Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die russischen Kriegsschauplätze bis 
zur Winterschlacht in Masuren 
Von Ende Oktober 1914 bis Ende Februar 1915 
Fortsetzung von Band II, Seiten 1—69 und 193—248 
Die gemeinsame Offensive 
Zusammenfassende Darstellung 
Wie bereits geschildert (II, S. 220 u. 248), hatte sich eine gewaltige, den Verbündeten 
weit überlegene russische Armee Ende Oktober und Anfang November 1914 über die 
Weichsel zwischen Nowo-Georgiewsk und der galizischen Grenze vorbrechend, der 
Warthe genähert. Die Gesamtstärke dieser russischen Streitkraft wird auf annähernd 
anderthalb Millionen zu schätzen sein; darunter befanden sich neben den Elitetruppen 
sibirische, kaukasische und turkmenische Truppenverbände. Dieser vierfachen Ueberlegen- 
heit mußten die verbündeten Armeen, die bereits bis an die Weichsel vorgedrungen 
waren, weichen. Generalfeldmarschall von Hindenburg hatte seine Truppen in geschickter 
Gruppierung und vollständig unbehindert vom Feind nach Oberschlesien zurück 
gezogen, die österreichisch-ungarischen Heeresteile nahmen an der Grenze von West- 
galizien Aufstellung. Auch die in Westgalizien befindlichen österreichisch-ungarischen 
Streitkräfte mußten sich vor einer stark nachdrängenden, auf die Karpathenpässe los 
marschierenden russischen Uebermacht bis hinter die Wisloka zurückziehen. 
„Das Ziel der weiteren Operationen der Verbündeten mußte," nach einem wohl offi 
ziösen Bericht (vgl. II, S. 246 s.), „sein, die Kraft der großen Offensive der russischen 
Massen unter allen Umständen zu brechen. Dies konnte trotz der großen zahlenmäßigen 
Ueberlegenheit des Feindes nur durch den Angriff erreicht werden; eine starre Ver 
teidigung konnte nur Zeitgewinn bringen, mußte aber von den gewaltigen feindlichen 
Massen über kurz oder lang erdrückt werden. Der Operationsplan der Verbündeten war 
daher folgender: Die Entscheidung sollte in Polen und Galizien durch Angriffe 
gegen die im Weichselbogen und östlich Krakau vorrückenden russischen Hauptkräfte gesucht 
werden, während auf den Flügeln in Ostgalizien und Ostpreußen die Verbün 
deten sich gegen die gegenüberstehenden erheblichen feindlichen Kräfte defensiv verhalten 
sollten. Für die Entscheidung in Polen galt es, alle an anderer Stelle irgend entbehr 
lichen Kräfte zusammenzufassen. Das äußerst langsame Folgen der Russen gab die Zeit 
zu der notwendigen neuen Versammlung der Kräfte. In Galizien standen 
starke Kräfte der österreichisch-ungarischen Armee. In Südpolen wurde in der Gegend 
von Krakau und der oberschlesischen Grenze eine starke, aus österreichisch-ungarischen und 
deutschen Truppen bestehende Gruppe gebildet; eine zweite starke, nur aus deutschen 
Truppen gebildete Gruppe unter Befehl des Generals von Mackensen wurde teils durch 
Fußmarsch, teils durch Bahntransport an der Grenze zwischen Wreschen und Thorn ver 
sammelt. Ihre Aufgabe war es, die unmittelbar südlich der Weichsel zwischen dieser und 
dem Ner—Warta-Abschnitt vordringenden schwächeren russischen Kräfte zu schlagen, um 
dann von Norden her gegen die rechte Flanke der russischen Hauptkräfte vorzugehen, 
deren Fesselung Aufgabe der südlichen Gruppe war. Eine schwächere Gruppe stand zum 
Schutze Westpreußens nördlich der Weichsel bei Strasburg—Soldau bereit. 
Gegen Mitte November 1914 waren die an der ostpreußischen Grenze, im Weichsel 
bogen und in Galizien versammelten russischen Streitkräfte etwa folgender- 
Völkerkrieg. IV. 3
	        
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