290 Der Seekrieg bis zur Erklärung der Unterseebootsblockade gegen England
Platz einnehmen konnten. Zu dieser Zeit sah man die Brücken der feindlichen Schiffe
am Horizont.
Um 11 Uhr 27 Minuten kam die Nachricht, daß drei Schiffe, scheinbar Kohlendampfer,
bei Port Pleasant gesichtet seien. Ich befahl daher „Bristol" und „Macedonia", diese
Dampfer zu zerstören. Der Feind hielt immer noch seine Distanz; ich gab daher
um 12 Uhr 20 Minuten den Befehl, das Feuer mit zwei Schlachtkreuzern und „Glas-
gow" zu eröffnen. Um 12 Uhr 55 Minuten fiel von der „Glasgow" der erste Schuß.
Einige Minuten später folgte „Jnvincible"; es wurde ein leichter Kreuzer beschossen.
Die Distanz war jetzt 16 500 Iards. „Leipzig", „Nürnberg" und „Dresden" drehten
nach Süstwest. „Kent", „Glasgow" und „Cornwall" verfolgten sie. Das Gefecht entwickelte
sich in drei verschiedenen Abteilungen; außerdem lag die Gefahr einer Landung vor.
Das Feuer der Schlachtkreuzer war auf „Scharnhorst" und „Gneisenau" gerichtet.
Um 1 Uhr 25 Minuten wendeten sich diese beiden sieben Punkte nach Backbord in Linie
und eröffneten das Feuer um 1 Uhr 30 Minuten. Wir liefen 24 Knoten, „Jnvincible"
in Linie voraus. Um 2 Uhr war der Abstand 16 450 Iards. Um 2 Uhr IO Minuten
war der Feind zehn Punkte nach Steuerbord abgebogen; wir mußten daher einen zweiten
Anlauf nehmen. Hierauf erwiderte der Feind um 2 Uhr 55 Minuten das Feuer.
Auf dem „Scharnhorst" wurde ein Feuer beobachtet; aber es schien nicht ernst, da es
merklich nachließ. Schüsse vom „Inflexible" trafen „Gneisenau". Um 3 Uhr 30 Mi
nuten drehte „Scharnhorst" sich zehn Punkte nach Steuerbord. Sein dritter Schornstein
war weggeschossen. Einige Geschütze feuerten nicht mehr; es sah aus, als ob die
Wendung den Zweck hätte, daß seine Steuerbord-Kanonen jetzt gebraucht werden sollten.
Unsere Beschießung schien mehr Wirkung zu haben, da mehr Rauch und Dampf zu sehen
waren und schließlich verursachte ein großes Loch in seinen Panzer eine Feuersäule. Um
4 Uhr 4 Minuten senkte sich „Scharnhorst" erheblich nach Backbord. Alle seine Flaggen
wehten bis zur letzten Minute. Um 4 Uhr 17 Minuten ging er unter.
„Gneisenau" lief auf der Außenseite seines Flaggschiffes und machte einen energischen
Versuch, unsere beiden Schlachtkreuzer zu beschießen. Um 5 Uhr 8 Minuten wurde der
erste Schornstein weggeschossen und legte sich gegen den zweiten. Um 5 Uhr 15 Minuten
bekam „Jnvincible" einen Schuß von „Gneisenau". Dieses war sein letzter entschiedener
Versuch. Um 5 Uhr 30 Minuten lag er stark aus Steuerbord über, Rauch und Dampf
von sich gebend. Ich gab den Befehl, das Feuer einzustellen, aber „Gneisenau" be
gann noch einmal, aus einer Kanone zu schießen. Um 5 Uhr 40 Minuten gingen
wir mit drei Schiffen näher heran. Er hatte noch seine Flaggen am Mast. Um 6 Uhr
legte sich „Gneisenau" sehr stark über. Wir konnten die Mannschaften auf Deck sehen,
bevor sie untergingen. „Gneisenau" hatte alle Munition verschossen. Als das Schiff
sank, retteten wir ungefähr 2OO Unverwundete aus dem Wasser. „Jnvincible" rettete
108 Mann. Leider starben durch das kalte Wasser 14 Mann, als sie an Bord kamen.
Sie wurden aus See am folgenden Tage mit allen militärischen Ehren bestattet.
Als um 1 Uhr „Dresden", „Nürnberg" und „Leipzig" einen anderen Kurs steuerten,
wurden sie von „Glasgow", „Kent", „Cornwall" und „Carnarvon" verfolgt, und um
3 Uhr wurde das Feuer mit „Leipzig" auf 1200 Iards eröffnet. Um 7 Uhr 17 Mi
nuten hatte „Leipzig" im Vorschiff Feuer. Das Schiff legte sich nach Backbord über
und verschwand um 9 Uhr. Wir konnten sieben Offiziere und elf Mann retten. Um
5 Uhr beschoß „Kent" die „Nürnberg", die um 6 Uhr 35 Minuten ihr Feuer einstellte.
Die Schiffe kamen auf 3300 Iards aneinander heran. „Nürnberg" sank um 7 Uhr
27 Minuten, und als sie sank, schwenkte eine Abteilung deutscher Mannschaften die deutsche
Flagge. Wir retteten zwölf Leute, von denen sieben am Leben blieben. „Kent" hatte
sieben Tote und zwölf Verwundete.