Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

D i e Kämpfe gegen die Montenegriner 
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ab. Und doch: wie wirksam waren die Schüsse! Es waren Granaten, die fast nie ver 
gebens explodierten. Schon am ersten Morgen zerstörte das Riesenschlachtschiff mit sechs 
oder sieben Schüssen einen Schießstand vollständig, dessen Herstellung viele Wochen 
erfordert hatte, spaltete mit zwei Schüssen eine französische Kanone größten Kalibers, 
zerstörte ein kleineres Geschütz, tötete mehrere Artilleristen und verwundete viele andere. 
Am Abend und in der Nacht brachte es den Lovcenbefestigungen weitere bedeutende Be 
schädigungen bei und setzte am nächsten Morgen das Feuer mit Erfolg fort. Das Schiff 
beherrschte mit einem Schlage die Situation: es beherrschte absolut den Lovcen. Die 
Lage war kritisch aber durchaus klar. Die Ueberlegenheit der Schiffsartillerie über die 
französische Artillerie von Kuk war entscheidend und unbestreitbar. Die Franzosen ant 
worteten, indem sie aus Wermac schossen. Auf diese Weise konkurrierten sie gegen das 
nicht zu erreichende Schiff. Der Kommandant der französischen Geschütze wurde ver 
geblich gebeten, das Feuer gegen den Feind, das eine furchtbare Reaktion hatte, einzu 
stellen. Erst auf Befehl des Königs wurde das Feuer eingestellt. Nun liegt die Bocche 
wieder friedlich da. Die Oesterreicher haben von ihren niedrig gelegenen Positionen den 
Feind zum Schweigen gebracht und ihn zur Einstellung des Bombardements von den 
vorzüglich gewählten Stellungen, vielleicht für immer, gezwungen. Die mühevoll voll 
zogenen Arbeiten, die unter Aufgebot aller Kräfte hinausgeschafften und in den Felsen 
ausgestellten Kanonen, alle Pläne und Hoffnungen sind vernichtet." 
Die Montenegriner schoben die Hauptschuld am Mißlingen der Beschießung von 
Cattaro den ungeeigneten französischen Geschützen zu. Montenegro habe sich durch seinen 
Generalstab aus Paris schwere Mörser verschrieben, es sei aber kein einziger eingetroffen. 
Dagegen lieferten die Franzosen eine geringe Anzahl von Geschützen, die vor 36 Jähren 
hergestellt und für die besondere Aktion, zu der sie bestimmt, zu lang waren; sie besaßen 
kleineres Kaliber als die Kanonen der Montenegriner. 
Auch ein Mitarbeiter der „Daily Mail", der einzige Berichterstatter, der auf Grund 
eines von General Jankowitsch, dem montenegrinischen Generalstabschef, ausgestellten 
Passes die Befestigungen an der montenegrinischen Küste in Augenschein nehmen durfte 
und von Major Grellier, dem Führer der französischen Militärmission, geführt wurde, 
bestätigt die völlige Vernichtung der französischen Batterie auf dem Lovcen. 
Vom Entsatz der Feste Bilek 
Im „Neuen Wiener Tagblatt" gibt ein österreichisch-ungarischer Offizier eine packende 
Schilderung von den früheren Kämpfen (vgl. II, S. 81), die zum Entsatz der von den 
Montenegrinern vor Weihnachten 1914 abermals angegriffenen Festung Bilek statt 
fanden. Er erzählt: „Die Brigade befiehlt die Fortsetzung der Offensive, bis die Magyaren 
eine gewisse Höhe erreicht haben. In beiden Flanken lebhaftes Gefecht. Die Festungs 
besatzung von Bilek mit Artillerie und ihren mobilen Kräften wirkt mit. Unsere Drauf 
losgeherei verschafft uns einen Rasttag. Die rechte Nebenkolonne, die Kräfte aus der 
Festung Bilek, erkämpfen die entscheidenden Höhen an und östlich der Grenze. Im Raume 
südlich und südöstlich von uns sind fünf oder sechs feindliche Bataillone mit drei schweren 
und sechs Gebirgsgeschützen gemeldet. Verstärkungen soll der Gegner auch erhalten haben. 
Um 7 Uhr morgens des nächsten Tages wird die 15. und meine Kompagnie zur 
Sicherung und für etwaiges Eingreifen in das Gefecht nach Norden vorgeschoben. 
Gefechtslärm schon hörbar. Lebhafter Patrouillengang, fieberhaftes Warten drei Stunden. 
Endlich erscheint auf der jenseitigen Höhe eine Schwarmlinie, die Lemberger. Noch 
eine unendliche Stunde vergeht. Da beginnt in südlicher Richtung ohne die übliche Ein 
leitung heftiges Jnsanteriefeuer, wird von Minute zu Minute stärker. Artilleriebeglei 
tung setzt ein. Von der Festung Bilek brummt es herüber. Mit Beginn der Mittaghitze
	        
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