Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

250 R u ß l and während des ersten K r i e g s h a l b j ä h r e s 
alle diese Umstände bewirken, daß jegliche Kriegsepisode, mag sie nun die eine yder andere 
Armee der Verbündeten Mächte betreffen, alle anderen Heere gleichmäßig in Mitleiden 
schaft zieht: Ein Bajonettangriff auf feindliche Schützengräben an der Äser oder in den 
Argonnen ist unserem Herzen ebenso lieb und teuer, als unseren westlichen Verbündeten 
eine Eroberung feindlicher Stellungen in Polen oder Galizien ist. Die Heldentat eines 
Belgiers, Engländers oder Franzosen gleicht derjenigen eines russischen Soldaten so sehr, 
daß der Eindruck erweckt wird, als vollzögen sich alle Geschehnisse unter ein und derselben 
Fahne. Leute, die dem Laufe der Operationen nur von ferne folgen, können sich fragen, 
ob der Grad des Kräfteeinsatzes für den Krieg auf der englisch-französischen Front den 
Anstrengungen entspricht, die wir auf unseren Kriegsschauplätzen machen. Aber heute, wie 
stets, kann keiner der Parteien ein Vorwurf gemacht werden. Alle Unternehmungen unserer 
Verbündeten beweisen bis ins kleinste die Kühnheit ihrer Truppen, die außergewöhnliche 
Kunst ihrer Führer und ihren unabänderlichen Entschluß, alle von den Deutschen errich 
teten Hindernisse niederzuwerfen und den Kriegsbrand in deutsches Land hineinzutragen." 
29. Januar 1915. 
Der Zar hat die sofortige Bewilligung von 17*/- Mill. Rubel für alsbaldige Herstellung 
einer Eisenbahn von Petrosawodsk (am Onegasee, durch Bahn mit Peters 
burg verbunden) nach dem Meerbusen von Sorozkaja im Weißen Meer genehmigt. 
Militärische Maßnahmen 
Ende Oktober 1914. 
Der Zar hielt an die Pagen und Junker, die als Offiziere in den Krieg ziehen sollten, 
im großen Palais in Zarskoje Selo eine Ansprache, in der er unter anderem sagte: 
„Pagen und Junker, prägt es euch ins Herz ein, was ich euch jetzt sagen will: .Ich 
zweifle keinen Augenblick an euerem Mut und euerer Tapferkeit, aber ich brauche euer 
Leben notwendig, und ein unnötiger Verlust von Offizieren könnte die schicksalsschwersten 
Folgen mit sich führen. Ich bin überzeugt davon, daß jeder von euch, wenn es die Not 
wendigkeit erfordert, sein Leben opfern wird, aber entschließt euch dazu nur, wenn es die 
äußerste Not erfordert; im anderen Falle bitte ich euch, euch so viel wie möglich in acht 
zu nehmen. Ich segne euch, meine lieben Kinder, euch zukünftige Offiziere meiner tapferen 
Armee. Ich wünsche euch Glück zu euerer Ernennung zu Offizieren. Gott gebe euch 
Gesundheit, Ruhm und alles mögliche Gute!" 
Anfang Dezember 1914. 
Die sämtlichen Jahrgänge des russischen Landsturms (Opoltschenie, Reichswehr) in allen 
Gouvernements werden einberufen. Wohl absichtlich hat man in Petersburg nicht be 
kanntgegeben, ob es sich um die Einberufung der Reichswehr 1. oder 2. Aufgebots handelt. 
Die russische Reichswehr wird im Krieg aus Mannschaften gebildet, die vom 19. Dienstjahr an 
in diese Kategorie übergetreten sind. Außerdem gehört zur Reichswehr die waffenfähige männ 
liche Bevölkerung, die nicht dem stehenden Heere (Linie und Reserve) angehört. Das erste Auf 
gebot der Reichswehr umfaßt alle aus der Heeresreserve Entlassenen und die überzählig 
Gebliebenen, die nicht zum Heeresdienst einberufen wurden. Das zweite Aufgebot der Reichs 
wehr besteht aus den zurückgestellten Familienerhaltern und dem Rest der noch zum Waffendienst 
Tauglichen. Die Uniformierung und Bewaffnung ist nicht einheitlich. 
15. Januar 1915. 
Ein Ukas des Zaren beruft vom Rekrutenjahrgang 1915 vorzeitig für sofort 585 000 
Mann ein. 
1. Februar 1915. 
In den Militärbezirken Petersburg, Moskau, Kiew, Odessa, Kaukasus und Irkutsk 
sind nach der Verordnung vom 23. November 1914 Schulen für die beschleunigte Aus 
bildung von Offizieren eröffnet worden.
	        
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