Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

D i e Schlacht in Polen 
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rückwärts einlief; etliche hundert Meter hinter dem Dorf endlich lagen weitere russische 
Gräben. Die Brigade grub sich längs der feindlichen Front ein. Es war sehr dunkel; 
und da größte Stille befohlen war und auch beobachtet wurde, gelang es den Sturm 
kolonnen, sich völlig ungestört 150 Meter vom Feind einzunisten. Die Russen hatten 
nicht aufgepaßt. Sie lagen schlafend in den Unterständen ihrer Gräben, so daß 
die Sturmkolonnen unbehelligt an den ersten Graben herankamen. Es kam dann 
zu einem wilden Bajonettkampf; genau anderthalb Stunden, nachdem man sich 
eingegraben hatte, war der russische Graben — natürlich nur auf diesem Gesechts- 
abschnitt — in deutschen Händen. 
Die Artillerie der Brigade hatte unterdessen Osieg und Zuosieg in Brand gesetzt. Dabei 
wurde der Troß des Feindes, soweit er in den Ortschaften lag, vernichtet; es herrschte 
größte Verwirrung. Das zweite Bataillon benutzte die Gelegenheit, den zweiten Graben, 
der, wie erwähnt, vor Zuosieg lag, und in den der erste durch einen bogenförmigen Ver 
bindungsgraben nach rückwärts einmündete, ebenfalls zu stürmen. Das dritte Bataillon 
dagegen, das keinen russischen Graben mehr unmittelbar vor sich hatte, grub sich unter 
dessen rechts von dem vorhin genommenen ersten Graben ein und hob zugleich einen 
Verbindungsgraben zu dem von uns vor Zuosieg genommenen zweiten Graben hinüber 
aus. Der zuerst genommene Russengraben und der Graben des dritten Bataillons hatten 
also Parallelverbindung, und zwar mit geringem Abstand voneinander nach dem zu 
nächst dem Feinde längs der Westseite von Zuosieg gelegenen Graben des zweiten 
Bataillons hinüber. Dieses richtete sich unterdessen in den brennenden Ruinen von 
Zuosieg zur Verteidigung gegen die Masse der Russen nach Osten hin ein. 
Von dort her kam denn auch sehr bald der Gegenstoß. Beide Bataillone hatten den 
Angriff eines sehr starken Feindes auszuhalten. Gleichzeitig aber gab es im Rücken des 
zweiten und damit in der linken Flanke des dritten Bataillons Alarm. Der zuerst 
eroberte Graben war auf einmal gestopft voll von Russen. Das Verhalten der beiden 
Bataillone hatte auf der Annahme gefußt, daß dieser Graben auch weiter nördlich nun 
mehr deutscher Besitz sei. Nun ergab sich auf einmal, daß das keineswegs der Fall war. 
Die Russen hatten vielmehr in dem ihnen verbliebenen Stück starke Reserven in den 
Rücken des zweiten Bataillons führen können. Während also das zweite wie das dritte 
Bataillon energisch von vorn angefaßt wurden, erhielt das zweite auch noch Feuer aus 
dem Rücken. Mit Mühe gelang es, die Mündung des Grabens, der seinen Ostgraben 
mit dem nunmehr wieder russischen Westgraben verband, zu halten. Das Hauptstück 
dieses Verbindungsgrabens war und blieb in den Händen des Feindes; obendrein stellte 
sich heraus, daß man von dort aus den Verbindungsgraben zwischen 2 und 3 so energisch 
unter Feuer nehmen konnte, daß jeder Verkehr zwischen den beiden Schwesterbataillonen, 
so verhältnismäßig nahe diese beieinander lagen, aufhörte. 
Dem zweiten Bataillon noch in der Nacht Hilfe zu bringen, erwies sich als schwer. 
Denn alle verfügbaren Truppen waren durch den russischen Angriff auf der ganzen 
Linie, in den das Gefecht sich verändert hatte, in Anspruch genommen. Schließlich schlich 
sich eine Kompagnie gegen die Verbindungsgräben an, um sie durch einen Handstreich 
zu nehmen. Der Versuch mißlang, und zwar unter schweren Verlusten. Unterdessen 
wurde es Morgen, und damit verschwand die Möglichkeit, der abgeschnittenen Truppe, 
die sich, wie ihr Feuer ergab, wütend gewehrt hatte, fürs erste Hilfe zu bringen. Denn 
für einen Sturmangriff am hellen lichten Tage war der Feind zu stark. 
Der Führer des zweiten Bataillons hatte sich zunächst von den Ruinen von Zuosieg 
aus gegen Osten, dann, von dem genommenen Russengraben aus, unter Teilung seiner 
Abteilung auch nach rückwärts, also nach Westen hin seiner Haut zu wehren, wobei auch 
das Eindringen des Feindes durch die Mündung des mehrfach erwähnten Verbindungs
	        
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