Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

188 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Wiedereroberung von Przemysl 
auch das österreichisch-ungarische Korps des Feldmarschalleutnants Arz von Straußen 
burg beteiligt war, ist aus dem deutschen Großen Hauptquartier am 3. Juni 1915 nach 
stehender Bericht veröffentlicht worden: 
„Die Korps des Generalobersten v. Mackensen standen am 23. Mai 1915 abends in 
einem großen, nach Osten gerichteten Bogen beiderseits des San. Am rechten Flügel beob 
achteten bayrische Truppen die Nordwestfront der Festung Przemysl. Im Anschluß an 
die Bayern standen deutsche Truppen zusammen mit österreichisch-ungarischen südlich des 
San vor dem stark befestigten Brückenkopf von Radymno. Weiter nördlich schlossen 
sich andere Truppen der Armee an. Der Brückenkopf von Radymno bestand in einer 
dreifachen Linie von Feldbefestigungen, einmal aus einer mit Draht wohl versehenen 
Hauptstellung, die sich auf den dem Dorfe Ostrom westlich vorgelagerten Höhen hinzog 
und durch die Sanniederung hindurch in diesem Flusse führte, dann aus einer wohl- 
ausgebauten Zwischenstellung, die mitten durch das langgestreckte Dorf Ostrom hindurch 
gelegt war, und endlich aus dem sogenannten Brückenkopf von Zagrody, der zum Schutze 
der östlich Radymno über den Fluß führenden Straßen und Eisenbahnbrücken angelegt 
war. Die Flieger hatten alle diese Stellungen photographiert, die Photozrammeter die 
erhaltenen Aufnahmen ausgewertet und auf die Karte übertragen. Es galt zunächst, 
die feindliche Hauptstellung sturmreif zu machen. Hierzu begann die Artillerie am 
Nachmittag des 23. Mai 1915 ihr Feuer, das am Morgen des nächsten Tages fortgesetzt 
wurde. Bon den Höhen bei Jaroslau aus sah man das im Nebel liegende Santal und 
daraus aufragend die Kuppeltürme von Radymno nebst den Ortschaften Ostrom, Wietlin, 
Wysocko usw. Das Feuer der Artillerie war aufs äußerste gesteigert. Die schweren 
Geschosse durchfurchten heulend die Luft, entfachten im Aufschlag riesige Brände und 
hoben gewaltige Erdtrichter auf. Die russische Artillerie antwortete. Um 6 Uhr morgens 
erhoben sich die langen Jnfanterielinien aus ihren Sturmstellungen und schritten zum 
Angriff. Flieger meldeten, daß hinter den feindlichen Stellungen weidendes Vieh und 
viele Bagagen zu beobachten seien. Der Feind schien an einen ernsthaften Angriff nicht 
zu denken. Das Petrograder Bulletin hatte ja auch festgestellt, daß die Kämpfe in 
Galizien an Heftigkeit nachgelassen hätten, und daß die Verbündeten fast allenthalben 
zur Defensive übergegangen seien. Um 6 Uhr 30 Minuten morgens war die feindliche 
Hauptstellung ihrer ganzen Ausdehnung nach in der Hand der deutschen Truppen. Er 
schüttert durch das schwere Artilleriefeuer, hatte der Feind nur kurzen Widerstand 
geleistet; er war im eiligen Rückzüge nach Osten. Aber gerade dorthin und nach Ra 
dymno hinein, von woher die feindlichen Verstärkungen zu erwarten waren, hatte in 
zwischen die Artillerie ihr Feuer verlegt. Gewaltige Rauchwolken hüllten diese von der 
Artillerie in Brand geschossenen Ortschaften ein. Die Russen kamen auf diese Weise 
nicht dazu, sich in Ostrom zu setzen. Die Besatzung des Dorfes kapitulierte, Hunderte 
von Gewehren und große Mengen Munition zurücklassend. Auf der ganzen Linie war 
jetzt die deutsche Infanterie im Vorrücken auf Radymno und die südlich an diesen Ort 
anschließenden Dörfer Skoloszow und Zamojsce. Mit jedem Schritt vorwärts mehrte 
sich die Zahl der Gefangenen. Eine Division meldete sehr bald dem Generalkommando, 
daß sie nicht genug Mannschaften habe, um die große Masse der Gefangenen ohne Be 
einträchtigung der Gefechtshandlung abzutransportieren. Das Generalkommando stellte 
nunmehr die Kavallerie zu diesem Zwecke zur Verfügung. Bei Radymno war der Feind 
ins Gedränge geraten. Voreilig hatte er die hölzerne Straßenbrücke über den San 
abgebrannt. Mit dem Scherenfernrohre konnte man vom Gefechtsstandpunkte aus die 
lodernde Flamme und die durch aufgegossenes Naphtha dunkelgefärbten Rauchwolken 
beobachten. Auch sah man lange, ostwärts flüchtende Kolonnen, die in regellosen Haufen 
die Straße nach Dunkowice bedeckten. Da die in Radymno versammelt gewesenen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.