Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

186 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Wiedereroberung von Przemysk 
reichisch-ungarische Korps Arz an, das seit dem 2. Mai stets in engster Verbindung mit 
ihr gekämpft hat. Der Angriff der Garde richtete sich direkt gegen die Stadt, ihre 
Hauptangriffspunkte waren der im Südwesten gelegene große Meierhof des Grafen 
Sienienski. Die österreichisch-ungarischen Kräfte hatten den Befehl, sich in den Besitz 
der die Straße nach Süden und Südwesten, somit Jaroslau beherrschenden Höhe 264 
mit Schloß und Meierhof zu setzen. Zwischen der Stadt und dem Schießplatz der 
Garnison ragt diese baumlose Kuppe mäßig ansteigend empor. Für die Russen war 
sie ein idealer Verteidigungspunkt. Abgesehen von der starken natürlichen und technischen 
Anlage war ihnen der Umstand günstig, daß ihre Artillerie sich auf den Schießplatz, den 
unsere Infanterie passieren mußte, ausgezeichnet hatte einschießen können .... 
Ein Sturm der Garde, bis an die russischen Hindernisse, stellte starke russische Kräfte 
fest. Sofort kam der Befehl zu energischster artilleristischer Bearbeitung der feindlichen 
Stellungen. Hinter den Hügeln von Cieszacin, sechs Kilometer südwestlich Jaroslau, 
fuhr unsere schwere Artillerie aus. Deutsche und österreichisch-ungarische Batterien dicht 
hintereinander: deutsche 21-Zentimeter-Mörser, 15-Zentimeter-Haubitzen von Skoda, 
Feldartillerie. Vom Standort einer der österreichisch-ungarischen Division Kestranek zu 
geteilten Batterie aus durfte ich dem gewaltigen Schauspiel zusehen. Die Kanonade 
war so heftig wie diejenige des Tages von Gorlice. Ein stundenlanges, brüllendes 
Dröhnen ließ die Bäume des vor uns die Höhe abschließenden Waldes erzittern. Un 
aufhörlich folgten sich dumpfe, rollende Salven der 21er und hell krachende Ausfeuer 
lagen der Haubitzen, unterbrochen nur vom scharfen Knall der Feldkanonen, die dicht 
hinter der Schwarmlinie standen. Mit eherner Ruhe arbeiteten die Artilleristen. Ein- 
schweres Geschoß nach dem anderen schob sich in die stählernen Rohre. Fast schien 
es, als ob Ungarn und Preußen um die Wette feuerten. Das Mündungsfeuer der in 
langer Reihe postierten Mörser wurde zur zuckenden Flammenschlange, und bald war 
auch der ganze Horizont ein wogendes Meer von Brand und Rauch. Auf die Höhe 
264 regnete ein Hagel von Granaten nieder, hinter den glitzernden Drahtverhauen fuhren 
fortwährend braunschwarze Fontänen aus, Schrapnellwolken ohne Zahl ballten sich über 
dem grünen Rasenteppich des Hügels zusammen. Aus dem Meierhof, dem Ziegelei 
gebäude und dem Schloß schlug lodernder Flammenschein. 
In Pelkinie, gegen das der linke Flügel der Garde sich wandte, barst der Kirchturm 
auseinander, Sprengungen, von Minenwersern hervorgerufen, warfen Schutt, zerfetzten 
Draht, zersplittertes Gebälk empor. Dann plötzlich atemlose Stille. Vor dem Wald' 
gingen die 56er, kleine, aber ungemein zähe Polen, zum Sturm vor. Aus schnell auf 
geworfenen Deckungen erhoben sich lockere Sturmreihen, die mit großer Schnelligkeit 
über den Schießplatz fegten und der Höhe 264 zustoben. Nun begann aber auch die 
feindliche Artillerie eine erhöhte Tätigkeit. Hastig bestreute sie die Sturmkolonnen, die 
gleichzeitig auch in heftiges Maschinengewehrfcuer gerieten. Aber unverzagt drang der 
Sturmangriff bis zum Hügelrand hinauf. Ein in diesem Moment einsetzender Gegen 
angriff warf ihn zurück. Wiederum griff unsere Artillerie ein, immer mehr Brände 
vermählten sich den goldenen Streifen des Sonnenuntergangs. Ein zweiter Angriff 
gemeinsam mit Honvedabteilungen wurde angesetzt. Wieder wurde die Höhe genommen, 
aber nochmals wurde im wahnsinnigen Gegenfeuer das vorübergehende Aufgeben der 
eroberten Position zur Notwendigkeit. Ein paar hundert Gefangene in der Mitte, 
wichen die Bataillone bis zur Mulde zurück. Die Nacht brach herein. Unaufhörlich 
tutete beim Stab der Division Kestranek, dessen Gast ich war, das Telephon. Eine 
Meldung jagte die andere. Die Garde gewinnt gegen den Meierhos Raum, war am 
späten Nachmittag berichtet worden. Jetzt meldete der Apparat „Neuer Angriff gegen 
Höhe 264", und nun abwechselnd Artillerieduell und rasendes Gewehrfeuer. Die Scheiben
	        
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