Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die Kämpfe in Lothringen, in den Vogesen und im Sundgau 121 
Hänge behauptete und von dort die Verbindung nach Münster unter Feuer hielt. Da 
kam die Artillerie dem bedrängten Detachement zu Hilfe, indem sie den Alpenjägern 
das Verbleiben in Kilbel unmöglich machte und den Nachbartruppen das Vorgehen über 
die Stoßweier von beiden Seiten beherrschenden Höhen erleichterte. Kilbel wurde am 
frühen Morgen des 23. besetzt, und damit war der Zusammenhang der neugewonnenen 
Linie vom Barren- und Kleinkops über Eichwald bis zum Reichackerkopf und Sattel 
hergestellt. Das Ziel fünftägiger schwerer Kämpfe war erreicht, und wieder begann 
unter Leitung und Beistand der Pioniere die Arbeit mit Beilpicke und Spaten, die in 
den unübersichtlichen, Ueberraschungrn begünstigenden Waldbergen ebenso wichtig wie 
im Felsboden schwierig ist. Was den Gräben an Tiefe fehlt, muß in der Höhe durch 
mühsam aufgetürmte, erdbedeckte Steinmauern gewonnen werden; an manchen Stellen 
kann den fehlenden Laufgraben nur die geschickte Führung des Schützengrabens ersetzen. 
Mancher sorgsam ausgebaute Unterstand der Alpenjäger leistet gute Dienste, nachdem 
er an der neuen Front verstärkt und vor allem gründlich gereinigt worden ist. 
Das Ergebnis der heißen Gefechtstage waren außer rund 800 gefallenen Franzosen 
600 Gefangene und mehrere Maschinengewehre. Die Beute an sonstigem Material 
konnte in dem unübersichtlichen Gelände noch nicht abschließend festgestellt werden. Nur 
wenige von denen, die die knapp gefaßten Mitteilungen der Obersten Heeresleitung über 
die Kämpfe bei Münster lasen, ahnten wohl etwas von dem stillen Heldentum unserer 
Jungen und Alten, die Grenzwacht in den Vogesen halten." 
Oberst Karl Müller, der im Auftrag der „Neuen Zürcher Zeitung" die Kriegsschau 
plätze in den Obervogesen und in Lothringen besuchte, hat die erbitterten Kämpfe um 
den Reichackerkopf in seiner Zeitung in einer Reihe von überaus sachkundigen und über 
sichtlichen Aufsätzen geschildert, die in vielfacher Hinsicht die Darstellung des Großen Haupt 
quartiers ergänzen und deswegen hier wiedergegeben werden. Oberst Müller berichtet: 
„Das Gebiet der Obervogesen war von Mitte Februar bis gegen Ende März 
der Schauplatz erbitterter Gefechte. Im Mittelpunkt dieser Gebirgskämpfe stand der 
vielgenannte und vielumstrittene Reichackerkops (nicht Reichsackerkops, wie er in den 
Zeitungsberichten irrigerweise stets genannt wurde), eine von den Franzosen mit allen 
Mitteln der Feldbefestigung zu einem starken Stützpunkt ausgebaute Waldkuppe, die 
drei Kilometer westlich von Münster liegt. In dem von der Fecht und dem Kleintalbach 
gebildeten spitzen Winkel, dessen Scheitelpunkt Münster bildet, beherrscht der sich zu einer 
Höhe von 771 Metern erhebende Reichackerkops sowohl das auch Großtal genannte, von 
der Fecht durchströmte, industriereiche Münstertal oder Fechttal mit den Ortschaften 
Metzeral, Mühlbach, Luttenbach, Münster, Günsbach, Weier im Tal, als auch das sogenannte 
Kleintal mit den Dörfern Stoßweier und Sulzern, durch das sich eine der wichtigsten 
Querverbindungen der Vogesen, der nach Görardmer führende Schluchtpaß, hinaufwindet. 
Am Groß-Hohneck (1361 Meter) verzweigt sich vom Hauptkamm der Vogesen ein in 
westlicher Richtung stufenweise abfallender Gebirgszug, dessen Gipfel, der Klein-Hohneck 
(1287 Meter), der Gaschneykopf (1090 Meter), der Tännlekopf (980 Meter), der Sattel 
kopf (892 Meter) und der Reichackerkopf, in schroffen Hängen nach Norden in die Täler 
des Schluchtbaches und des Kleintalbaches, nach Süden in das Fechttal abfallen, dessen 
Talsohle bei Münster ungefähr 380 Meter hoch liegt. Zwischen dem Sattelkops und dem 
Reichackerkops wird die Bergkette von einer Senke durchbrochen, die den treffenden Namen 
Sattel trägt. Vom Sattel steigt der Kamm wieder an zur Kuppe des Reichackerkopses. 
Eine etwas niedrigere, südwestlich vorgelagerte, flachgewölbte Waldhöhe zwischen dem 
Sattel und dem Reichackerkopf wurde in den französischen Berichten stets als kleiner 
Reichackerkopf bezeichnet, von der einheimischen Bevölkerung wird sie das Köpfle genannt. 
In waldigen Terrassen dacht sich der Reichackerkopf nach Osten in dem durch das Groß
	        
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