Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

D i e Kämpfe im Abschnitt Lille — Arras 145 
Wie ihr Anteil an diesem Siege vom Armee-Oberbefehlshaber bewertet wurde, zeigt 
der Armeebefehl vom 28. Juni 1915, in dem es heißt: „Schwere Wochen liegen hinter 
uns. Bei Tage mit der Waffe, bei Nacht mit dem Spaten mußten mühsam ausgehobene 
Stellungen verteidigt und gehalten werden. Manch braver Offizier, manch tapferer 
Soldat hat dabei sein Leben für Kaiser und Reich gelassen. Aber der Wall von Eisen, 
den wir in den letzten Wochen bei Arras errichteten, den unsere Feinde vergeblich zu 
zerbrechen suchten, der hat gehalten. Und in seiner Mitte standen die Rheinländer." 
„Freilich," schließt der bayerische Mitkämpfer seine Schilderung, „es ist ein stilles 
Heldentum, das bei diesem gewaltigen Kampfe an der Westfront waltet. Und während 
vielleicht nach siegreicher Heimkehr unserer deutschen Männer die Krieger unserer Ost 
front in lustigen Erzählungen von Strapazen und Entbehrungen, von ihren Russen 
schlachten und Russenjagden auftischen, wird der Kämpfer von der Westfront still und 
flnnend dabei fitzen und kaum viel reden, denn grausig war das, was seine Seele er 
leben, was sein Auge schauen mußte. Die Erinnerung an die Schrecknisse dieses un 
geheuren Stellungskampfes heißt ihn schweigen. Das ist nicht mehr frischer fröhlicher 
Soldatenkrieg, nein, das ist Massenmord. Es ist, als ob sich zwei gewaltige Riesen 
inmitten eines wilden feuerglühenden Chaos umklammert hielten und zu erdrücken 
suchten; wem die Luft zuerst ausgeht, der muß niedersinken. Der deutsche Kämpfer 
weiß: Er muß in diesem Ringen aushalten — er wird auch standzuhalten wissen, bis 
zum krönenden Siegeserfolg." 
Die französischen Verluste in der Schlacht von Arras 
Der „Times"-Korrespondent an der französischen Nordfront bezeichnete schon am 
13. Mai 1915 die Kämpfe um Arras als eine der blutigsten Schlachten dieses Krieges 
und der militärische Mitarbeiter der Kopenhagener „Politiken" urteilte, daß hier um 
einige Schritt Boden einer jener blutigen Kämpfe ausgesochten werde, die dem Angreifer 
unverhältnismäßige Opfer kosteten und die Truppen aufs äußerste ermatteten. 
Da aber die französische Regierung es ängstlich vermeidet, ihre Mannschaftsverluste selbst 
bekannt zu geben, ist es von besonderem Interesse, diese wenigstens schätzungsweise fest 
zustellen. Nach der Schlacht bei Arras ist von deutscher Seite ein Versuch dieser Art 
gemacht worden. Dabei wurden unter anderem auch die Aussagen der französischen 
Gefangenen verwertet, deren Truppenverbände an den Kämpfen beteiligt waren. Wie 
wir der „Gazette des Ardennes" entnehmen, ist der Gesamtverlust der Franzosen an 
Toten, Verwundeten und Gefangenen in der Schlacht bei Arras nach dieser auf allen 
erreichbaren Unterlagen beruhenden, gewissenhaften Feststellung wie folgt zu schätzen: 
3. Armeekorps Verlust: 15000 Mann, 9. Armeekorps Verlust: 6 000 Mann, 10. Armee 
korps Verlust: 10000 Mann, 17. Armeekorps Verlust: 4 300 Mann, 20. Armeekorps Ver 
lust: 10500 Mann, 21. Armeekorps Verlust: 8000 Mann, 33. Armeekorps Verlust: 11000 
Mann, 48. Division Verlust: 6000 Mann, 53. Division Verlust: 4000 Mann und 
55. Division Verlust: 3 500 Mann, insgesamt 78 300 Mann! Wie vorsichtig die 
Schätzung der „Gazette des Ardennes" ist, beweist auch die Mitteilung des „Nieuwe 
Rotterdamschen Courant", nach der die französischen Verluste bei den Kämpfen zwischen 
Lille und Arras bereits am 22. Mai 1915 aus 100 000 Mann geschätzt werden. Diese 
Riesenverluste werden auch in einem von „Dagens Nyheter" am 4. Juli 1915 veröffent 
lichten Bries eines schwedischen Freiwilligen im französischen Heer bestätigt, er schreibt, 
daß sein aus 4 200 Mann bestehendes Regiment in der Schlacht von Arras am 
9. Juni 1915 3 400 Mann verloren habe. 
Die Geschicklichkeit der Franzosen, an besonders gefährdeten Stellen ausländische 
Truppen zu verwenden, hatte sich schon bei den Garibaldinern gezeigt (vgl. V, S. 218); 
VSlkerkrisg. VN. 10
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.