Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die Kämpfe i m Abschnitt Lille — Arras 
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französische Angriffe, die jedoch alle ergebnislos blieben. Im Gegensatz zu den knappen 
deutschen Meldungen über den Verlauf dieser Gefechte (vgl. S. 36) steht eine amtliche 
französische Mitteilung vom 24. März 1915, die ausführlich alle für die Franzosen 
günstigen Kampfhandlungen schildert, den für die Deutschen glücklichen Ausgang der 
französischen Angriffe aber völlig verschweigt. Sie lautet: 
„Ein Kamm beherrscht die Hochebene zwischen Arras und La Baffse, das Bois de 
Bourigny bedeckt den Gipfel dieses Kammes. Eine kleine, Notre-Dame-de-Lorette ge 
weihte Kapelle steht auf dem äußersten Teil gegen Osten. Um die Ruinen dieser Kapelle 
wird seit Monaten gekämpft. Die Abhänge dieses Berges breiten sich im Süden fächer 
artig gegen die Dörfer Ablain, St. Nazaire und Souchez aus, und im Osten gegen die 
Straße von Laurent nach Arras. Einsenkungen durchfurchen die Abhänge und zer 
schneiden sie in Schützengrabenreihen, die von den Offizieren „Melonenrippen" genannt 
werden. Der am stärksten vorspringende und steilste dieser Abhänge über dem Dorf 
Ablain ist der Südvorsprung von Notre-Dame-de-Lorette, den die Deutschen besetzt 
hielten. Sie hatten dort vier Schützengrabenlinien hergerichtet, die mit den ersten Häusern 
von Ablain durch Verbindungsgräben verbunden waren, so daß sie etwaige Angriffs 
truppen im Dorfe gruppieren, im Schutze der Einsenkung verbergen und dann gegen 
unsere Schützen vorführen konnten. Ein Bataillon des französischen 158. Regiments 
nahm den Vorsprung am 15. März; die Aktion wird ein ruhmvolles Blatt in der 
Geschichte dieses Regiments bilden, das sich im Elsaß, in den Vogesen, an der Marne und 
in Belgien durch die Kaltblütigkeit und Entschlossenheit seiner Offiziere und die glühende 
Tapferkeit seiner Mannschaften ausgezeichnet hat. Der Angriff bei Notre-Dame-de-Lo- 
rette war ebenso glänzend wie die vorhergehenden Angriffe. Er zeigte aber größere Meister 
schaft in der Art des Kämpsens, die Gewandtheit beim Manöverieren war gleichfalls 
größer und genauer, Opfermut und Energie jedoch blieben gleichermaßen beispiellos. 
Am 15. März nachmittags eröffnete unsere Artillerie ein heftiges Feuer auf die 
Stellung der Deutschen am Südvorsprung; Kommandant du Pont ließ aus den Schützen 
gräben vorrücken, die Kompagnie des Hauptmanns Maire wurde mit dem Front- 
nngriff beauftragt. Zwei Züge erklommen nacheinander auf Leitern die Brustwehr des 
Schützengrabens und richteten sich in vollkommener Ordnung auf dem Glacis aus. Die 
Linie rückte um 60 Meter vor, hielt dann aus das Zeichen des den Angriff leitenden 
Kommandanten an und stürzte sich, gedeckt durch die Rauch- und Feuerwolken unserer 
auf den deutschen Werken krepierenden Granaten, auf den halbzerstörten deutschen Schützen 
graben, in dem sich nur noch wenige Verteidiger befanden. Die Angriffslinie rückte vor, 
inmitten der durch unsere Granaten ausgehöhlten Trichter, überschritt den zweiten Schützen 
graben und gelangte bis zur Stelle der dritten und vierten Linie durch ein von unserer 
Artillerie vollständig verwüstetes und aufgewühltes Gelände. Nachdem sich der Rauch all 
mählich zerstreut hatte, kundschaftete eine Abteilung des 158. Regiments ohne Hast das 
Vorgelände der Stellung aus und richtete sich dort ein, ungeachtet des wohlgenährten 
Geschützfeuers und der Granaten des Feindes, die aus den Bergvorsprung niederzufallen 
begannen. Hauptmann Maire, der außerhalb der Schützengräben ausrecht stand, er 
mutigte seine Leute, während er die Arbeit methodisch ausführen ließ. In diesem 
Augenblick fiel er tödlich verwundet; er hatte den ganzen Feldzug unversehrt mitgemacht 
und war in einem Armeebefehl genannt worden, weil er in La Baffse mit zwei Kom 
pagnien überlegenen Kavallalleriekräften standgehalten hatte. 
Während diese Kompagnie mehr in der Front angriff, brach ein anderer Zug aus den 
Schützengräben zur Rechten hervor. Wieder ein anderer Zug rückte auf den linken Flügel vor 
und verfolgte die gegen Ablain fliehenden Deutschen. In ihrem Eifer überschritten unsere 
Soldaten sogar ihr Ziel. Mitgerissen von dem Elan stürmte der Unterleutnant de Ro-
	        
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