Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die amtliche Kriegsberichterstattung der Franzosen und Engländer 201 
Ausführlicher wurde dazu aus Paris gemeldet: „Die Beschießung von Saint-Denis 
durch einen deutschen Flieger richtete großen Schaden an. Der Bombenregen fiel etwa 
eine Viertelstunde lang nieder. Alle Bomben explodierten und rissen Löcher von andert 
halb Metern Durchmesser und 60 Zentimetern Tiefe. Das deutsche Flugzeug hielt sich 
ständig sehr hoch. Augenzeugen versichern, daß es keine Taube, sondern ein Flugzeug 
von ähnlichem Modell wie die französischen Eindecker war. Andere erklären, zwei Flug 
zeuge gesehen zu haben. Als es sich anschickte, die Richtung nach Paris einzuschlagen, 
erhob sich ein französischer Flieger mit der Absicht, den deutschen Flieger zu bekämpfen. Dieser 
änderte darauf plötzlich die Richtung, beschrieb einen Bogen und wandte sich den deutschen 
Linien zu. Er wurde von einem kleinen französischen Flugzeuggeschwader verfolgt. 
14. Mai 1915. 
Meldung der deutschen obersten Heeresleitung: Die Insassen eines bei Hagenau 
zum Landen gezwungenen französischen Doppeldeckers wurden gefangen genommen. 
Die amtliche Kriegsberichterstattung der 
Französin und Engländer 
Die Art, wie die französische Heeresleitung seit Beginn des Krieges in ihren all 
täglich zweimal, mittags 3 Uhr und nachts 11 Uhr, erscheinenden Tagesmeldungen amtlich 
über die Kriegsereignisse berichtet, hat allmählich bei allen ernster denkenden Beurteilern 
der Kriegslage peinlichste Enttäuschung hervorgerufen. Um dem französischen Volk, den 
Verbündeten und den Neutralen die wahren Vorgänge zu verheimlichen, um keine Ent 
mutigung und Enttäuschung aufkommen zu lassen, wurden die unbedeutendsten örtlichen 
Erfolge als bedeutsame Siege ausgegeben oder Ortschaften als erobert bezeichnet, die 
stets im festen Besitz der Franzosen waren. Ließen sich Mißerfolge, wie z. B. die Nieder 
lagen bei Ipern Ende April 1915, nicht beschönigen, so wurde die Wahrheit mit 
Redewendungen umschrieben, für die der Satz: „Taktisch haben wir keine Niederlage 
erlitten", charakteristisch ist (in dem Gesamtbericht des französischen Generalstabs über 
die Zeit vom 22. April bis 6. Mai 1915). 
Die deutsche oberste Heeresleitung sah sich wiederholt veranlaßt, derartige amt 
liche Lügenmeldungen offiziell richtig zu stellen; so vor allem den französischen Bericht 
über die Ergebnisse der Frühjahrsoffensive zwischen Maas und Mosel, der zusammen 
mit der Berichtigung bereits auf den Seiten 76 bis 83 veröffentlicht worden ist. Die 
weiteren amtlichen deutschen Richtigstellungen folgen nachstehend: 
3. Februar 1915. 
Die französischen amtlichen Berichte über die Kriegsereignisse enthalten in letzter 
Zeit geradezu ungeheuerlich zu unseren Ungunsten entstellte, zum Teil auch völlig frei erfun 
dene Angaben. Natürlich verzichtet die deutsche oberste Heeresleitung daraus, sich mit 
derartigen Darstellungen im einzelnen zu befassen. Jedermann ist in der Lage, ihren Wert 
an der Hand der amtlichen deutschen Mitteilungen selbst nachzuprüfen. 
6. Februar 1915. 
Hauptsächlich von englischer, aber auch von französischer Seite wird fortgesetzt die 
Behauptung wiederholt, daß die Deutschen gewissermaßen zur Feier des Geburtstags 
Sr. Maj. des Kaisers Vorstöße in großem Stile inszeniert hätten, die sämtlich mit 
schweren Rückschlägen für uns endeten. Daß diese Behauptung in heimtückischer Absicht 
einfach erfunden ist, beweisen unsere amtlichen Berichte über die Ereignisse an den in 
Frage kommenden Tagen. Solche Kampfesweise kann natürlich auch nicht die Person 
des Kriegsherrn berühren. Die deutsche Heeresleitung möchte aber nicht unterlassen, sie 
in ihrer Erbärmlichkeit vor aller Welt an den Pranger zu stellen.
	        
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