Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die Kämpfe in Lothringen, in den Vogesen und im Sundgau 137 
wohl reiche Niederschläge, aber zugleich häufige Erwärmung bringt. Dann pappt der 
Schnee, die zahlreich verstreuten Blöcke — ohnehin kein Vergnügen bei der Abfahrt — 
strecken rasch wieder die kaum bedeckten Köpfe heraus, das geduckte Wacholdergesträuch 
erhebt sich, und das üppige Gras tritt namentlich auf den Westhängen rasch zu Tage. 
Da heißt es dann, seine Stemmbogen mit aller Kunst anwenden, und oft bewahren alle 
Kunst und Vorsicht nicht vor einem verzerrten Gelenk oder einem gebrochenen Fuß. An 
und für sich find die Abfahrten für den, der alpines Gelände gewöhnt ist, mild und bei 
genügend Schnee ein wirklicher Genuß. Wenn aber der Harscht die Hänge verkrustet, 
dann ist jeder froh, wenn er Glieder, Gewehr und Gepäck am Schlüsse der Fahrt leid 
lich beisammen findet. 
Ueber die militärische Brauchbarkeit der jüngsten technischen Truppe Deutschlands 
möchte ich mir heute kein Urteil erlauben. Die Zukunft und die Herren Generäle mögen 
darüber entscheiden, ob wir die vielleicht etwas überhoch gespannten Erwartungen, die 
man in gewissen Sportkreisen aus die Schneeschuhleute gesetzt hat, einigermaßen gerecht 
fertigt haben oder nicht. Die Zusammensetzung der Truppe ist so deutsch wie möglich: 
es gibt zum Beispiel kaum einen deutschen Gau, der nicht in unserer Kompagnie seinen 
Vertreter hätte. Nord und Süd, Ost und West vereinigen sich kameradschaftlich bei uns 
in dem erhöhten Bewußtsein, um wieviel schöner es ist, den Krieg auf den geliebten 
Brettern zu führen, trotz Schnee, Nebel und eisigem Sturm, als geduldig in irgend einem 
nassen Schützengraben abwarten zu müssen, bis die Stunde der Entscheidung geschlagen 
hat. In diesem Sinne rufen wir alle ein zwar unmilitärisches aber einmütiges Ski-Heil! 
Vom Luftkampf im Oberelsaß 
In dem schwierigen und unübersichtlichen Kampfgebiet der Vogesen fiel den Fliegern 
und Luftschiffern eine bedeutsame Aufgabe zu. Es galt, die Truppenverschiebungen und 
Artilleriestellungen des Gegners ausfindig zu machen, den Aufmarsch der herannahenden 
Truppenverstärkungen zu stören, Bahnhöfe und Eisenbahnstrecken für den Betrieb un 
brauchbar zu machen. Dieser Tätigkeit der Flieger stellte stch als größtes Hindernis 
der Winternebel entgegen, der an manchen Tagen nur für wenige Stunden wich und 
für die tapferen Kämpfer im Luftmeer eine stete Gefahr bedeutete. Trotzdem kreisten 
unentwegt deutsche und französische Flieger über der Rheinebene und den Vogesen. 
Ueber die besonders rege Tätigkeit der französischen Flieger in der Zeit vom 27. Januar 
bis 6. Februar 1915 berichtete die französische Heeresleitung amtlich folgendes: 
„Selbst an nebligen Tagen unternahmen unsere Flieger kühne Flüge über die Stellungen 
der Deutschen und am 31. Januar 1915 hat sogar einer, der über dem Wolkenmeer 
hinflog, den Augenblick, da die Wolken auseinander gingen, benutzt, um den Bahnhof 
von Lutterbach östlich von Mülhausen mit einer Bombe zu bewerfen. Am Tage vorher 
wurden vier Bomben auf das Schloß Homburg, 8 Kilometer nördlich vom Kembs, ge 
worfen, weil dort das deutsche Generalquartier Gaede untergebracht war. Acht weitere 
Bomben wurden auf die durch den Nonnenbruchwald laufende Bahnlinie geworfen. Am 
1. Februar wurde sodann nochmals der Bahnhof Lutterbach heftig beschossen und am 
2. Februar wurde durch die Flieger ein größeres Transformatorenhaus bei Mülhausen 
zerstört. Am 5. Februar galten die Fliegerbomben den Schuppen auf dem Habsheimer 
Flugplatz. Wenn es klar und windstill ist, begegnen die französischen Flieger öfters 
deutschen Tauben im Oberelsaß, die aber gewöhnlich die Flucht ergreifen (?). Am 
2. Februar gerieten über Sennheim ein deutscher und ein französischer Flieger mit 
einander in einen Kampf und befchoffen sich. Unser Flieger trieb den deutschen Flieger 
zweimal in die Flucht und verfolgte ihn in einer Entfernung von 150 Metern bis in 
die Gegend von Mülhausen, wo er den deutschen Flieger zur vorzeitigen Landung ver-
	        
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