Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

278 Der Seekrieg bis zur Erklärung der Unterseebootsblockade gegen England 
11. November 1914. 
Wieder sind zwei deutsche Flieger über der englischen Küste beobachtet worden, und 
zwar einer über Sheerneß, ein anderer über Har wich. Die Flieger wurden von 
den Engländern erfolglos beschossen. 
9. Januar 1915. 
Ein „Zeppelin" und drei Flugzeuge flogen in großer Höhe über Calais in der Richtung 
nach Dover. In Calais wurden die Lustkanonen in Stellung gebracht; aber die 
deutschen Luftfahrzeuge setzten, ohne Schaden erlitten zu haben, ihre Fahrt fort. Der 
„Zeppelin" war aus Belgien gekommen und über Veurne und Dünkirchen geflogen. 
10. Januar. 
Nach englischer Meldung wurden sechzehn deutsche Flugzeuge über dem Kanal 
gesehen. Anscheinend wollten sie nach England; aber das Wetter zwang sie, in der 
Richtung Dünkirchen umzukehren. 
20. Januar. 
Amtliche deutsche Meldung: In der Nacht vom 19. auf den 20. Januar griffen 
Marineluftschiffe einige befestigte Plätze an der englischen Ostküste an. Hierbei 
wurden bei nebligem Wetter und Regen mehrfach Bomben mit Erfolg geworfen. Die 
Luftschiffe wurden beschossen, kehrten aber unversehrt zurück. 
Amtliche englische Meldung: Abends Va 9 Uhr warf ein lenkbares Luftschiff fünf 
Bomben über Iarmouth ab. Viele Häuser wurden zerstört und großer Schaden wurde 
angerichtet. Das Luftschiff blieb zehn Minuten über Iarmouth und warf darauf zwei 
Bomben über Sheringham nnd Crower ab, wo angeblich kein Schaden angerichtet 
wurde. In Iarmouth wurde ein Mann getötet. Zwei Bomben fielen an der Küste, 
zwei auf ein Gebäude nieder. Das Luftschiff war infolge der Dunkelheit nicht sichtbar; 
aber das Propellersurren war deutlich hörbar. Auch Lichtschein wurde in der Luft 
gesehen. Die Bomben wurden innerhalb zehn Minuten geworfen, woraus das Luftschiff 
über der Stadt weiterfuhr. Ein zweiter Zeppelin flog um 10 Uhr 15 Minuten über 
Kings Lynn. Er warf vier Bomben ab, ebenso bei Sandringham, das der König 
und die Königin, die nach London gefahren waren, einige Stunden vorher verlassen 
hatten. Hierbei wurden zwei Häuser zerstört, eins beschädigt, mehrere Personen getötet 
und verwundet. Ein drittes Luftschiff wurde die Themse entlang fliegend aus der Höhe 
von Gravesend gegen 10 Uhr abends gesichtet. 
Nördlich der holländischen Insel V lieland waren nachmittags drei Zeppeline gesehen 
worden, die in westlicher und nördlicher Richtung fuhren. Offenbar handelt es sich um 
dieselben, die dann die englische Küste bombardierten. Sie haben ihren Flug übers 
Meer anscheinend gemeinsam gemacht und sich dann an der englischen Küste getrennt. 
Ueber den Angriff auf Iarmouth berichtet die „Times": „In Iarmouth gab es 
um 1 / i 9 Uhr abends einen Knall, als wenn eine große Kanone in der Hauptstraße der 
Stadt abgeschossen worden wäre. Ohne Rücksicht aus die Vorsichtsmaßregeln, die ihnen 
die Behörden erteilt hatten, verließ der größte Teil der Einwohner die Häuser und eilte 
auf die Straßen, um zu sehen, was es gebe. Gleich daraus wurde Geschrei in fünf 
oder sechs Gegenden der Stadt gehört. Nun entstand eine fürchterliche Panik, denn die 
Behörden ließen sofort das elektrische Licht auslöschen, und die Menschen in den Straßen 
mußten, so gut es in der Dunkelheit ging, ihre Wohnungen aufsuchen. Es war klar, 
daß die Ursache dieses Wirrwarrs ein Luftfahrzeug war. Von welcher Art, ließ sich 
zunächst nur vermuten, aber man nahm allgemein an, daß es ein Luftschiff war, denn 
es waren Scheinwerfer in großer Höhe gesehen''worden. Das feindliche Luftfahrzeug 
wurde nicht wieder entdeckt. Es wurde auch in Iarmouth gegen den Angreifer nichts 
unternommen; die Truppen halsen der Polizei nur, die Beschädigungen festzustellen. Bis
	        
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