während Kabel dies nicht tun können. 
2. „Die Engländer haben aus neutralen Ländern stammende Post vernichtet und öffnen 
Briefe." — Bryan: Sowohl England wie Deutschland haben eine Postzensur eingerichtet. 
Es sind der amerikanischen Regierung keine Beweise dafür unterbreitet worden, daß die 
englische Regierung Postsachen hat vernichten lassen. 
3. „Durchsuchung amerikanischer Fahrzeuge auf hoher See, um deutsche oder österreichische 
Militärpflichtige gefangen zu nehmen." — Bryan: Es sind zwei Fälle zur Kenntnis der 
Regierung gekommen und beide Male sind energische Vorstellungen gemacht worden. 
Die vierte bis zur achten Beschwerde handeln von der Erweiterung der Konterbande 
liste durch Großbritannien. — Bryan: Es sind Proteste erhoben worden, die noch schweben. 
Es ist übrigens zu bemerken, daß auch Amerika, wie es jetzt Großbritannien tut, in diesem 
Problem keineswegs konsequent gewesen ist. 
9. „Die amerikanische Regierung läßt es zu, daß Großbritannien und den Allierten 
dieser Macht Kriegsbedarf aller Art geliefert wird, obgleich solche Verkäufe unbedingt 
den großen Krieg verlängern werden." — Bryan: Es liegt der amerikanischen Regierung 
nicht ob, den Export in diesen Produkten und Waren zu verbieten. Kein Vertrag und 
kein Gesetz hält sie dazu an. Die Neutralen haben stets solchen Handel betrieben; man 
denke nur daran, daß Deutschland im russisch-japanischen Kriege ungeheure Posten von 
Kriegsmaterial an die Kriegführenden verkauft hat, ebenso wie im Balkankrieg. 
10. „Die amerikanische Regierung hat den Verkauf von Dum-Dum-Kugeln an Groß 
britannien nicht unterdrückt." — Bryan: Die Regierung hat nicht die Verpflichtung, in 
dieser Sache einzugreifen. Sie würde aber ihren Einfluß gegen diesen Handel geltend 
machen, falls Beweise dafür beigebracht würden, daß er besteht. 
11. „Die Alliierten haben amerikanische Bürgerscheine und Pässe nicht gehörig respek 
tiert." — Bryan: Während Großbritannien amerikanische Pässe nur in einigen wenigen 
Fällen beanstandet hat, haben alle Kriegführenden dies mehr oder weniger getan. In jedem 
Falle ist Protest eingelegt worden. 
13. „Englische Kriegsschiffe liegen dicht vor dem New Iorker Hafen und belästigen 
neutrale Fahrzeuge." — Bryan: Es ist das Ersuchen bei England und Japan gestellt
	        
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