Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

26 Das Deutsche Reich während des zweiten Kriegshalbjahres 
auf Abstammung und Konfession, eigen ist. Unsere in dieser Kommisstonsberatung ge 
zeigte Beratungsart mag auch unseren Feinden einen neuen Beweis geben für die wirt 
schaftliche und moralische Unüberwindlichkeit des deutschen Volkes. Niemand wird die 
warmen Töne vergessen, die der Abg. Scheidemann von der Zugehörigkeit und Liebe 
zu unserem gemeinschaftlichen Vaterland sprach. (Bravo.) Die Erinnerung an diese Worte, 
die er namens seiner Fraktion ausgesprochen hat (Zuruf des Abg. Scheidemann: Ja 
wohl!) werden stärker sein, als die Erinnerung an das, was Abg. Ledebour gesagt hat. 
Sie können überzeugt sein, daß wir nach Friedensschluß die Wege finden werden, die 
gewonnene Erkenntnis in die Tat umzusetzen zum Segen des Vaterlandes. (Lebh. Beifall.) 
Damit schloß die Debatte, auch die zweite Lesung des Etats war beendet. 
Zu Beginn der Morgensitzung des 20. März 1915 war der Antrag aus Vertagung 
des Reichstages bis zum 18. Mai 1915 angenommen worden. 
Die Schlußsitzung am Abend des 20. März 1915 
Zunächst werden der Auslieserungsvertrag mit Paraguay, der Entwurf 
eines Reichskontrollgesetzes und das Gesetz betreffend Reichskassenscheine 
und Reichsbanknoten zu 10 Mark je in dritter Lesung angenommen. Das Mandat 
des Abgeordneten Wetterls wird nach dem Antrag der Geschäftsordnungskommisston 
einmütig als erloschen erklärt. Hieraus beginnt dir dritte Lesung des Etats. 
In der Generaldiskussion erhält zunächst der Abgeordnete Scheidemann das Wort 
zu folgender Erklärung im Namen der sozialdemokratischen Partei. „Die 
Gründe, die für uns maßgebend waren, den Kriegskrediten am 4. August und 2. De 
zember 1914 zuzustimmen, bestehen unverändert fort. Wir haben nach den großen be- 
wunderswerten Leistungen unserer Truppen und ihrer Führer das feste Zutrauen, 
daß es gelingen wird, zu einem ehrenvollen, dauernden Frieden zu kommen. (Lebhafter 
Beifall.) Zur Bekräftigung unseres festen Willens, dieses Ziel im Verein mit unserem 
ganzen Volke zu erreichen, werden wir auch diesmal dem Etat unsere Zustimmung geben.* 
(Stürmischer Beifall.) 
Nachdem hierauf die Vertreter der Nationalliberalen und der Volkspartei betont hatten, 
daß der Mißton, den der Abgeordnete Ledebour bei der zweiten Lesung des Etats in 
die Beratungen gebracht habe (vgl. S. 25), ausgetilgt sei durch die einmütige Be 
willigung des Etats und weiterer zehn Milliarden für die Niederwerfung der Feinde 
Deutschlands, wurde der Reichshaushaltsplan bei der Gesamtabstimmung vom ganzen 
Hause mit Einschluß der sozialdemokratischen Fraktion angenommen. Nur Liebknecht 
und Rühle blieben sitzen; Ledebour hatte mit einem kleinen Teil der radikalen Mit 
glieder vorher den Saal verlassen. 
Vorher noch hatte Schatzsekretär Dr. Helfferich das glänzende Ergebnis der 
zweiten deutschen Kriegsanleihe mitgeteilt; er schloß seine längeren Ausführungen 
mit den Worten: „Das Ergebnis ist derart, daß ich sagen kann, der Kredit von 
10 Milliarden, den Sie uns bewilligen wollen, ist von dem ganzen deutschen Volke ge 
nehmigt. Dieser Kredit ist nicht nur genehmigt, sondern durch das Ergebnis dieser zweiten 
Kriegsanleihe ist bereits ein ansehnlicher Teil dieser zehn Milliardenkredite effektiv gedeckt. 
Ich glaube. Sie können mit Beruhigung und gutem Bewußtsein von dieser Tagung die 
Gewißheit mit nach Hause nehmen, daß wir in dem uns aufgedrungenen Hungerkriege 
auf die wohlgeordnete und festgefügte deutsche Volks- und Finanzwirtschaft 
vertrauen können, ebenso wie wir gegenüber den feindlichen Heerscharen, ob weiß oder 
farbig, aus das gute deutsche Schwert vertrauen, wie wir in allem aus unser gutes reines 
Gewissen, auf unser gutes Recht und auf die unzerstörbare Kraft des deutschen Volkes 
vertrauen.*
	        
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