Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

118 Die Ereignisse an der Westfront von Mitte Januar bis Mai 1915 
das Bergland mählich über die Mittleren und Unteren Vogesen, gleichlaufend mit dem 
Rheintal zu dem Hügelland der Rheinpfalz. 
Größere zusammenhängende Operationen fanden nur in dem offenen Südelsaß statt, 
in das die Franzosen wiederholt den Einbruch von Belfort her versuchten, ohne dauernde 
Erfolge erringen zu können. Es ist nur ein ganz schmaler Streifen diesseits der Grenze, 
den sie zu behaupten vermochten. Nordwestlich Kolmar tritt die deutsche Gefechtslinie 
auf französisches Gebiet über. Wie auf der ganzen Westfront, so sind auch im Süd 
elsaß und in den Vogesen die Operationen vorübergehend in einen Stellungskampf 
übergegangen, dessen Einförmigkeit einzelne offensive Unternehmungen unterbrechen. 
Ihren Schauplatz bildeten in letzter Zeit die Oberen Vogesen, in denen der Gegner 
Schritt für Schritt gegen den Kamm zurückgedrückt wird. Die Einnahme des Hart 
mannsweilerkopfes südwestlich Sulz ist noch in Erinnerung, (vgl. S. 107 s.) und dieser 
Tage meldete die Oberste Heeresleitung siegreiche Kämpfe bei Münster. 
Die Leistungen unserer Truppen in diesen Gefechten sind über alles Lob erhaben. 
Hier ist kein langsames Vorarbeiten unter der Erde mit Laufgraben, Schützengraben, 
Sappen und Minenstollen in einem Gelände, das Zusammenhang und Uebersicht bietet. 
Die Oberen Vogesen sind vielmehr ein dicht bewaldetes, zerklüftetes Bergland, in dem 
nur wenige aus dem Rheintal gegen den Kamm führende Täler durchgehende Ver 
bindungen zur französischen Grenze öffnen. Zahllose Seitentäler und Tälchen zerlegen 
das Zwischengelände in ein Gewirr vieler Kuppen und „Köpfe", die die Querverbindung 
erschweren und den militärischen Operationen bisweilen im vollen Sinne des Wortes 
unübersteigbare Hindernisse in den Weg zu stellen scheinen. Die leichte Verteidigungs 
fähigkeit der Straßen und Wege zwingt aber den Angreifer, diese zu verlassen und sich 
über steile Abstürze auf und ab den Weg zu bahnen. Geröll und umgestürzte Bäume, 
die das Alter oder das Feuer der schweren Artillerie gefällt haben, decken die Hänge, 
und jeder Stein, der ins Rollen kommt, droht den Hintermann zu erschlagen. Unten 
am Hang sinkt der Fuß in weichen Schnee, weiter hinauf ist selbst mit Eisstollen nur 
ein mühsames Vorwärtskommen über gefrorene Hänge. Rein sportlich betrachtet, sind 
solche Kletterübungen bereits eine gute Leistung. Der deutsche Soldat aber, der den 
Winterfeldzug in den Vogesen mitmacht, steht sich einem entschlossenen und gewandten 
Gegner gegenüber, der ihn nicht nur vom halben Hang aus kunstvoll angelegten Feld 
kanzeln und hinter sicherer Deckung von der Höhe aufs Korn nimmt, sondern der vor 
wärts der eigenen Stellung in den dunklen Kronen mächtiger Tannen nistet, über und 
hinter dem Angreifer unsichtbar lauernd, um den sicheren Schuß abzusenden. Diese 
„Baumschützen" erklettern die höchsten Wipfel mit Steigeisen, binden sich oben fest und 
decken sich durch Zweige gegen Sicht von unten; nur wenige von ihnen kommen lebend 
von ihrem Hochsitz herunter, denn mit Recht findet diese hinterlistige Kampfart keine 
Gnade vor den Augen unserer Soldaten. Ist der Höhenkamm genommen, dann macht 
der Felsboden nicht selten den Ausbau der Stellung unmöglich, und eine Mauer aus 
zusammengetragenen Felsblöcken und Steinen muß notdürftigen Schutz gegen das Feuer 
des Gegners geben, der sich von neuem aus der nächsten Höhe über dem Tal festgesetzt 
hat. Solcher Arten waren die Bedingungen, unter denen die Kämpfe nördlich und 
südlich Münster vom 19. bis 23. Februar 1915 geführt wurden, an denen fast alle 
deutschen Stämme zum Schutz des Elsaß teilnahmen. 
Das Städtchen Münster liegt in dem malerischen Tal der Fecht, durch das Bahn 
und Straße von Kolmar nach Gsrardmer auf der französischen Seite der Vogesen über 
den bekannten Schluchtpaß, eine der wichtigsten Querverbindungen der Oberen Vogesen, 
führen. Münster war in deutschem Besitz, aber die Franzosen hielten die Höhen un 
mittelbar nordwestlich und südwestlich des Ortes, von wo ihre „Baumschützen" eine
	        
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