Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

38 Die Ereignisse an der Westfront von Mitte Januar bis Mai 1915 
an der nach Bsthune führenden Straße verloren und selbst Gefahr liefen, fogar aus 
Givenchy hinausgeworfen zu werden. Durch einen heftigen Gegenangriff unserer 
Truppen wurden jedoch die Deutschen unter beiderseitigen schweren Verlusten wieder zur 
Räumung von Givenchy gezwungen." 
Daß die französisch-englischen Verluste in den Kämpfen um La Bassse sehr schwer gewesen 
sind, wird von französischer Seite bestätigt. Der „Tijd" schreibt darüber und über die 
Verhältnisseim Kampfgebiet um Bsthune auf Grund vonZuschriften aus Frankreich folgendes: 
»Der Schlag hat unsere Truppen, insbesondere die der Verbündeten, schwer betroffen. Die 
Engländer sind mutige Kämpfer und halten trotz der mörderischen Gefechte ihre Stellungen. 
Dabei werden neue feindliche Angriffe dauernd erwartet; daß sie furchtbar sein werden, 
weiß man bei uns genau. Zur Stunde wird auf beiden Seiten lebhaftes Artilleriefeuer 
unterhalten. Der Feind richtet seine Hauptangriffe auf Bsthune. Diese Stadt ist so 
gut wie entvölkert, da die militärischen Behörden jedem rieten, die Stadt zu verlassen. 
Die meisten sind dem Rate gefolgt; von 30 OM Einwohnern sind nur noch 5000 zurück 
geblieben; auch die militärischen Depots sind nach andern Plätzen gebracht worden. Am 
La BaffSe-Kanal ist die Verwüstung am größten. Die Deutschen haben auch große 
Steinkohlenvorräte und die Materialien zweier Gruben bei Bsthune mit Beschlag belegt. 
Violaines, ein Städtchen kaum drei Kilometer von La Bassse entfernt, ist durch die 
französischen Truppen geräumt, konnte aber von den Deutschen noch nicht besetzt werden. 
Von dem ganzen schönen Städtchen ist nur ein Trümmerhaufen geblieben. Auch bei Lens 
und Vermelles ist der Druck von seiten des deutschen Heeres überaus schwer. Die Be 
wohner sind größtenteils geflüchtet. Alles weist darauf hin, daß die Deutschen hier die größten 
Anstrengungen machen werden. Wenn die Verbündeten auch Erfolge gegen die Deutschen 
zu verzeichnen haben, so glaubt doch hier niemand, daß die Truppen dem Druck der 
Deutschen auf die Dauer werden widerstehen können." 
Die Kämpfe um die Lorettohöhe Anfang und Mitte März 1915 
Zwischen Arras und Lens, in einer der fruchtbarsten Provinzen Frankreichs, liegt die 
Lorettohöhe. Eine kleine, in gotischem Stile erbaute Kapelle krönte sie ehemals. In 
Friedenszeiten war sie das Ziel Tausender frommer Pilger, jetzt der heiß umstrittene 
Kampfplatz zweier um ihre Existenz ringender Völker. Da die Höhe einen wichtigen 
Punkt zur Bekämpfung der Festung Arras bildet, beschloß die deutsche Heeresleitung, 
sich in ihren Besitz zu setzen. Jedoch auch die Gegner hatten in der Erkenntnis der stra 
tegischen Wichtigkeit dieses Hügels ihre Gräben mit mächtigen Drahtverhauen umgeben 
und durch kampferprobte Truppen die Stellung besetzt. Auch mangelte es nicht an Ar 
tillerie, die täglich die deutschen Gräben beschoß. Wenn die Höhe gleichwohl von den 
Deutschen genommen wurde, so ist das ihren sorgfältigen Vorbereitungen und der Energie 
und Tapferkeit der stürmenden Truppen zu danken. Ein im „Schwäbischen Merkur" 
veröffentlichter Feldpostbrief enthält eine anschauliche Schilderung des deutschen Sturm 
angriffs, in der es heißt: „Schon monatelang lagen wir uns auf wenige Meter gegenüber. 
Durch eifrige Sappenarbeit beiderseits hatten sich die anfangs größeren Abstände aus 
20 bis 30 Meter verringert. Auch die Franzosen benutzten die modernen Mordwerk 
zeuge, wie Minen, Handgranaten usw. Unangenehm waren uns besonders die Minen. 
Wer das Pech hat, von solch einem Ding getroffen zu werden, der wird buchstäblich 
in Atome zerrissen. Ein Glück nur, daß man sie fliegen steht und daß sie nicht alle 
krepieren. Ein leichtes war es also nicht, die Stellung zu nehmen, zumal die Franzosen 
ein System von fünf hintereinander gestaffelten Gräben hatten. Ein frontaler Angriff 
bot wenig Aussicht auf Erfolg und dann auch nur unter großen Opfern. Von diesen 
Erwägungen ausgehend, entschloß sich die Heeresleitung, die französischen Gräben zn
	        
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