Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

304 Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten bis Mitte Februar 1915 
Dort haben die schwarzen französischen Soldaten zusammen mit französischen Unter 
offizieren wie Vandalen gehaust. Sie haben sich nicht nur über den in der Kriegführung 
zivilisierter Völker allgemein geltenden Begriff der Schonung des Privateigentums hin 
weggesetzt, nicht nur die Stellung der weißen Rasse gegenüber den Eingeborenen völlig 
außer acht gelassen, sie haben nicht einmal davor Halt gemacht, was jedem Menschen als 
heilig und unverletzlich gilt: sie find gewaltsam in das Gotteshaus der Pallottiner- 
Misston eingedrungen, haben die geweihten Geräte der Kirche zerstreut, geraubt, zerstört, 
ja zum Teil auf das Schimpflichste beschmutzt. In der Folgezeit kam es bei Edea zu 
häufigen für den Feind verlustreichen Gefechten. 
Ein Franzose, der den Zug gegen Dehane mitgemacht hat, erzählt im Lyoner „Progrös": 
„Die Stellung der Deutschen war bald festgestellt; bei bleierner Hitze setzte man sich 
gegen sie in Bewegung, zuerst durch baumloses Plantagengebiet, dann durch wilden, 
sumpfigen Tropenwald, wo die Soldaten bis über die Kniee einsanken. Diese Märsche 
waren das denkbar Anstrengendste; die Truppen mußten übermenschliche Strapazen aus 
halten und kamen nur langsam vorwärts. Plötzlich gegen 5 Uhr abends krachte durch 
die Urwaldstille, die nur durch das Gekrächze der Vögel unterbrochen wurde, heftiges 
Gewehrfeuer und Maschinengewehrgeknatter; hinter Gräben, im tiefsten Waldesdickicht 
und auf Bäumen versteckt, feuerten die Deutschen auf die französische Vorhut, die sich 
sofort hinlegte. Inzwischen kamen die nachfolgenden Schützen in Gefechtsstellung, so 
daß bald ein ununterbrochenes Geknatter herrschte; nirgends waren Deutsche zu sehen, 
während die Kugeln von allen Seiten heranpfiffen; kriechend und mit Gewehrkolben sich 
durchs engste Gestrüpp Weg bahnend, mußten die Franzosen vorgehen bis zu einer 
Schutzhütte, woher die Geschosse angeflogen kamen; bei heranbrechender Nacht wurde 
sie durch Bajonettangriff genommen. Die Deutschen zogen sich unter Verlust von drei 
Mann in die Bananenplantagen zurück; im Verlaus der weiteren Kämpfe leisteten sie 
großen Widerstand, so daß die Franzosen an manchen Tagen höchstens drei Kilometer zu 
rücklegen konnten und oft in kritischer Lage waren. Besonders schwer gestalteten sich 
die Känipfe in den Wäldern, wo sich die Gegner auf kurze Entfernung gegenüberstanden 
und beschossen, ohne jedoch die Stellungen genau zu kennen, und wo die Maschinen 
gewehre große Lücken in die Reihen der Franzosen rissen." 
Anfang November 1914. 
Zwischen Jabassi und Nsamta finden fortgesetzt für die Engländer verlust 
reiche Patrouillengefechte statt (vgl. II, S. 313). 
12. November. 
Englische Meldung: Im Osten von Ekom wurde am 8. November ein englischer 
Vorposten angegriffen und der Befehlshaber getötet. Am 11. und 12. November griffen 
deutsche Streitkräste, aus acht Weißen und 300 eingeborenen Soldaten bestehend, Abo- 
norok, drei Meilen westlich von Danare und 22 Meilen östlich von Ekom, an. Sie 
wurden zurückgeschlagen und zwei Deutsche getötet oder verwundet. 
15. November 1914. 
Mitteilung des Reichskolonialamts: Nachdem die vereinigten See- und Landstreit 
kräfte der Engländer und Franzosen Duala genommen hatten, drangen sie mit weit 
überlegenen Kräften nach hartnäckigen, für sie verlustreichen Kämpfen an der Mittel 
landbahn über Ort und Bahnstation Japoma und denDibambufluß nach Edea vor. 
Ebenso waren sie an der Nordbahn entlang unter dem tapferen Widerstand unserer 
Leute, die die Eisenbahnbrücke über den Bomano-Kriek gesprengt hatten, über die Ein- 
geborendörser Bomano nach Susa vorgerückt und hatten diesen Ort besetzt. Unsere 
Hauptmacht mit dem Gouverneur und dem Kommandeur der Schutztruppe hatte sich in 
das Urwaldgebiet zurückgezogen. Dort sind Gegenden, deren kriegerische Bewohner
	        
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