Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

226 Der Seekrieg bis zur Torpedierung der „Lusitania" 
Wie ist nun ein derartiges Vorkommnis überhaupt möglich, noch dazu bei der die 
Meere beherrschenden Flotte Großbritanniens, und das zur Zeit des letzten Mondvier 
tels. Es wird hier wieder die bekannte englische Systemlosigkeit mit Schuld haben: die 
Zahl der Aufklärungsschiffe nach Süden hin ist nicht genügend gewesen, und vor allen 
Dingen wohl nicht genügend von der etwaigen Anwesenheit größerer eigener Flotten 
verbände unterrichtet worden. Alsdann spielt der Umstand mit, der bei den Manövern 
des letzten Jahrzehnts wiederholt tadelnd beleuchtet wurde, daß die Ausbildung des 
englischen Aufklärungsdienstes sehr oft fast ganz und gar versagt habe. Man las 
manchmal in englischen Blättern, zumeist noch in der Zeit, wo die Presse darüber wie 
bisher offen sprechen durfte, daß die Kommandanten und Offiziere der zu den Aufklä 
rungstruppen gehörenden Kreuzer und Zerstörer ihres Dienstes nicht gewachsen gewesen, 
und daß die Leistungen der Aufklärungsschiffe in vielen Fällen mehr als mangelhaft 
gewesen wären. Da nun in dem letzten Jahrzehnt das junge Offizierkorps nicht an 
nähernd mehr die bisherige gründliche seemännisch-militärische Ausbildung erhalten hat 
und viele Reserveoffiziere in den Dienst übernommen wurden, so könnte dieser Umstand 
vielleicht die Hauptveranlassung zu dem rätselhaften Vorgang gewesen sein." 
Deutsche Flugzeuge und Luftschiffe über der Nordsee und England 
17. Februar 1915. 
Deutsche Meldung: Das Luftschiff L 3 ist auf einer Erkundungsfahrt bei Süd 
sturm infolge Motorenhavarie auf der Insel Fanö an der Westküste Jütlands nieder 
gegangen. Das Luftschiff ist verloren, die ganze Besatzung gerettet. 
19. Februar. 
Deutsche Meldung: In dem schweren Südsturm, dem am 17. Februar das Luftschiff 
1-3 zum Opfer fiel, ist auch das Luftschiff 1-4 verloren gegangen. Es ist infolge 
von Motorschäden bei Blaavands Huk in Dänemark gestrandet und später nach der 
See zu abgetrieben. Von der Besatzung stnd elf Mann gerettet, darunter der Komman 
dant, vier werden vermißt. Die Geretteten stnd vorläufig in Barde untergebracht worden. 
22. Februar. 
Englische Meldung: Ein deutsches Flugzeug überflog letzte Nacht die Graffchaft Essex 
und warf zwei Bomben ab, die in Co l che st er leichten Materialschaden anrichteten. 
Ergänzend berichten die „Times": „Infolge der großen Höhe war es unmöglich, das 
Flugzeug zu sehen, aber das Surren seiner Propeller war um 8 Uhr 40 Minuten abends 
deutlich hörbar. Eine Bombe fiel in das Arbeiterviertel in der Dutt Road, richtete 
aber keinen Schaden an. Die Konstabler der Umgegend wurden fast vollzählig mobili 
siert. Das Flugzeug flog auch über Braintree und Coggeshall westlich von Colchester, 
wo eine zweite Bombe niederfiel, nach anderer Meldung vier Bomben. Das Flugzeug 
ist dann in der Richtung nach Harwich weitergeflogen." 
24. Februar. 
Eine Meldung aus Colchester besagt, daß dort sieben feindliche Flugzeuge gesichtet 
wurden, die über Maplin Sands in nordwestlicher Richtung flogen. 
4. März 1915. 
Dem „Berliner Tageblatt" wird aus Amsterdam gemeldet: „Wie englische Blätter 
berichten, sind am 27. Februar von dem englischen Fischkutter „New Boy" zwei 
deutsche Fliegeroffiziere in Lowestost eingebracht worden. Sie waren am Dienstag, den 
23. Februar in der Nordsee auf dem Wrack eines Wasserflugzeuges schwimmend von 
dem Kutter gefunden worden. Nach ihrer Mitteilung haben sie an dem Luftangriff auf 
Colchester in Essex teilgenommen, auf der Rückfahrt einen Maschinendesekt erlitten 
und etwa 40 Meilen von Cromer entfernt niedergehen müssen. Das Flugzeug, auf dem
	        
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