16 Die Ereignisse auf den serbisch-montenegrinischen Kriegsschauplätzen
Die Serben hatten nicht einmal Zeit, ihre Geschütze und Vorräte in Sicherheit zu bringen
oder unbrauchbar zu machen. Infolgedessen war die Beute der österreichisch-ungarischen
Truppen verhältnismäßig groß und für die Serben unersetzbar; auch die Zahl der ge
fangenen Serben übersteigt sicher 8000."
Nach einer ergänzenden Meldung des „Az Est" über die Kämpfe um Valjevo, gelang
es schweren österreichisch-ungarischen Batterien vom Berge Tubanjoi südlich von Kame-
nica aus die panzerartige Deckung der hartnäckigen Widerstand leistenden serbischen Ar
tillerie auf dem Bergrücken Zlaturic nach mehrstündigem mörderischem Feuer zu zer
stören, wodurch der Betonschutzring Baljevos durchbrochen war. Die aus ihren Deckungen
vertriebenen serbischen Artilleristen mußten unter Zurücklassung der Geschütze über Osi-
janic südlich flüchten, worauf die österreichisch-ungarische Infanterie und der Landsturm
durch die von Artillerie gebrochene Bresche Valjevo erstürmten. Trotz der angeordneten zwei
tägigen Rast verfolgten die österreichisch-ungarischen Truppen den Feind noch zwei Kilo
meter weiter und besetzten sämtliche Valjevo umgebenden Höhen von Nordost bis Südwest.
Die Siege an der Kolubara und bei Lazarevac und Einnahme von Uzice
Am 16. November 1914 begann die Ileberschreitung der Kolubara in
breiter Front. In den folgenden Tagen kam es zu fortwährenden Kämpfen unter un
günstigsten Witterungsverhältnissen mit Ueberschwemmungen im Flußtale und meter
hohem Schnee auf den Berghängen. Unterdessen war die Drinaarmee über Valjevo und
südwärts gegen das Moravatal zu vorgestoßen. Die Savearmee aber breitete sich unge
achtet der furchtbaren Schwierigkeiten am Ostufer der Kolubara immer weiter aus und
erstürmte am 26. November die starke Stellung bei Lazarevac, das Zentrum der feind
lichen Defensivfront an der unteren Kolubara, eine mächtige Position mit Höhen bis
385 Meter, die ziemlich steil, glacisartig, gegen die versumpfte Niederung der Kolubara
abfallen. Die „Neue Freie Presse" schreibt darüber: „Das Gelände ist hier offen, seine
natürliche Defensivkraft ist bedeutend. Die Leistungen der stürmenden Truppen, böh
mischer Regimenter, sind unter diesem Gesichtspunkte zu beurteilen; ihre Angriffe über
die versumpfte Niederung, die im Infanterie-, Maschinengewehr- und Artilleriefeuer des
Gegners lag, auf starke, seit Jahren ausgebaute und vervollständigte Befestigungen
gehörten zu den schwierigsten Unternehmungen. Während dieser Kämpfe überschritten
andere Teile der österreichisch-ungarischen Armee die mittlere Kolubara und rückten in
der allgemeinen Richtung Valjevo-Cacak vor. Die Marschstraßen dieser Kolonnen gingen
über Moravci, über Planinica, dann über den Berg Maljen, westlich davon am Ober
lauf der Kamenica, und schließlich von Valjevo über Kosjerici, wobei Höhen bis zu 1000
Meter zu überwinden waren."
Teile dieser Streitkräste besetzten am 27. November 1914 die Stadt Uzice, den End
punkt der Bahn, die von der mittleren Morava durch das Tal der westlichen Morava
nahe an die bosnische Ostgrenze führt. Von hier aus sollte eine Verbindung mit der
bosnischen Ostbahn über Mokragora geschaffen werden. Die Stadt ist somit ein wichtiger
Kommunikationsknoten und liegt am Eingänge in das Tal der westlichen Morava, das
seiner zahlreichen Verbindungen wegen eine durch die Natur gegebene Operationslinie
vorstellt. Die Bahn war bisher von den Serben als Nachschublinie benützt worden,
sowohl für ihre Einbruchsversuche nach Bosnien, wie auch für den Verpflegungs- und
Munitionstransport zu jenen serbischen Heeresteilen, die im nordwestlichen Serbien auf
traten. Die Besetzung von Uzice war daher ein Ereignis von größter Tragweite.
An der Kragujewatsch-Verteidigungslinie leisteten die Serben noch
einen erbitterten Widerstand und versuchten unter Aufbietung aller Mittel, die längs der
dortigen Höhen siegreich vordringenden österreichisch-ungarischen Truppen aufzuhalten.