Volltext: Der Völkerkrieg Band 4 (4 / 1916)

172 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Wiedereroberung von Przemysl 
der Armee Mackensen befehlende General v. Emmich seine Truppen, die bei Zmigrok 
dank dem eiligen Abzug der Russen die Wislokabrücke noch unversehrt gefunden hatten, 
in einem Gewaltmarsch bis zur Jasiolka nördlich Dukla vorrücken, so daß seine Kanonen 
am Abend dieses Tages die Stadt Dukla und die von dem gleichnamigen vielgenannten 
Passe heranführende Gebirgsstraße unter Feuer nahmen. Während Hannoveraner und 
Bayern die Wacht gegen die Karpathen hielten, damit aus ihnen nichts nach Norden 
entschlüpfte, stand im Rücken der deutschen Truppen noch schanzender Feind. Im übrigen 
rückten Mitte und linker Flügel der Armee Mackensen, an diesem Tage gegen feindliche 
Nachhuten kämpfend, an die Wisloka heran. Am 6. Mai vollzog die Masse der Armee 
den Uebergang über den Fluß. Der Feind versuchte, preußischen Garderregimentern 
die östlichen Uferhöhen streitig zu machen. Er wurde angegriffen und ließ fünfzehn 
Feldkanonen sowie zwei schwere Geschütze in der Hand des Siegers. Die Gardetruppen 
hatten bis dahin allein zwölftausend Gefangene gemacht, drei Geschütze und fünfund 
vierzig Maschinengewehre erbeutet. In engster Zusammenarbeit mit Mackensen über 
schritt die Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand am 6. Mai mit ihrem rechten 
Flügel die Wisloka. Die zehnte österreichische Division, die sich unter Führung ihres 
Kommandeurs, des Generals v. Mecenseffy, während der sämtlichen bisherigen Kämpfe 
ganz besonders ausgezeichnet hatte, setzte sich am 7. Mai nach erbittertem Straßenkampf 
in todesmutigem Sturm in den Besitz der Stadt Brzostek, die die Russen hartnäckig, 
verteidigt hatten. Mitte und linker Flügel der österreichischen Armee warfen den Feind 
aus verschiedenen zäh verteidigten Nachhutstellungen und setzten den Vormarsch fort. 
Die erzherzogliche Armee hatte bis zum Abend dieses Tages sechzehntausend Gefangene 
gemacht, sechs Geschütze und einunddreißig Maschinengewehre erbeutet. 
Von der Vorbereitung und der Durchführung der Schlacht 
Da es sich in der Schlacht von Gorlice-Tarnow um den Angriff auf eine wohl vor 
bereitete Stellung handelte, mußte zunächst aus eine gründliche und doch rasche Vor 
bereitung des Angriffs durch die Artillerie ein Hauptgewicht gelegt werden; denn nur so 
hatte die Infanterie Aussicht auf Erfolg. „Es wurden daher für den Durchbruch in West 
galizien/ wie die „Basler Nachrichten" von militärischer Seite erfuhren, „1500 
Geschütze bereitgestellt, darunter solche allerschwersten Kalibers. Es konnte also auf der 
Front von 60 Kilometern alle 40 Meter ein Geschütz aufgestellt werden. Dies ist natürlich 
durchaus nicht schematisch geschehen; je nach Kaliber und Art wurden die Geschütze ge 
staffelt bereitgestellt, so daß sich ihre verschiedenartige Wirkung gegenseitig ergänzte. 
Außerdem war sicher dafür gesorgt, daß gegen besonders starke Abschnitte und Stütz 
punkte eine erhöhte Artilleriewirkung erzielt werden konnte. So gewaltige Artillerie 
massen mußten natürlich schon vor Beginn des Angriffs in Stellung gebracht werden, 
so daß mit einem Schlag auf der ganzen Front die Beschießung des Gegners planmäßig 
beginnen konnte. Was das heißt, darüber kann sich auch der Laie Rechenschaft geben, 
wenn er bedenkt, daß für jedes Geschütz mit den nötigsten Munitionswagen im Mittel 
wenigstens 100 Meter Kolonnenlänge zu rechnen sind. Es mußten also wenigstens 
150 Kilometer Artilleriekolonnen auf günstige Schußweite an die russischen Stellungen 
herangeführt und alles für die Feuereröffnung Notwendige bereit gemacht werden, ohne 
daß der Gegner etwas davon bemerken konnte. 
Als die Vorbereitungen getroffen und die Zeit gekommen war, vollzog sich der An 
griff plangemäß wie ein gut eingeübtes Stück. Am Nachmittag des 1. Mai begann die 
deutsch-österreichische Artillerie sich in aller Ruhe auf die russischen Stellungen ein 
zuschießen; auch während der Nacht zum 2. Mai wurde das Feuer nur langsam fort 
gesetzt. Es fand also eine Kanonade statt, die an und für sich nicht geeignet war, den
	        
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