Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Fliegerangriffe aus deutsche Städte und die deutschen Vergeltungsmaßnahmen 193 
Fliegerangriffe auf deutsche Städte 
und die deutschen Vergeltungsmaßnahmm 
Von Ende Januar bis Anfang Mai 1915 
Vorbemerkung: Gehört die Zerstörung feindlicher Etappenorte, militärischer Anstalten 
und Eisenbahnen auch zu den durchaus nötigen Kriegshandlungen, so ist dagegen die Be 
schießung offener Orte außerhalb der eigentlichen Operationsgebiete eine Verletzung der all 
gemein anerkannten Kriegsgesetze. Gleichwohl schrecken weder die französische noch die 
englische Heeresleitung vor solchen brutalen und völkerrechtswidrigen Angriffen gegen die 
unbewaffnete Zivilbevölkerung zurück, ja sie brüsteten sich noch damit, offene deutsche Städte 
durch ihre Flugzeuggeschwader angegriffen und wehrlose deutsche Bürger dabei getötet 
zu haben. Dagegen sind alle militärischen Absichten der feindlichen Flieger vereitelt 
worden. Weder die Zeppelinwerft in Friedrichshasen, noch die großen Waffen- und 
Munitionsfabriken oder sonstige militärische Betriebe und Einrichtungen trugen irgend 
welchen nennenswerten Schaden davon. 
Es liegt in der Natur der Verhältnisse begründet, daß Süddeutschland den Gefahren 
der Fliegerangriffe am meisten ausgesetzt ist, und so bilden denn auch das Rheintal und 
besonders das langgestreckte Großherzogtum Baden das bevorzugte Einsallsgebiet der 
feindlichen Flieger. Nachstehend sind die wichtigsten feindlichen Fliegerangriffe aus 
deutsche Städte und Ortschaften in zeitlicher Folge aufgezählt. 
5. Februar 1915. 
Nachmittags 37 2 Uhr warf ein feindlicher Flieger Bomben auf die offene Stadt 
Müll heim i. B., ohne Schaden anzurichten. 
17. Februar. 
Ein feindlicher Flieger warf nachmittags um */ 2 3 Uhr mehrere Bomben aus die 
offene Stadt Fr ei bürg i. B., die am katholischen Mädcheninstitut und in der Sedan 
straße erheblichen Gebäudeschaden verursachten. Die Flieger wurden in Freiburg heftig 
beschossen, jedoch ohne Erfolg. Sie verschwanden dann in der Richtung gegen Mül 
hausen, wo sie aufs neue Bomben abwarfen, die im besonderen aus die Kasernen ge 
richtet waren. Personen wurden in beiden Städten nicht getroffen. 
4. März. 
Meldung des stellvertretenden Generalkommandos Stuttgart: Ein feindlicher Flieger, 
(nach der französischen amtlichen Meldung vom 4. März der Fliegerhauptmann Happt), 
ist gestern über Rottweil erschienen und hat drei Bomben auf die Pulverfabrik geworfen. 
Der hierdurch entstandene Schaden ist gering und hat den Betrieb der, Fabrik in keiner Weise 
gestört. Weitere Angriffe des Fliegers sind durch das Schutzkommando verhindert worden. 
18. März 1915. 
Meldung der deutschen obersten Heeresleitung: Französische Flieger warfen aus die 
offene elsässische Stadt Schlettstadt Bomben ab, von denen nur eine Wirkung erzielte, 
indem sie in das Lehrerinnenseminar einschlug, zwei Kinder tötete und zehn schwer ver 
letzte. Als Antwort darauf wurde heute nacht die Festung Calais mit Bomben schweren 
Kalibers belegt. (Vgl. S. 181). 
Wie dieser Versuch der Franzosen, die Leute im Elsaß einzuschüchtern, von den 
Betreffenden aufgenommen wurde, geht aus einem Brief hervor, den die Mutter 
des elsässtschen Schriftstellers Arthur Babillotte an ihren in Leipzig lebenden Sohn 
schrieb und den dieser dann teilweise in der „Kölnischen Zeitung" veröffentlicht hat. Aber 
nicht allein die Stimmung in bezug auf das Attentat zeigt er, sondern die Stimmung 
im allgemeinen, die Haltung, die die Elsässer gegen die Franzosen einnehmen, und die 
Völkerkrieg. V. 13
	        
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