Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die Kämpfe in Lothringen, in den Vogesen und im Sundgau 129 
Der Verlust und die Wiederbesetzung des Hartmannsweilerkopfes 
von Ende Februar bis Ende April 1915 
Die französische Heeresleitung empfand die Besetzung des Hirzensteines und des Hart 
mannsweilerkopfes durch die Deutschen als eine erhebliche Schwächung ihrer Stellung und 
setzte daher alles daran, die deutschen Truppen wieder von den Berghöhen zu vertreiben. 
Schon am 27. Februar 1915 holten die Franzosen zu einem energischen, aber erfolglosen 
Sturmangriff aus. Tag für Tag darnach bewarfen sie die deutschen Schützengräben mit 
einem Hagel von Granaten und Schrapnells, mit Minen und Handgranaten, bis es endlich 
den energischen Vorstößen des an Zahl weit überlegenen Gegners gelang, die deutschen 
Verteidiger nach erbitterten Kämpfen am 25. und 26. März 1915 über den östlichen 
Kuppenrand des Hartmannsweilerkopfes hinauszudrängen. 
Der amtliche französische Bericht vom4. April 1915 schildert die Wiedereinnähme 
der Feldschanze des Gipfels des Hartmannsweilerkopfes, in der ein kleiner französischer 
Posten am 23. Januar 1915 Hungers gestorben war, folgendermaßen: „Da unsere Alpenjäger 
es als eine Ehrenschuld betrachteten, ihre Kameraden zu rächen, wurde der Sturm auf 
den Hartmannsweilerkopf, der, beträchtlich befestigt, die Ebene um 600 Meter überragt 
und durch einen Wald, sowie durch dichten und häufigen Nebel geschützt ist, geduldig 
vorbereitet. So ist z. B. ein Telephonnetz von 90 Kilometern mit unglaublichen Schwierig 
keiten erstellt worden. Unsere Truppen griffen am 26. Februar an und gewannen etwa 
100 Meter auf dem steilen Abhange, woselbst sie sich festsetzten. Neue Erkundigungen 
ermittelten die Lage des gut verdeckten Blockhauses, in dem der Feind Stellung 
hatte. Der entscheidende Angriff erfolgte am 5. März. Nach einer regen Vorbereitung 
durch die Artillerie stürzten die Alpenjäger vor und nahmen das wichtigste deutsche 
Blockhaus. Der aufgebrachte Feind unternahm einen Gegenangriff, wurde jedoch beim 
Verlassen seiner Schützengräben niedergemäht. Die so erlangte moralische Ueberlegenheit 
bereitete den tatsächlichen Sieg vor, und das Eintreffen von Infanterie spornte allen 
Eifer an. Am 20. März überschüttete die sorgfältig über ihr Ziel aufgeklärte Artillerie 
die feindlichen Schützengräben vier Stunden lang mit einem höllischen Feuer. Die 
Infanteristen und die Alpenjäger sprangen aus ihren Schützengräben heraus. Ein heftiges 
Feuer ging ihnen voraus. Sie nahmen zwei Schützengrabenlinien, eine Feldschanze und 
machten 200 Gefangene. Der erschöpfte Feind versuchte umsonst, Gegenangriffe zu machen. 
Es blieb uns eine letzte Anstrengung zu machen übrig, um den Gipfel zu erobern. 
Am 26. März ist alles bereit. Ein strahlender Morgen verheißt der Artillerie ein ge 
naues Schießen. Die natürlichen und künstlichen Verteidigungsmittel um das Blockhaus 
werden dem Erdboden gleichgemacht und das mit Baumstämmen und Aesten bedeckte Ge 
lände verwüstet. Nach diesem unerbittlichen Zerstörungswerke springt die Infanterie auf 
und erreicht den Gipfel in einem glänzenden Massensturm und pflanzt das Fähnchen auf, 
das der Artillerie den erlangten Erfolg anzeigt. Die Artillerie überschüttet sodann den 
östlichen Abhang, über den die Deutschen fliehen, von allen Seiten gehetzt. 
So verlief der Kampf um den Hartmannsweilerkopf, der dem Feind eine wunder 
bare Beobachtungsstelle raubte, von der wir nun künftig Nutzen ziehen werden. Die 
ganze Ebene im Osten ist unter unserem Feuer. Der Sieg brachte eine große Menge 
feindliches Material und mehr als 400 Gefangene, darunter mehrere Offiziere, in unsere 
Hände. Am 31. März zählten wir trotz der Schneedecke 700 deutsche Leichen auf dem 
Gelände. Dieser Erfolg rächt mit Glanz unsere Toten von Ende Januar, die Opfer 
einer Ueberraschung und des Hungers." 
Da mit dem Besitz der Höhe auch die Herrschaft über die wichtige Bahnlinie Mül 
hausen— Kolmar verbunden ist, mußte die deutsche Heeresleitung mit allen Kräften be 
müht sein, die strategisch wertvolle Höhenstellung zurückzuerobern, umsomehr, als es den 
Völkerkrieg. V. 9
	        
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