Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die Kämpfe in Lothringen, in den Vogesen unb im Snndgan 109 
auf Bäumen sogleich in Stellung brachte. Der deutsche Führer hatte mittlerweile den 
Gegenangriff befohlen, zu dem, weil die Reserven weiter abstanden, Teile der zunächst 
zur Hand befindlichen Abschnittsreserven eingesetzt wurden. Eine Landwehr- und eine 
Landsturm-Kompagnie waren es, die sich um 4 Uhr nachmittags dem Feinde entgegen 
warfen, um ihm die verloren gegangene Stellung zu entreißen. Um 7 Uhr abends 
war die Stellung wiederum in deutscher Hand. Die Sieger, Landwehr und Landsturm, 
konnten mit berechtigtem Stolz aus die erbeuteten Trophäen — mehrere Maschinen 
gewehre — sowie aus die gemachten Gefangenen sehen. 
Um 4 Uhr nachmittags war auch ein neuerlicher französischer Angriff auf die deutschen 
Stellungen im Hirzbacher Walde erfolgt und abgeschlagen worden. Es war schon 
Nacht, als der Feind um 9 Uhr 30 Minuten abends endlich einen letzlen Versuch 
machte, um im Hirzbacher Walde die Linie der Deutschen zu durchbrechen und die 
Kanalstellung wieder zu erobern. Alle diese Angriffe wurden abgewiesen. Am nächsten 
Tage fand man eine Anzahl toter Franzosen vor den deutschen Stellungen. Im Gegen 
satz zu den bei Tage unternommenen Angriffen waren die Nachtangriffe der Franzosen 
sehr matt geführt. Die deutschen Soldaten hörten im Hirzbacher Walde, wie die fran 
zösischen Offiziere große Mühe hatten, ihre Leute überhaupt vorwärtszubringen." 
Der Hartmannsweilerkopf erhebt sich zwischen Sennheim und Sulz und war schon in 
grauer Vorzeit eine Höhe, um deren Besitz vielfach gekämpft wurde. Aus dem 956 Meter 
ü. M. sich erhebenden Gipfel liegt eine alte Verschanznng, die zu der weitverbreiteten 
Gruppe der „vitrifizierten Burgen" gehört. Es sind das Wallanlagen, bald Ringwälle, 
wie sie einst die Alemannen als Schutz für Familien und Herden und als feste Schanzen 
zum letzten Endkamps auswarfen, bald anders geformte Wallanhäufungen oder Verhaue, 
deren Steinfüllung durch starke Feuereinwirkung vitrifiziert, d. h. glasartig verschlackt ist. 
Infolge dieser Verschlackung sind die aufeinander gehäuften Steine oft so stark zusammen 
gebacken, daß es große Anstrengung kostet, den Wall auseinander zu reißen, wenn es 
gilt, in den Berg Wege zu legen oder den Wall zu untersuchen. 
Die Erstürmung des Gipfels gestaltete sich überaus schwierig. Das ganze Gelände 
war vereist und tief verschneit, dazu von zahlreichen Drahtverhauen durchzogen, die 
überall den Aufstieg über die Geröllhalden noch mehr erschwerten. Ein mecklenburgisches 
Jägerbataillon begann den Ansturm, den ein Mitkämpfer in der „Kölnischen Zeitung" 
folgendermaßen schildert: „Die Alpenjäger, mit denen wir in diesem Kriege schon so 
manchen Strauß ausgefochten hatten, hielten den Hirzenstein und den Hartmannsweiler 
kops besetzt, und wir wußten schon im voraus, daß wir keinen leichten Stand haben 
würden, denn die Gegner sind ganz verteufelt zäh und ausdauernd. Und so kam es denn 
auch; lange schwere Stunden hatten wir zu kämpfen, eine endlos lange Nacht krochen 
wir Schritt für Schritt vor, bis endlich der Morgen des 19. Januar die Entscheidung 
brachte. Nicht die Entscheidung, die wir gewünscht hatten, denn wir hatten alle auf 
den letzten Sturm und auf den Kamps mit der blanken Waffe gehofft, zu viel Erbitte 
rung lag in uns aufgespeichert und war durch den 18stündigen Kampf zu hellen 
Flammen angefacht. Statt dessen streckten die Franzosen schon die Waffen, noch ehe 
wir die Vorbereitungen zum letzten Sturm vollständig beendigt hatten. Der Kamps 
war schwer und verlustreich, doch der Erfolg schön, denn die Stellung auf dem 
Hartmannsweilerkops ist eine die Gegend beherrschende, und darum für uns sehr 
wichtig. Hier habe ich zum ersten Male unsere Reiterei mit dem Karabiner in der 
Hand bei einem Fußgefecht gesehen, und ich muß sagen, unsere schneidigen Reiter, 
Ulanen waren es, haben sich sehr hervorgetan, und uns Infanteristen allerhand Achtung 
eingeflößt. Ueberhaupt war das Zusammengehen der verschiedenen hier zusammen
	        
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