Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Der Handelskrieg in der Nordsee 
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Lloyds die Kriegsrisikoprämie von 25 auf 50 Prozent. Nach dem „Economist" sind 
die Frachtsätze für La Plata, Karachi, Burma, Bilbao, Port Said (Kohlen), Lissabon 
(Kohlen) um durchschnittlich mehr als 300 Prozent gestiegen. Nach den Meldungen 
der großen englischen Zeitungen von Mitte März hielt die Steigerung der Prämien 
an. Am 16. März meldete z. B. „Daily Chronicle", die Frachten nach den Häsen des 
Aermelkanals und London wären um 7% Prozent, die Prämien für Kriegsverstcherung 
von den englischen Häfen nach den nordsranzöstschen seien seit dem 10. März um 30, 
diejenigen nach den amerikanischen Häfen um 20 Prozent gestiegen. 
Eine Folge der Erhöhung der Frachten und Versicherungen war natürlich die Er 
schwerung der Zufuhr nach England. So teilte am 8. Februar „Berlingske Tidende" 
mit, daß die Getreidetransporte über See wegen der amerikanischen Frachtsätze so gut 
wie aufgehört hätten. In den englischen Gas- und Elektrizitätswerken machte sich 
Kohlenmangel geltend. Bald trat auch eine Teuerung in England zutage. Am 11. Fe 
bruar teilte Asquith im Unterhause mit, daß der Weizenpreis im Februar 1915 gegen 
über den gleichen Monaten der letzten drei Jahre um 66 Prozent, ja gegenüber 
dem Februar 1914 um 72 Prozent, der Mehlpreis um 75 Prozent gegenüber dem 
Februar 1914, das englische Fleisch um 12 Prozent, eingeführtes Fleisch um 19 Prozent, 
Steinkohlen um 14 Prozent, Zucker um 72 Prozent gestiegen seien. Die Gewerkvereine 
protestieren gegen diese Besorgnis erregende Steigerung. Am 16. Februar war der 
Preis für ein Vierpfundbrot auf 87 2 Pence, eine noch nicht dagewesene Höhe, ge 
stiegen. Unter diesen Umständen mußte in der Arbeiterschaft eine steigende Unruhe 
Platz greifen, die den Arbeiterführer Snowden im Unterhaus zu dem Ausspruch ver 
anlaßte : Wenn die Regierung nicht bald energische Abhilfe schafft, so wird ihr im Lande 
selbst ein Feind erstehen, der gefährlicher ist als der im Felde kämpfende. 
Die Verluste der feindlichen Handelsmarinen an der englischen Küste in der 
Zeit vom 18. Februar bis 7. Mai 1915 bis zum Untergang der Lusttania sind in der 
Tabelle aus Seite 240 zusammengestellt. 
Ueber die Anzahl der versenkten Schiffe neutraler Staaten fehlen zuverlässige 
Angaben, gewiß aber ist, daß der neutralen Schiffahrt durch den Unterseebootkrieg mit 
all seinen Begleiterscheinungen ein ganz beträchtlicher Schaden zugefügt wurde. Da die 
Einzelsälle, die zu diplomatischer Behandlung führten, von größter Bedeutung für die 
Gestaltung der Beziehungen zwischen den neutralen und den kriegführenden Ländern sind, 
müssen auch sie später im Zusammenhang mit der Politik der neutralen Staaten be 
handelt werden. 
Die Versenkung der „Lusitania" 
7. Mai 1915. 
Englische Meldung: Der Cunarddampser „Lusitania" wurde torpediert und sank. 
Hilfe ist abgesandt. Die „Lusitania" ist der beste Dampfer der Cunardlinie mit 
31500 Registertonnen. 
8. Mai 1915. 
Deutsche Meldung: Der Cunarddampser „Lusitania" ist, wie Reuter meldet, gestern 
durch ein deutsches Unterseeboot zum Sinken gebracht worden. Die „Lusttania" war 
selbstverständlich, wie neuerdings die meisten englischen Handelsdampser, mit Geschützen 
armiert. Außerdem hatte sie, wie hier einwandfrei bekannt war, erhebliche Mengen 
von Munition und Kriegsgerät unter ihrer Ladung. Ihre Eigentümer waren sich daher 
bewußt, welcher Gefahr sie ihre Passagiere aussetzten. Sie allein tragen die volle Ver 
antwortung für das, was geschehen mußte. Deutscherseits ist nichts unterlassen worden, 
um wiederholt und eindringlich zu warnen. Der kaiserliche Botschafter in Washington 
hat noch am 1. Mai 1915 in einer öffentlichen Bekanntmachung auf diese Gefahren 
Völkerkrieg. V. Iß
	        
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