Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Der flandrische Kriegsschauplatz 
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Nachdem der Feind sich am Westufer des Ipernkanals festgesetzt hatte, befürchtete 
ich, daß ein Keil zwischen die französischen und belgischen Truppen getrieben werden 
könnte. Ich ordnete deshalb an, daß ein Teil der nordwärts gesandten Verstärkungen 
zur Unterstützung des Generals Pulz verwendet werden sollte, dem es sonst schwer 
gefallen wäre, ein weiteres Vordringen der Deutschen am Westufer zu verhindern. 
Am Morgen des 23. April besuchte ich General Foch, der mir mitteilte, daß es seine 
Absicht sei, die ursprüngliche Linie wiederherzustellen und die Gräben zurückzugewinnen, 
die die französische Division verloren hatte. Er sprach den Wunsch aus, daß ich meine 
jetzige Linie beibehalten möchte, wobei er mir die Versicherung gab, daß die ursprüng 
liche Stellung in wenigen Tagen wiedergewonnen sein werde. Er teilte mir auch mit, 
daß bedeutende Verstärkungen unterwegs wären, um General Pulz zu stützen. Ich war 
mit dem klugen Wunsch des Generals, die alte Linie wiederherzustellen, einig und ver 
sprach, mit ihm zusammenzuwirken unter der Bedingung, daß die Position innerhalb 
einer bestimmten Frist wiederhergestellt sein müßte, andernfalls könnte ich die britischen 
Truppen nicht in einer solch entblößten und gefährlichen Lage belassen. Am 23. April 
war die deutsche Artillerie während des ganzen Tages sehr tätig, und der Verlust un 
serer Geschütze, der uns verhinderte, wirksam zu begegnen, erschwerte unsere Lage be 
deutend. Die Lage östlich des Kanals war in den folgenden zwei bis drei Tagen äußerst 
kritisch. Die Verwirrung, die durch den plötzlichen Rückzug der französischen Division 
entstand, führte zu einem Durcheinander der Verbände und zu einer Verschiebung in 
den Kommandoverhältnissen, die kaum zu vermeiden war. All das führte zu schweren 
Verlusten, aber erst am 25. April gelang es dem Feinde, den linken Flügel der kana 
dischen Division von dem Punkte zurückzutreiben, an dem er die Verbindung mit der 
französischen Linie bewerkstelligt hatte. Den Franzosen war es gelungen, Lizerne zurück 
zugewinnen und bei Steenstraate und Het Sas einige Vorteile zu gewinnen, aber bis 
zum 28. April war die Wiedereroberung der ursprünglichen Stellung um keinen 
Schritt weiter gediehen, und ich gab deshalb Sir Herbert Plumer, der die Operationen 
leitete, Anweisungen, den Rückzug aus die festgesetzte neue Linie vorzubereiten. Am 
Morgen des 29. April beschwor mich General Foch, den Rückzug noch hinauszuschieben 
und den Angriff abzuwarten, der am 30. April nach Eintreffen namhafter Verstärkungen 
erfolgen sollte. Ich willigte in den Aufschub ein. Da die Franzosen aber keine nennens 
werten Fortschritte machen konnten, befahl ich, den Rückzug zur neuen Linie am 1. Mai 
zu beginnen. Die neue Linie wurde dementsprechend am 4. Mai bezogen. Während 
des ganzen Zeitraumes, von dem Tag ab, an dem der erste Durchbruch erfolgte, waren 
alle Truppen im Kampfgebiete einer ständigen, überaus heftigen Artilleriebeschießung 
ausgesetzt, zu der anscheinend eine riesige Zahl von Geschützen und ein unbegrenzter 
Munitionsvorrat zur Verfügung stand. Unter einem derartig überlegenen Feuer war 
es unmöglich, wirksame Verschanzungen zu graben und die Linie gehörig auszubauen, 
zumal sich Verwirrung und Demoralisation nach der ersten großen Gasüberraschung 
und den folgenden Gasangriffen geltend machten. Am 8. Mai begann ein rasendes 
Bombardement gegen die gesamte Front des 5. Korps, das sich allmählich auf die Front 
der Division vor Frezenberg konzentrierte. Dieses Feuer ebnete unsere Gräben voll 
ständig ein und verursachte uns ungeheure Verluste. Der Beschießung folgte ein schwerer 
Jnfanterieangriff, vor dem die unseren weichen mußten. Wie General Plumer berichtet, 
wurde die rechte Flanke einer Brigade um 10 Uhr 15 Minuten gebrochen, dann das 
Zentrum, dann ein Teil der linken bei der südlich anschließenden Brigade. Um 12 Uhr 
25 Min. wurde das Zentrum einer Brigade zur Linken durchbrochen, ihr rechtes Bataillon, 
die 1. Suffolks, hielten aus und wurden anscheinend umzingelt und überwältigt. Um 3 Uhr 
30 Minuten nachmittags unternahmen wir einen Gegenangriff, der bis Frezenberg kam,
	        
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