Die amtliche Kriegsberichterstattung der Franzosen und Engländer 203
beim Aufgeben der zerschossenen Häuser von Lizerne ist kein deutscher Soldat auch nur
einen Schritt gewichen. Bei der freiwilligen Räumung können allerdings drei zerschossene
Maschinengewehre und einige nicht transportfähige Verwundete in Feindeshand gefallen
sein. Bombenwerser sind nicht verloren.
Wie es mit den Erfolgen auf den Maashöhen steht, läßt sich aus der französischen
Berichterstattung erkennen, die von einem Schützengraben von Calonne spricht. Die
Straße La Grande Tranchse de la Calonne ist ein langer Waldweg, der die Linie der
deutschen und französischen Schützengräben senkrecht schneidet. Von der französischen
Stellung sind in einer Tiefe von 1250 Metern alle hintereinander liegenden Schützen
gräben, einschließlich der in diesem Raum befindlichen Batteriestellungen, genommen und
gegen alle Angriffe behauptet worden. Hier ist also eine weitere Erklärung unnötig.
Der englische Bericht sagt, die Franzosen hätten auf dem linken Flügel der Eng
länder vorgehend Het Sas in Flandern zurückgewonnen, in Wirklichkeit ist auch dieser
Ort gestern nicht angegriffen worden. Ferner behauptet er, der deutsche Bericht über
die Fortnähme der vier englischen Geschütze sei nicht zutreffend. Es ist für die englische
Heeresleitung bedauerlich, daß sie so schlecht von ihren Untergebenen unterrichtet wird,
wenn es auch verständlich ist, daß die regelmäßige Berichterstattung durch die Eile, mit
der die englischen Truppen am 25. April das Schlachtfeld verließen, etwas in Unordnung
gekommen sein mag. Die genommenen Geschütze gehören nach der Bezeichnung, die sie
tragen, der 2. London-Garrison-Artillery und der 2. London-Territorial-Division an und
sind 12,8 om-Geschütze, die in allernächster Zeit ihre Anwesenheit auf unserer Seite den
Gegnern deutlich erkennbar machen werden.
1. Mai 1915.
Leider sind wir schon wieder genötigt, einige Veröffentlichungen unserer Feinde richtig
zu stellen, da sie offensichtlich bestimmt sind, im Auslande falsche Eindrücke zu erwecken.
Von englischer Seite wird heute behauptet, das Dörfchen Saint-Julien in Flandern sei
nur wenige Stunden in deutschen Händen gewesen und dann von Kanadiern, Schotten
und Iren zurückerobert worden. Diese Angabe steht mit der Wahrheit in Widerspruch.
Saint-Julien ist fest in unserer Hand. Unsere Vorstellungen sind noch einige hundert
Meter darüber hinaus gegen den Feind vorgeschoben.
Die Franzosen wollen nach ihrem heutigen Bericht in Lothringen aus einer Breite
von 25 Kilometern vier Kilometer Boden gewonnen haben. Sie vergessen aber hinzuzu
fügen, daß es sich nur um ein Vorrücken in Französisch-Lothringen handeln kann und nur
um ein Vorrückeri in einer Gegend, in der sich keine deutschen Truppen befinden. Denn
an deren weit in das französische Gebiet vorgeschobenen Linien hat sich in der Rück
wärtsrichtung seit vielen Monaten nichts geändert, wohl aber wurden sie, wie aus un
seren Tagesberichten ersichtlich ist, bis in die jüngste Zeit erheblich nach vorwärts verlegt.
Die Leichtfertigkeit und Verlogenheit der amtlichen französischen Berichterstattung
werden durch zahlreiche Feldpostbriefe von Kriegsteilnehmern bestätigt. So schreiben
mehrere deutsche Offiziere der „Frankfurter Zeitung" Anfang Februar 1915: „Zu dem
französischen amtlichen Bericht vom 21. Januar 1915, der lautet: „In der Cham
pagne östlich Reims in der Gegend von Prosnes-les-Marquis und von Manonvillers
haben wir feindliche Schanzwerke zerstört, den Feind gezwungen, einige Schützengräben
zu räumen und die Explosion eines Munitionsdepots herbeigeführt" geben wir, die wir
seit Wochen in diesen Schützengräben liegen und auch am 20. und 21. Januar diese
Stellung innehatten, die folgende Erläuterung: Das unter außerordentlichem Muni
tionsaufwand leider „zerstörte feindliche Schanzwerk" war unsere mit viel Liebe und