Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

Zwischen der oberen Weichsel u. der Reichsgrenze bis zur Wiedereroberung von Przemysl 185 
Züge des russischen Roten Kreuzes und zehn Waggons Liebesgaben erbeutet, die am 
5. Mai dort eingetroffen waren, ebenso ein Viehdepot der Russen mit 2800 Stück 
Rindern, ferner die Hauptzentrale der Armee mit Aerzten, Fliegern, Trains und vielen 
Verwundeten, sowie aus allen Bahnhöfen reiches Eisenbahnmaterial. Unweit Jaslo 
wurde auch der Vizegouverneur des Jasloer Distrikts, Kitschenko, ein Bruder des im 
Südosten Galiziens kommandierenden russischen Generals gefangen genommen, der auf 
der Flucht einen Autounfall erlitten und schwere Verwundungen davongetragen hatte. 
Die große Eisenbahnbrücke über die Ropa war unversehrt, die zweite über die Wisloka 
sollte eben von russischen Pionieren gesprengt werden, als unsere Husaren kamen, die 
die Sprengung verhinderten und die Pioniere gefangen nahmen. Dem ungeheuer schnellen 
Vormarsch der Verbündeten ist es zu danken, daß die Russen nirgends Zeit hatten, 
wie sonst, Greuel und Brandstiftung zu verüben". 
Auch in diesen Verfolgungskämpfen hat die Artillerie der Verbündeten Hervor 
ragendes geleistet, was der Armeeoberkommandant Erzherzog Friedrich in einem 
Armeebefehl vom 12. Mai 1915 rühmend anerkannt hat. Der Befehl lautet: 
„Die vergangenen acht Kampftage bilden ein neues Ruhmesblatt in der Geschichte der 
deutschen und österreichisch-ungarischen Artillerie. Die mit großer Mühe verbundene, 
zielbewußte Etablierung sowie das vorzüglich geleitete und mit hervorragender Schuß 
technik zu höchster Wirkung gesteigerte Feuer haben den Angriff der verbündeten Truppen 
mit überwältigender Kraft vorbereitet und ihn in aufopfernder, waffenbrüderlichster Weise 
bis zum vollen Gelingen unterstützt. Mehrere Reihen stark ausgebauter feindlicher Be 
festigungen sind in unserm Besitz und sind Zeugen sowohl des Heldenmuts unserer In 
fanterie wie der vernichtenden Wirkung unserer Artillerie. Seither begleitet diese ohne 
Rücksicht aus die Strapazen und Entbehrungen unter den schwierigsten Verhältnissen rast 
los die Verfolgung des weichenden Gegners durch Infanterie, um seine Niederlage zu 
vervollständigen, und ihm jeden neuen Widerstand unmöglich zu machen. Ich sage der 
gesamten Artillerie der 11., 4., 3. und 2. Armee für ihr bisheriges hingebendes, auf 
opferungsvolles Zusammenwirken mit der Infanterie meinen Dank und meine vollste 
Anerkennung in der festen Zuversicht, daß die rücksichtslose Jnfanterieverfolgung, eng 
gepaart mit unablässiger, kein Opfer scheuender Unterstützung durch die bewährte ver 
bündete Artillerie, zu vollem Siege führen, und die Kampfkraft unseres zähen Gegners 
vernichten werde." 
Von der Erzwingung der Sanübergästge 
Der weitere Vormarsch der Verbündeten gegen den San ist im großen durch den 
Laus des Wislok bis zur Mündung in den San und durch die Bahnlinie nach Rzeszow— 
Lancut—Jaroslau gekennzeichnet. Damit war die Sanlinie erreicht, an deren Brücken 
köpfen die Russen den anbefohlenen Widerstand leisteten. Aber in mehreren gleichzeitigen 
Angriffen erzwangen sich die Verbündeten den Uebergang bei dem Korbflechterstädtchen 
Rudnik und dem Flößerstädtchen Ulanow; ferner bei Lezajsk, Sieniawa und der 
wichtigen, 25 000 Einwohner zählenden Bezirksstadt Jaroslau. Der offizielle Bericht 
hat bereits die Gardegrenadierregimenter Kaiser Alexander und Königin Elisabeth hervor 
gehoben, die zusammen mit ihren österreichischen Kameraden Dorf und Gut Pawlostow 
bei Jaroslau in nächtlichem, vom Feuerschein der brennenden Gutsgebäude erhellten 
Angriff erstürmten (vgl. S. 180). 
Eine ausführlichere Schilderung dieser Waffentat gibt der Kriegsberichterstatter 
Eugen Lennhoff in der „Vossischen Zeitung". Er schreibt: „Im Sektor formierten 
sich die Truppen gegen West- und Südfront der Stadt. Im Bereich der Bahnlinie 
Przeworsk—Jaroslau ging die Garde vor. An diese schloß sich südlich das 6. öfter-
	        
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