Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

D i e Kämpfe zwischen Maas und Mosel 
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vordersten nicht aus den Gräben herausbringen. Aber trotz allem muß man ihnen einen 
opferwilligen Schneid zugestehen. Andererseits können wir ruhig zugeben, daß in der 
listigen Gefechtsart des Schützengrabenkampfes mit Feuer von den Bäumen, Hand 
granatenwerfen usw. unsere Leute zuerst etwas weniger fix waren; sie haben es aber 
bald herausgefunden, und mit Handgranaten umgehen wie mit Schneebällen hatten sie 
bald los. 
Bisher konnte man jeweils vierzehntägige Perioden feststellen, innerhalb welcher sie 
gegen die einzelnen Abschnitte ansetzten. Zwei Tage dauerte gewöhnlich der Kampf, 
beginnend mit Artillerieseuer auf die Gräben, Sprengung, Sturm, Gegenstoß von uns, 
Artilleriekampf. So war es hier am 16. Februar, 1. März, 15. März, doch jetzt auf 
einmal tobt der Kampf seit dem 30. März ununterbrochen schon neun Tage, Tag und 
Nacht, und nicht nur von der Mosel bis Saint-Mihiel, sondern von dort auch der ganzen 
Cöte-Lorraine entlang bis Verdun hinauf, so daß man wohl mit Recht von einer großen 
französischen Frühjahrsoffensive sprechen kann. Aber alle Angriffe sind abgeschlagen 
worden, unter großen Verlusten für die Franzosen, und sollten sie mit neuen Ver 
stärkungen kommen, so legen wir sie zu den andern." 
Das ist das Ergebnis der mit so tönenden Fanfaren eingeleiteten Offensive. Sie fiel 
zeitlich zusammen mit dem Versuch der Russen, den Widerstand der Verbündeten in 
den Karpathen zu überrennen. Auf beiden Seiten sind unsere Gegner ohne Erfolg ge 
blieben. Im Osten wie im Westen steht die deutsche Front unerschüttert da. 
Episoden 
Er geht auf Patroull'! 
Der Kriegsberichterstatter der „Neuen Zürcher Zeitung", Oberst Karl Müller, erzählt 
in einem seiner Berichte aus dem lothringischen Kampfgebiet ein lustiges Geschichtchen, 
das sich bei einer der vordersten deutschen Feldwachen abspielte. Der seldwachthabende 
Offizier hatte seine Leute in der Nähe eines alten französischen Schlosses untergebracht, 
das von den Franzosen eifrig beschossen wurde. Ein Rittmeister besichtigte nun eben 
die Feldwachen und Unteroffiziersposten, da wurde ihm gemeldet, daß soeben ein In 
fanterist gegen das nächste, in der französischen Vorpostenstellung liegende Dorf vor 
gegangen sei und angegeben habe, er gehöre zu einer Patrouille, die den Auftrag habe, 
auszukundschaften, ob das Dorf von den Franzosen besetzt sei. „Das ist ja toller Un 
sinn!" ruft der Rittmeister, „am hellichten Tage über das fast offene Gelände eine 
Patrouille in das Dorf hineinzuschicken; die wird ja todsicher abgeschossen!" Und rasch 
entschlossen schickt er einige flinke Reiter ab, um die unvorsichtige „Patrouille" zurück 
zuholen. Die bringen den Infanteristen bald, einen biederen bayrischen Landwehrmann. 
„Was wollten Sie da vorne?" fragte ihn der Rittmeister. 
„Herr Leitnant" — im Feldgrau sind die Gradabzeichen schwer kenntlich! — „Herr 
Leitnant, ich wollt' auf Patroull' geh'n und nachschau'n, ob der Ort von den Franzosen 
besetzt sei, und seh'n, ob nix zu machen wär', daß ich einige Franzosen abschießen 
könnt'." 
Der Rittmeister: „Wer hat Ihnen den Befehl gegeben?" 
Der Landwehrmann (der unterdessen gewahr geworden, daß er sich wohl im Grade 
geirrt): „Herr Oberleitnant, ich bin halt eben auf Patroull' g'wesen." 
Der Rittmeister: „Wer hat Ihnen den Befehl gegeben?" 
Der Landwehrmann: „Den Befehl? Herr Oberleitnant, just eigentlich niemand, ich 
bin halt eben auf Patroull' 'gangen." 
Der Rittmeister: „Wissen Sie nicht, daß der Soldat nur auf Befehl auf Patroull' 
geht?"
	        
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