Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Der flandrische Kriegsschauplatz 
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An diesem Tage waren die Vorbereitungen beendet, die der schwierige Angriff gegen 
eine seit Monaten ausgebaute, von einem zähen Verteidiger besetzte Stellung forderte. 
Sechs Uhr abends brachen unsere Truppen aus der Linie Steenstraate—Langemarck vor. 
Der vollkommen überraschte Feind überließ ihnen seine erste und zweite Stellung, die 
30 bis 500 Meter vor unserer Front lagen, und floh in westlicher Richtung über den Kanal 
und nach Süden, während seine Artillerie die nachdrängenden Deutschen aufzuhalten suchte. 
Als aber die Nacht herabsank, standen die Angriffstruppen in einer Linie, die dem 
Kanal von Steenstraate über Het Sas bis zwei Kilometer südwestlich Pilkem folgte und, 
von hier nach Osten umbiegend, in Richtung Kersselaere die alten Stellungen des 
nächsten Abschnittes erreichte. Nur bei Steenstraate hatte der Feind heftigen Widerstand 
geleistet, aber dennoch war es gelungen, den Ort abends zu nehmen und hier, ebenso wie 
bei Het Sas mit Teilen das linke Kanalufer zu gewinnen. Das taktische Ergebnis des 
ersten Kampftages war, daß Gelände in einer Breite von neun Kilometern und in einer 
Tiefe von drei Kilometern gewonnen, der Ausgang des Sackes somit wesentlich verengert 
worden war; außerdem war in zwei neuen Stellungen westlich des Kanals fester Fuß 
gefaßt. Gleichzeitig mit dem Hauptangriff wurde der Gegner auf der ganzen übrigen 
Front beschäftigt. 
Es war vorauszusehen, daß die Verbündeten, nachdem sie ihren Verlust in vollem 
Umfange erkannt hatten, versuchen würden, das Verlorene wiederzugewinnen. Die am 
23. April 1915 beginnenden Kämpfe stellen auf seiten des Gegners eine fast ununterbrochene 
Reihe von Versuchen dar, die Deutschen aus ihren neuen Stellungen zurückzudrängen, 
um sich von dem Druck auf die rückwärtigen Verbindungen zu befreien und das west 
liche Kanalufer dann in die Hand zu bekommen, um von hier den deutschen Haupt 
angriff im Rücken zu bedrohen. Die Aufgabe der deutschen Truppen war, die gewonnenen 
Stellungen nicht nur zu behaupten, sondern unter Ausnutzung jeder günstigen Gelegen 
heit weitere Fortschritte in südlicher Richtung zu machen und den Ring um den Feind 
immer enger zu schließen. Bis zum 2. Mai 1915 spielten sich die Kämpfe am Kanal und 
zwischen ihm und der Straße Passchendaele—Broodseinde ab. Bereits am 23. April 
setzten die feindlichen Gegenangriffe ein, aber an diesem Tage verfügte der Gegner an 
scheinend nur über geringe Menschenkräfte. Zwei Angriffe, von zwei französischen 
Regimentern und einem englischen Bataillon getrennt unternommen, brachen vor den 
schnell ausgebauten Stellungen zusammen. Die Angriffe waren gegen den westlichen 
Abschnitt unserer Front angesetzt, in der Erkenntnis, daß aus dieser Richtung die 
größte Gefahr drohte. An den folgenden Tagen dehnten sich die Kämpfe weiter nach 
Osten aus, aber die stärksten Angriffe richteten sich immer wieder gegen den Westabschnitt, 
gegen den auch die Artillerie des Gegners vom linken Kanalufer flankierend wirken 
konnte. Die erbitterten Kämpfe, bei denen beide Seiten abwechselnd Angreifer und 
Verteidiger waren, kennzeichnen sich meist als Einzelgefechte auf der in dem unübersicht 
lichen Gelände vielfach gebrochenen Front. 
Es erübrigt sich, den Kämpfen in den Tagen bis zum 2. Mai 1915 im einzelnen nachzu 
gehen. Es ist ein zähes Ringen, in dem die Stärke der angreifenden Truppen bedeutend 
schwankt, größere zusammenhängende Angriffe des Gegners aber selten sind. Ueber 
Ipern zieht er Verstärkungen heran, die auf etwa zwei englische und ein bis zwei 
französische Divisionen zu schätzen sind. Am 24. April wird der Angriff einer englischen 
Division unter schwersten Verlusten für diese abgeschlagen. Am 25. werden fünf eng 
lische Bataillone westlich Saint-Julien durch flankierendes Maschinengewehrfeuer säst bis 
auf den letzten Mann vernichtet. Den stärksten Angriff brachte der 26. April, als etwa 
ein Armeekorps zwischen den Straßen von Pilkem nach Ipern und Saint-Julien so 
wie weiter östlich vorging; er wurde blutig abgewiesen, 3000 tote Engländer blieben
	        
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