Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

52 Die Ereignisse an der Westfront von Mitte Januar bis Mai 1915 
Opium bekommen. Und das Innere all dieser feuchten Höhlen ist mit allem möglichen 
Hausrat versehen. Alle Dächer find abgeblendet mit Rasen und Zweigen, damit die 
Flieger unser Jndianerdorf nicht sehen." 
Englische Niedertracht. 
Ein Sachse erzählt in den „Leipziger Neuesten Nachrichten": „. . . Sie werden 
in der Zeitung gelesen haben, daß die Engländer südlich von La Bassöe mit einer großen 
Uebermacht die deutsche Stellung angriffen. Die Stellung lag links von uns, es lagen 
Bayern und Preußen dort. Daß sie in die deutschen Gräben eindrangen, hatten sie 
dadurch erreicht, daß sie Inder vorgeschickt hatten ohne Gewehr, nur mit Messern und 
Dolchen bewaffnet. Die Inder kamen mit hochgehobenen Händen und gelangten so in die 
Gräben. Da Befehl gegeben war, die Inder als Mohammedaner gut zu behandeln, 
wurden sie auch gut aufgenommen. Freilich, kaum waren sie in den Gräben, fing 
die Metzelei an. Mit Dolchen gingen sie aus unsere Kameraden los, die natürlich aus 
diese Niedertracht nicht vorbereitet waren. Aber sie haben sich gut gewehrt. Diesen 
Ueberfall im Schützengraben hatten die Engländer benutzt. Als die Unseren nicht schießen 
konnten, weil sie mit den Indern zu tun hatten, schickten die Engländer starke Truppen 
nach. Es entspann sich nun ein Nahgefecht, wie man es nicht schildern kann. Unsere 
braven bayrischen Jäger haben sich bis aus den letzten Mann verteidigt. Nur so ge 
lang es den Engländern schändlicherweise ein Grabenstück von uns zu nehmen. Da wir 
unmittelbar rechts davon lagen, mußten wir zu Hilfe eilen, damit die ruchlose Gesell 
schaft aufgehalten wurde. Es gelang uns gut, obwohl der Feind bedeutend stärker war 
als wir. Das Stückchen Graben werden die Engländer nicht lange haben, es ist auch 
nicht bedeutend. Eine tüchtige Wut haben wir natürlich auf die Engländer." 
Anmarsch. 
Aus den Schützengräben vor Beaumont in Nordsrankreich schickt ein Kriegsteil 
nehmer der „Frankfurter Zeitung" folgende kleine Skizze: „An die Gewehre! — Ge 
wehr in die — Hand! In Gruppen rechts schwenkt, ohne Tritt: Marsch! Marsch 
ordnung!" und dahin zieht das Regiment, Kompagnie aus Kompagnie. Noch hüllt die 
Morgendämmerung das Land in ihren weichen, grauen Mantel, fernher rollt der Donner 
der Geschütze, wir aber marschieren, marschieren auf ihn zu. Langsam steigt die Sonne, 
rosige, goldene Wolkenränder verkünden ihren Aufstieg; endlich bricht sie hervor und 
sieht uns in dem flachen Land marschieren, marschieren. Es wird heiß, der Staub steigt 
und umhüllt uns, der Tornister drückt und reibt, der Durst quält uns, schon donnern 
und rollen nahe bei uns die Kanonen. Heimlich streift der Blick die Kameraden, alle 
werden wir nicht die nächste Sonne sehen, nicht alle, doch wer fällt? Wir hoffen alle, 
alle durchzukommen, und doch müssen so viele, viele fallen. Bist du darunter, oder der, 
oder jener, du oder ich? Heimlich betrachten wir uns noch einmal. Viele müssen 
fallen . . . Wir sind müde, müde, rastlos geht es weiter. Jetzt ein Haus mit rotem 
Kreuz, und jetzt, da kommen sie, die Verwundeten. Ein langer, langer Zug schleppt 
sich heran aus der staubbedeckten Straße, einzeln, zu zweit, in Gruppen nahen sie, müh 
sam Schritt für Schritt. Noch einmal bebt das Entsetzen durch uns, dann kommt die 
Wut. „Kameraden, wir rächen Euch!" Rascher der Tritt. Ach, die vielen Verwun 
deten, das viele Blut! Jetzt rufen sie uns zu. Sie sind so bleich. Ruf und Zuruf. 
„Welches Regiment, woher?" — „Wie steht's da vorn? Ist es noch weit?" — „Zeit, 
daß ihr kommt! Gut steht's! Haut sie, haut sie! Eilt Euch! Jungs, halt'Euch brav!" 
— Ach, das viele Blut! Ganz nah schon das Feuer. Immer draus. Die vielen Ver 
luste! „Zeit, daß ihr kommt." Kameraden, Kameraden!
	        
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