Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

4 Die Ereignisse an der Westfront von Mitte Januar bis Mai 1915 
Angriffe, die teils auf die Festung Verdun, teils auf Toul gestützt wurden, zusammen 
gesetzt. Ihr nächstes Ziel war die Abschneidung des von den Deutschen nach der Maas, und 
bei St. Mihiel sogar über den Fluß hinüber vorgetriebenen Offensivkeils, der in Ge 
meinschaft mit der im Argonnenwald auf der Westfront von Verdun sich langsam aber 
stetig vordrängenden Gesechtslinie die Festung Verdun bedroht. 
Aus dem Verdun zugekehrten Flügel der deutschen Stellung ist vor allem die zwischen 
Les Eparges und Combres gelegene Bergkuppe am Ostrand der Maashöhen bestürmt 
worden, welche die östlich und nordöstlich davon sich ausbreitende wellige Woevre etwa um 
150—180 Meter überragt und die Straße Fresnes—Vigneulles beherrscht. Offenbar be 
folgten die Deutschen auch hier die Taktik, den Schwerpunkt ihrer Verteidigung in die Haupt 
stellung zurückzuverlegen, was bisweilen einen vorübergehenden Verlust einzelner Graben 
stücke zur Folge hat, aber zugleich den Angreifer, der in den wirksamsten Bereich der 
deutschen Geschütze und Gewehre gerät, furchtbare Opfer kostet. Da die französischen 
Truppenführer jede — auch noch so unsichere und noch so kurz dauernde — Be 
setzung eines Grabens mitzuteilen sich beeilen, ohne mit der Meldung des nachfolgenden 
Verlustes ebenso pünktlich zu sein, erklärt sich der krasse Widerspruch zwischen deutscher 
und französischer Darstellung wenigstens einigermaßen. Nächst der Combres-Höhe waren 
der Abschnitt Maizeray—Marcheville in der Woevre-Ebene, von wo aus man im Fall 
eines Erfolges eine Flankierung der genannten Combres-Höhe erzielen könnte, sowie der 
dem Selouse-Wald gegenüberliegende Teil der Front, Seuzey—La Morville, am meisten 
den feindlichen Angriffen ausgesetzt. In der Linie St. Mihiel—Pont-L-Mousson, wo 
die deutschen Truppen sich gegen die aus der Richtung von Toul herangeführten Korps 
zu wehren haben, richteten sich die Hauptstöße imnier wieder gegen die deutschen Gräben 
in den Wäldern von Apremont und Aillp, von Mort-Mare und im vielgenannten 
Priesterwald, nordwestlich von Pont-L-Mousson." 
Die Kampfhandlung, die seit Ostern in Gang gesetzt worden war, ist infolge der gewal 
tigen Verluste der Angreifer, die keinerlei Gewinn von Wert einbrachten, Mitte April 
ins Stocken gekommen. General Joffre vermochte auch mit dieser Offensive die deutschen 
Stellungen nicht zu überrumpeln, was allein einen gewissen Erfolg versprochen hätte. 
Das Feld bedeckte sich mit Toten und der Raum hinter der Front des Feindes mit 
Krüppeln. „Die amtlichen deutschen Berichte geben uns," schreibt Major a. D. Morath 
im „Berliner Tageblatt", „ein ehrliches Zeugnis für den tapferen Angriffswillen der 
Franzosen, aber zugleich auch für die blutige Zerrüttung dieses Willens." 
In den Vogesen wurden unterdessen die Gebirgskämpfe unter den größten Schwie 
rigkeiten unermüdlich weitergeführt. In den Nordvogesen ist Ende Februar und Ansang 
März 1915 besonders bei Badonviller erbittert gerungen worden, während in den Süd 
vogesen nach der Erstürmung des Reichackerkopfes und des Hartmannsweilerkopses durch 
die Deutschen ohne Unterlaß um die Behauptung der gewonnenen Stellungen gekämpft 
wurde. Auch im südlichen Elsaß wurden Angriffe der Franzosen Ende Januar 
und Anfang April 1915 mit Erfolg zurückgewiesen. 
Unterdessen bereitete die deutsche Heeresleitung eine energische Offensive gegen die 
Ipern-Stellung im Norden der Westfront vor. Der Winter war hier im allgemeinen 
ohne große Veränderungen in den beiderseitigen Stellungen vergangen. Sobald aber 
das Frühjahr und damit die bessere Witterung herannahten, wurde ein konzentrisches 
Vorgehen gegen die Stellung der Verbündeten bei Ipern beschlossen und zwar sollte zu 
nächst die Nordfront der feindlichen Stellung eingedrückt werden, um so der eigenen 
Artillerie Gelegenheit zu geben, gegen Flanke und Rücken der vorgeschobenen Stellung 
von Langemarck—Passchendaele zu wirken. Besonders bemerkenswert bei diesen Kämpfen 
war,daß nun auch beiden Deutschen betäubende Gase kriegsmäßige Verwendungsanden.
	        
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