Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Zusammenfassende Darstellung der Kämpfe an der Westfront bis zur Schlacht von Arras 3 
Front erwies sich als eiserner unbezwingbarer Wall. Nach der Vermutung des 
Kriegsberichterstatters des „Schwäbischen Merkurs" hatten die Franzosen ihre großen 
Truppenmassen, mit denen sie einen entscheidenden Erfolg zu erringen gedachten, 
an der Marne in dem Lager von Chälons versammelt. „Ihre Absicht war, sich 
durch einen Vorstoß der von den Argonnen über Somme-Py nach Reims führenden, 
in deutschem Besitz befindlichen Bahn, zu bemächtigen und damit die deutsche Ver 
bindung mit Reims zu unterbrechen. Der Vorstoß sollte weiter gegen das an der 
Aisne gelegene Vouziers getragen werden. Von dort aus gedachten die Franzosen den 
in den Argonnen kämpfenden deutschen Truppen in den Rücken zu fallen. Dieser Plan 
ist durch die heldenhafte Tapferkeit unserer Truppen, durch Rheinländer, einen Teil der 
Garde und durch bayrische Truppen vereitelt worden. Die deutschen Verluste waren 
schwer, sie beliefen sich auf etwa 15 000 Mann; dreifach größer aber waren die Verluste 
des Feindes, die nach deutscher Schätzung etwa 45 000 Mann betragen haben. Unter 
fürchterlichem Artillerieseuer — es fielen von feindlicher Seite zuzeiten 70 Granaten in 
der Minute in die deutschen Stellungen — in erbitterten, lange andauernden Nah 
kämpfen, in Kämpfen, die Tag und Nacht ununterbrochen anhielten, haben die deut 
schen Truppen standgehalten und die Pläne des Feindes vereitelt." 
In der ungefähr 500 Kilometer langen Westfront befindet sich auf seiten der Ver 
bündeten zwischen Ipern und La Bassöe rittlings der Lys, gleichsam wie eine Insel, 
das was man die englische Front benennen kann. Sie beginnt um Ipern, verläuft 
von hier in fast südlicher Richtung bis nach Armentiöres an der Lys, nimmt dann 
mit verschiedenen Einbiegungen südwestlichen Kurs und endigt am Kanal von La Bassse. 
Ihre Ausdehnung beträgt rund 40 Kilometer. Die Lys teilt sie in einen nördlichen 
und einen südlichen Abschnitt. Im nördlichen Abschnitt bezeichnen die Orte St. Eloi, 
Wytschaete, das Gehölz von Ploegsteert und Frelinghien den ungefähren Frontverlaus. 
Im südlichen Abschnitt geschieht dies durch Bois Grenier, Richebourg, Festubert, Gi- 
venchy und Cuinchy. „Aus dieser englischen Front heraus," schreibt der Kriegsbericht 
erstatter der „Neuen Zürcher Zeitung", „haben die Engländer, säst gleichzeitig mit den 
scharfen Unternehmungen der Franzosen in der Champagne, also um die erste März 
woche 1915 herum, starke Vorstöße gegen die deutschen Stellungen gemacht, die besonders 
im südlichen Abschnitt unter der Führung von General Douglas Haig mit beträchtlichen 
Kräften und großer Energie durchgeführt worden sind. Diese Vorstöße hatten ähn 
liche Zwecke, wie die der Franzosen in der Champagne: Festhalten deutscher Streit 
kräfte, lokale Verbesserung der eigenen Front, Aufklärung über die deutschen Kräfte 
verhältnisse, Versuche eines Durchbruchs. Sie zeitigten im nördlichen Abschnitt ein Fest 
setzen in St. Eloi, das man früher bereits einmal in Besitz bekommen, dann aber wieder 
an die Deutschen verloren hatte. Größer war der Bodengewinn im südlichen Abschnitt. 
Hier brachte man sich in den Besitz von Neuve-Chapelle und gewann noch etwas Raum 
gegen Aubers. Dadurch korrigierte man die unangenehme Einbuchtung, die der früheren 
Front eigen gewesen war. Bezeichnend für die Genügsamkeit, die man sich in diesem 
Schollenkriege angewöhnt hat, ist, daß der gesamte Raum, den man mit starker 
Munitionsausgabe und nicht unbeträchtlichen Verlusten erstritten hat, eine größte Tiefe 
von etwa drei Kilometern und eine Breite von rund fünf Kilometern aufweist." 
Zwischen Maas und Mosel tobte dann im April 1915 die französische Offensive 
gegen die deutsche Front. Während die Kämpfe in der Champagne die Durchschneidung 
der hinter der deutschen Front gelegenen Bahnlinien und die Erreichung der deutschen 
Etappenorte zum unmittelbaren Ziel hatten, und in einem reinen Frontalangriff großer, 
auf einer nur wenige Kilometer breiten Front angesetzter Truppenmassen gipfelte, ist die 
Operation im Raum zwischen Maas und Mosel kunstvoller aus einer Reihe kombinierter
	        
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