Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Die Kämpfe im Abschnitt Lille — Arras 
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Von den Kämpfen am Kanal von La Bassee Ende Januar 1915 
Die Angriffe, die Ende Januar 1915 von der deutschen Heeresleitung aus die südlich 
an den Kanal von La Bassse anschließende Stellung der Feinde gerichtet wurden, waren 
deswegen wichtig, weil sie die Trennungslinie der französischen und englischen Streit- 
kräfte trafen. „Man kann sagen," schreibt die „Frankfurter Zeitung", „daß ein Teil der 
hier angreifenden deutschen Truppen in zähem Vordringen den linken Flügel jener mächtigen 
französischen Schlachtlinie, die bis Belsort reicht, zurückdrückte, während der andere Teil 
den rechten Flügel des englischen Heeres angriff. Die Straße von La Bassse nach Bsthune 
schied die Franzosen von den Engländern, die beidseitig des nördlich der Straße ver 
laufenden Kanals Stellungen bezogen hatten. Der Straße entlang war von den Eng 
ländern ein trefflich flankierender Schützengraben angelegt worden, der gegen die südlich 
der Straße nach Bsthune liegende französische Schützenlinie rückwärts gestaffelt war. 
Als nun am 25. Januar 1915 vormittags unsere Truppen südlich der Straße nach 
Bsthune entlang den französischen Gegner im Sturm angriffen, begann die englische 
Schützenlinie nördlich der Straße ein heftiges Feuer auf die deutschen Angreifer. Die 
Franzosen dagegen flüchteten in Furcht vor den deutschen Bajonetten aus ihrem Graben, 
und suchten an der Straße entlang auf Ancien Moulin zu entkommen, wodurch die Schuß 
möglichkeit der Engländer auf die Deutschen behindert wurde. Statt daß die Engländer 
aber vor ihren zurückweichenden Bundesgenossen das Feuer auf kurze Zeit einstellten, 
feuerten sie unentwegt weiter und schossen sämtliche Franzosen zusammen. In wirrem 
Knäuel lagen die Leichen am Straßenrand, ein schmähliches Denkmal englischer Brutalität." 
Auch der deutsche Erfolg gegen die englischen Stellungen war wohlverdient; ange 
strengte Vorarbeiten hatten sie sturmreif gemacht. „Neben dem Kampf in den Lüften wird 
jetzt auch völlig unterirdisch Krieg geführt," schreibt ein Mitkämpfer in einem Feldpostbrief, 
den das „Stuttgarter Tagblatt" veröffentlicht hat. „Wochenlang waren die Pioniere 
am Werke, unter der Erde Schächte gegen die englischen Stellungen vorzutreiben, die 
so fest verschanzt waren, daß selbst unsere großkalibrige Artillerie kaum eine Wirkung 
mehr erzielen konnte. 
Erst nachdem wir mit riesiger Mühe die Gräben völlig unterminiert und alles aufs 
sorgfältigste bis in die hintersten Reserven vorbereitet hatten, konnte zum Angriff ge 
schritten werden. Am 25. Januar Punkt 8 Uhr 30 Minuten vormittags flog der vordere 
englische Graben mit furchtbarem Getöse in die Luft und schon sausten unsere vorderen 
Linien nach vorn, erreichten den zweiten und dritten englischen Graben, und zwei Kom 
pagnien der schottischen Garde, der englischen Elitetruppe, waren tot und lebendig be 
graben. Was nicht verschüttet wurde, das muß man anerkennen, schlug sich heldenhaft 
gegen die Anstürmenden und es entspann sich noch ein kurzer, aber furchtbarer Kamps. 
Kolben und die blanke Klinge brachten die rasche Entscheidung. Und trotz der großen 
Erbitterung, die in unserer aller Brust gegen Albions Söhne herrschte, wurde doch Pardon 
gegeben. 110 Gefangene, darunter der Major, wurden zurückgebracht mit anderer an 
sehnlicher Materialbeute." 
Die Niederlage der Engländer wird auch von der englischen Berichterstattung zugegeben. 
So schreibt die „Morningpost": „Es hat sich gezeigt, daß unsere neu ausgebildeten Truppen 
in jeder Beziehung vollwertig waren und daß auch die hauptsächlich auf den Laufgraben 
krieg eingestellte Ausbildung unserer Offiziere auf der Höhe ihrer Aufgabe steht. Trotz 
dem gelang es nicht, dem Druck der Deutschen standzuhalten. Die Gefechte in den 
Sümpfen um La Bassse waren äußerst erbittert. Das preußische Infanterieregiment, 
das die Vorhut der deutschen Front bildete, machte einen großartigen Angriff, der so 
stürmisch ausgeführt wurde, daß die Engländer vollkommen überrascht mehrere Laufgräben
	        
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