Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

10 Die Ereignisse an der Westfront von Mitte Januar bis Mai 1915 
bis drei Kilometer Tiefe im Vergleich mit Ende Dezember 1914. Wir sind nunmehr 
Herren der Höhenlinien, die für neue Angriffe eine günstige Grundlage bilden. Die 
Verluste der Deutschen sind sehr hoch; zwei Regimenter der Garde wurden nahezu ver 
nichtet. Die zweite und fünfte Kompagnie eines dieser Regimenter wurde in eine ein 
zige verschmolzen. Die Bestände des Feindes schwanken zwischen vier- bis fünfeinhalb 
Korps. Wir fanden auf dem Gelände zehntausend Leichen, wir machten zweitausend 
Gefangene, die fünf verschiedenen Korps angehören. Außerdem erbeuteten wir Revolver 
kanonen und viele Maschinengewehre. 
Die Stimmung der Gefangenen ist sehr gedrückt. Fälle von Wahnsinn ereigneten 
sich unter den deutschen Truppen, die genötigt waren, sich in den Schützengräben zu halten, 
die entsprechend unseren Fortschritten angelegt werden mußten. 
Das wesentliche und allgemeine Ziel der Operationen in der Champagne seit 
dem 16. Februar 1915 war: die höchstmögliche Zahl der deutschen Streitkräfte festzu 
halten, sie zu einem großen Verbrauche von Munition zu veranlassen und dem Feinde 
jeden Transport von Truppen nach Rußland zu verwehren. Dieses Ziel wurde voll 
kommen erreicht. Die Deutschen hatten am 16. Februar in der Champagne: 119 Ba 
taillone, 31 Schwadronen, 64 Feldbatterien und 20 schwere Batterien. Vom 16. Februar 
bis zum 10. März führten die Deutschen überdies noch heran zwanzig Bataillone, 
darunter sechs von der Garde, zwei schwere Batterien der Garde und ein Regiment 
Feldartillerie, das heißt den Wert eines Armeekorps. 
Trotz ihrer Verstärkungen vermochten die Deutschen keinen Vorteil zu erlangen; auch 
war es ihnen unmöglich, Truppen nach Rußland zu transportieren. Aus diese Art 
wurde der glänzende Erfolg erleichtert, den die Russen vom 25. Februar bis zum 3. März 
erzielten, der die Deutschen zu einem überstürzten Rückzug nötigte, indem sie ihnen 
10 000 Gefangene, zahlreiche Kanonen und Maschinengewehre abnahmen. Ein nam 
hafter Teil der zwischen dem 16. Februar und dem 10. März nach der Champagne ent 
sandten Truppen kommt aus der Frontgegend, wo die Engländer am 10. März einen 
ersten Erfolg davontrugen. So bekräftigte sich wieder einmal zum Vorteil der verbündeten 
Waffen die innige Solidarität in den Operationen. 
Das deutsche Communiqus vom 10. März (vgl. S. 9) kann nicht umhin, den franzö 
sischen Erfolg zuzugeben. Das erste Geständnis des Communiquös bekennt, daß die fran 
zösische Aktion in der Champagne in dem Augenblicke des deutschen Erfolges in den Ma 
surischen Seen einsetzte, unterläßt aber beizufügen, daß sich der genannte Erfolg vom 
25. Februar 1915 an in einen entschiedenen Mißerfolg verwandelte. Das zweite Ge 
ständnis des nämlichen Communiquös behauptet, die deutsche Armee habe in der Cham 
pagne nur zwei schwache Divisionen engagiert, doch erwähnt es die Anwesenheit zweier 
Armeekommandanten der Armee v. Einem, ferner die Gardebataillone, die aus dem 
Norden kamen und weitere zu ihrer Hilfe herbeibeorderte Einheiten. 
Ein drittes Geständnis des Communiquss erklärt, die deutsche Armee habe in der 
Champagne mehr Leute verloren, als in der Winterschlacht von Masuren. Nun gab 
es in den Masurischen Seen vierzehn Armeekorps und drei Kavalleriedivisionen. Es 
wäre also schwierig gewesen, zwei schwachen Divisionen schwerere Verluste beizufügen als 
die in Rußland von vierzehn Korps erlittenen. In Wirklichkeit waren die deutschen 
Verluste in der Champagne so stark, weil sie nicht zwei, sondern mehr als zehn Divi 
sionen umfaßten. 
Zusammengefaßt war unsere Aktion in der Champagne: 1. eine ununterbrochene Folge 
von lokalen Erfolgen, die uns nur verhältnismäßig geringe Verluste und wenige Ge 
fangene kosteten, 2. ließ sie uns dem Feinde ungeheuere Verluste zufügen, größere als 
die von ihm in Rußland im nämlichen Augenblicke erlittenen waren, 3. zwangen wir
	        
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