Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

16 Die Ereignisse an der Westfront von Mitte Januar bis Mai 1915 
in den feindlichen Stellungen das Dröhnen der Geschütze nicht mehr abreißt, sondern 
in einem einzigen furchtbaren Ton weiterklingt, so ist auch in dem knatternden Klingen 
der einschlagenden und zerspringenden Geschosse keine Pause mehr zu unterscheiden. In 
den Hellern Ton der Feldgeschütze und ihrer Geschosse setzt hier und da ein tiefer Ton 
ein. Ihm folgt in dem getroffenen Gehöft ein dumpfer Knall, der alle Nebengeräusche 
übertönt. In dem grausigen Konzert sind es die groben Bässe der aus den Festungen 
herangeschleppten schweren Geschütze. Dann wieder kurze Klänge in der Luft, weiße 
Wölkchen folgen ihnen, aus denen ein Hagel zur Erde stürzt. Das sind die zerspringen 
den Schrapnells, deren Kugeln weithin über den Boden streichen. Der Granathof wird 
zur Hölle. Kein lebendes Wesen kann dort bestehen." 
Das Gefecht von Hurtebise auf der Hochebene von Craonne. 
Die Deutschen hatten Ende Oktober 1914 an der Aisne bei Vailly, 15 Kilometer 
oberhalb Soissons, festen Fuß gefaßt (vgl. III, S. 131 s.), konnten aber trotz wochen 
langen anstrengenden Sappen- und Minenkriegs dem Ziel der deutschen Heeresleitung, 
die Aisnelinie hier ganz zu besetzen, nicht viel näher kommen. So wurde Anfang 
Januar 1915 ein energischer Sturmangriff aus die besonders stark befestigte und vorteil 
hafte französische Stellung bei Hurtebise auf der Hochebene von Craonne vorbereitet 
und am 25. und 26. Januar 1915 mit siegreichem Erfolg durchgeführt. Ueber den 
Verlauf der Kampfhandlung berichtete das Große Hauptquartier am 28. Januar 1915: 
„Einen knappen Tagemarsch von Soissons entfernt, also nicht allzuweit von dem 
Kampfselde vom 13. und 14. Januar 1915, über das wir erst vor kurzem berichteten 
(vgl. III, S. 141 ff.), hatten die Sachsen am 25. Januar 1915 ihren Ehrentag. 
Die Kämpfe fanden auf der Hochebene von Craonne, also aus historischem Boden, 
statt. Das Gehöft Hurtebise, um dessen Besch am 6. und 7. März 1814 Franzosen 
und Russen erbittert gekämpft hatten, bis es von den letzteren angezündet und geräumt 
wurde, liegt — auch heute von französischer Artillerie gänzlich zerschossen und aus 
gebrannt — als trauriger Mauerrest dicht hinter der Mitte der deutschen Stellungen, 
aus denen heraus der Angriff erfolgte; oft- und westwärts an das Gehöft anschließend, 
folgten die deutschen Schützengräben dem Chemin des Dames, einem die Hochfläche von 
Craonne entlangführenden Höhenwege, der im Jahre 1770 vondemBesitzer des nahegelegenen 
herrlichen Schlosses Le Bove für die Prinzessinnen von Frankreich angelegt worden war. 
Den deutschen Gräben dicht gegenüber lagen die französischen in dreifacher Reihe. 
Die vorderste Linie der letzteren nahm ganz ähnlich wie bei Soissons den Südrand der 
Hochfläche und damit eine für Jnfanteriewirkung und Artilleriebeobachtung günstige 
Stelle ein. Dazu stützte sich der linke Flügel auf ein starkes, wohlausgebautes Erd 
werk, und die Mitte besaß in der Höhle von Creute einen bombensicheren Unterschlupf 
für starke Reserven. Diese geräumige Höhle, eine der zahlreichen des großen Pariser 
Kalksteinbeckens, diente einst den Bewohnern als Weinkeller, später als Wirtschaftsraum 
und Stallung. Hier suchten 1814 die Einwohner während der Schlacht von Craonne 
Schutz vor dem Artilleriefeuer. Bei dem gegenwärtigen Stellungskampfe war der Besitz 
eines derartigen Raumes von nicht zu unterschätzender Bedeutung. 
Es galt, den Franzosen die erwähnten Stellungen samt Erdwerk und Höhlen zu ent 
reißen. Nach ausgiebiger artilleristischer Vorbereitung schritt unsere Infanterie, die 
unter den Befehlen der Generale von Gersdorff und von der Planitz stand, während 
der Oberbefehl in Händen des Generals der Infanterie d'Elsa lag, auf der ganzen Linie 
zum Angriff. Binnen wenigen Minuten waren das Erdwerk und die durch das Feuer unserer 
Artillerie stark erschütterte erste französische Linie erstürmt. Kurz darauf war auch die 
zweite Linie in unserer Hand. Ueber ,die Höhle hinweg ging dann der Sturm gegen
	        
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