246 R uß l a n d währe n d d e s e r st e n K r i e g s h a l b x a h r e s
der Verbündeten unerschütterlich ist und täglich fester wird. Sie zielt allein auf die Zer
störung der militärischen Macht des Feindes ab, um eine Lage in Europa zu schassen, die
diesem gestattet, sich eines festen Friedens zu erfreuen. Zu diesem Werke trägt jeder der
Verbündeten sein Teil bei, indem sie sich gegenseitig energisch unterstützen. Unsere Ver
bündeten haben die Anstrengungen. Rußlands bewundert, das unzählige Bataillone in
den Kampf mit den vorerwähnten drei Reichen auf einer ungeheueren Front entsandte.
Unsererseits schätzen wir ungeheuer die beispiellose Tapferkeit der Verbündeten; wir geben
uns vollkommene Rechenschaft von dieser Unterstützung zu Lande und zu Wasser. Ich
erwähne noch Belgien, das heldenhafte, dessen Taten und Leiden ihm unsterblichen
Ruhm eintragen. Ich benütze die Gelegenheit, inmitten der Vertreter des Landes unseren
Verbündeten herzlichen Dank für ihre tätige Hilfe auszusprechen. Unser enges Bündnis
hat noch eine andere wichtige Bedeutung und hat sich neulich erweitert durch die Nachricht
der finanziellen und wirtschaftlichen Entente, deren Bedeutung für die
Erfüllung unserer komplizierten Probleme Ihnen nicht entgehen wird. Es geht aus dieser
Entente Rußlands mit seinen Verbündeten hervor, daß sie den Kampf mit Deutschland
in dem definitiven Entschluß weiterführen, ihn zu einem guten Ende zu bringen...
Das kürzlich veröffentlichte Orangebuch zeigte, daß die Ereignisse am Bosporus, die
dem E i n g r e i f e n d e r T ü r k e i in den Krieg unmittelbar vorangingen, das Ergebnis
deutscher Hinterlist gegen das osmanische Reich waren... Alle Handlungen der Türkei
seit dem Erscheinen der „Goeben" in den Dardanellen geschahen unter dem Drucke
Deutschlands, aber die Bemühungen der Türkei, die Verantwortung dafür abzulehnen,
hemmen ihren Sturz in den Abgrund nicht mehr, dem sie unrettbar zutreibt. Die Ereig
nisse an der russisch-türkischen Grenze, durch die sich die russischen Waffen neuen Ruhm
erworben haben, werden Rußland den Problemen näher bringen, die sich cm- sein
Streben nach einem Ausgang zum freien Meere knüpfen...
Unser Eintreten für Serbien, das Rußland Ehre gebracht hat, geschah unter der
machtvollen Wirkung unserer Gefühle für die verschwisterte Nation, deren Seelengröße
im gegenwärtigen Kriege die enge Verbindung der beiden Länder herbeigeführt hat."
Der Minister erwähnte mit Befriedigung, daß auch Montenegro für die gemein
same Sache kämpfe. Er ging dann auf Griechenland über und sagte: „Die Be
ziehungen Rußlands zu diesem erprobten Freunde Serbiens sind von vollendeter Herz
lichkeit. Die Bestrebungen des griechischen Volkes, die Qualen derjenigen seiner
Religionsgenossen, die unter türkischem Joche seufzen, zu beenden, finden bei der kaiser
lichen Regierung volle Zustimmung." Von Rumänien sagte Sasonow, die russisch
rumänischen Beziehungen seien von dauerhafter Stetigkeit. Er verwies auf die
russenfreundlichen Kundgebungen, die unausgesetzt während des ganzen Herbstes in
Bukarest und im ganzen Lande anhielten und die feindselige Gesinnung der Rumänen
gegen Oesterreich-Ungarn deutlich zum Ausdruck brachten.
Der Minister fuhr fort: „Sie erwarten gewiß, daß ich nun ganz besonders über die
Haltung derjenigen am Kriege nicht beteiligten Länder spreche, denen ihr eigener Vorteil
gebietet, sich der Sache Rußlands und seiner Verbündeten anzuschließen. In der Tat hat
sich die öffentliche Meinung dieser Staaten, die für die Verwirklichung der nationalen
Ideale lebhaft empfindet, längst in diesem Sinne ausgesprochen. Sie werden jedoch
begreifen, daß ich auf diese Frage nicht näher eingehe, da ja die Regierungen dieser Län
der, mit denen wir in freundschaftlichen Beziehungen sind, noch keine endgültigen Be
schlüsse gefaßt haben..." Nun ging der Minister auf das Verhältnis zwischen Rußland
und Persien über und sagte: „Vor dem Kriege mit der Türkei war es uns gelungen,
den Jahrhunderte alten türkisch-persischen Streit durch die Abgrenzung des Gebietes vom
Persischen Golfe bis zum AraratMebirge zu beenden. Dadurch haben wir Persien den