Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

286 Der Seekrieg bis zur Erklärung der Unterseebootsblockade gegen England 
und Wachfahrzeugen beschossen und zum Sinken gebracht. Der Kommandant und sechs 
undzwanzig Mann sind gefangen genommen, der zweite Offizier wird vermißt. 
Unser Unterseeboot 12, Kommandant Linienschiffsleutnant Egon Lerch, hat am 
21. Dezember vormittags in der Otrantostraße eine aus sechzehn großen Schiffen be 
stehende französische Flotte angegriffen, das Flaggschiff vom Typ „Courbet" 
zweimal anlanziert und beide Male getroffen. Die darauf in der feindlichen Flotte 
entstandene Verwirrung, die gefährliche Nähe einzelner Schiffe und der hohe Seegang 
bei unsichtigem Wetter verhinderten das Unterseeboot, über das weitere Schicksal des 
betreffenden Schiffes Gewißheit zu erlangen (vgl. S. 26). 
Zu dieser neuen Heldentat der uns verbündeten österreichischen Flotte schreibt „Danzers 
Armeezeitung": „Unser „12" war gegen die Straße von Otranto entsendet worden und 
sichtete, gegen steifen Südost mit schwerem Seegang, bei dichtem Regen ausarbeitend, 
am 21. Dezember 9 Uhr vormittags ungefähr 20 Meilen Nordwest der Insel Saseno 
eine Kolonne großer Schiffe in nordwestlichem Kurse. Bei der raschen Annäherung 
konnte gerade nur deren Zahl — 16 — und der Typ des führenden Flaggschiffes, das 
ist einer der vier „Courbet", ausgeforscht werden, dann mußte flugs die Angriffsposition 
eingenommen werden. Dies alles drängte sich in wenigen Minuten zusammen, und 
schon wurden in rascher Aufeinanderfolge zwei Torpedos lanciert; keine 30 Sekunden 
später verspürte die in atemloser Spannung harrende Bemannung des untergetauchten 
Bootes deutlich die Explosionen — also beide Torpedos Treffer! Rasch wieder an die 
Oberfläche manövrierend, sah Linienschiffsleutnant Lerch die feindlichen Schiffe zerstreut 
— die Lehre aus dem Falle „Hogue", „Aboukir" und „Cressy" war offenbar befolgt 
— auf dem getroffenen Flaggschiff ein Signal, aber in unmittelbarer Nähe seines 
Bootes den Sporn eines Schlachtschiffes den „Danton"-Klasse. Eilends untertauchend, 
ging's nun in schützender Tiefe aus dem Bereich der gewiß nach allen Seiten nach 
einem Periskop auslugenden feuerbereiten Schiffe. „II 12" mußte nun auf seine Rück 
kehr bedacht sein und erreichte auch wohlbehalten seinen Stationshafen, nicht ohne 
mehrere Stunden nach dem gelungenen Angriff elf französische Torpedofahrzeuge mit 
hoher Fahrt gegen Südost lausend gesichtet zu haben. Das stolze Gefühl der braven 
Bemannung, ein mächtiges Schlachtschiff, 23500 Tonnen, 12 30,5 w, 22 14 cm-- 
Geschütze und was nicht minder wichtig, gerade das Flaggschiff des gegnerischen Kom 
mandierenden gefechts- und seeuntüchtig gemacht zu haben, können wir annähernd nach 
empfinden, gewiß aber nicht in Worte kleiden." 
Das französische Panzerschiff war der „Jean Bart". Wie der „Matin" erfährt, 
traf der Torpedo den Vorderteil des Schiffes und verursachte ein großes Leck, so daß 
Wasser verschiedene Abteilungen füllte. Die Schotten wurden sofort geschlossen; das Leck 
wurde nach schwerer einstündiger Arbeit notdürftig gestopft. Durch Verstauen des 
Ballastes am Hinterteil wurde die Lage des stark nach vorn neigenden Panzerschiffes 
ausgeglichen. Es konnte aus eigener Kraft den nächsten Kriegshafen der Verbündeten 
erreichen, wo es bis Mitte Februar 1915 im Dock lag. 
13. Januar 1915. 
Amtliche österreichisch-ungarische Erklärung: Seit dem am 16. August 1914 erfolgten 
Untergang S. M. Schiffes „Zenta", hat keines unsrer Schiffe, Boote und Luftfahrzeuge, 
obwohl gegen sie genug Munition verschossen wurde, auch nur die geringste Beschädigung 
durch feindliches oder gar eigenes Geschützfeuer erlitten, kein einziger Mann der Flotte 
ist auch nur verwundet worden, während von der französischen Flotte das Unterseeboot 
„Curie" vernichtet und ein Schlachtschiff des Typs „Courbet" von zwei Torpedos ge 
troffen, also schwer beschädigt wurde. Seit dem 3. November 1914 ist außer Untersee 
booten kein einziges feindliches Schiff an unserer Küste auch nur gesehen worden.
	        
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